Microsoft-Update: Ist mein Windows-10-Rechner bald Elektroschrott?

Microsoft stellt die Updates für das Betriebssystem Windows 10 ein.
Microsoft hatte 2021 angekündigt, ab Herbst 2025 keine Updates mehr für Windows 10 bereitzustellen. Eine Leserin fragt, was das für ihren acht Jahre alten Laptop bedeutet?
Grundsätzlich bedeutet das angekündigte Supportende nichts Gutes, leider! Denn ohne regelmäßige Updates gegen die stetig neu entdeckten Sicherheitslücken in Windows werden die Rechner leichte Beute für Hacker. Das bringt darauf gespeicherte persönliche Daten ebenso in Gefahr wie sensibles Firmenwissen. Schutzsoftware und Firewalls von Drittanbietern helfen nicht, weil auch sie die Schwachstellen in Microsofts Betriebssystem nicht beheben.
Zwar bietet Microsoft Windows-10-Nutzern seit der Markteinführung von Windows 11 Gratis-Updates auf die neue Software an. Doch erst PCs, die ab 2018 in den Handel kamen, erfüllen die Hardwareanforderungen, die Microsoft für die Installation vorgibt. Entscheidend ist unter anderem, dass der Rechner ein sogenanntes „Trusted Platform Module 2.0“ besitzt, kurz „TPM 2.0“ genannt. Das ist ein spezieller Sicherheits-Chip auf der Platine, der es erlaubt, moderne Computer wirksamer gegen Hackerangriffe zu schützen als ältere Hardware.
Wer aber einen Rechner ohne solch einen Chip besitzt, und bei einem Computer wie dem unserer Leserin, der von 2017 stammt, ist das der Fall, für den ist das Updateversprechen so wertlos wie für Millionen andere Computerbesitzer, deren ältere Windows-PCs mit Microsofts Support-Ende bislang als Alteisen zu enden drohten. Aufschub bekamen bis vor wenigen Tagen nur Unternehmen, die ein „ESU“ genanntes Abo abschließen, das rund 60 Euro pro Rechner und Jahr kostet. Nur damit, das war bisher die Konzernlinie, gibt’s noch ein paar Jahre sicherheitskritische Updates.
Kein Wunder also, dass die seit Jahren unter Kaufzurückhaltung der PC-Anwender leidende Computerbranche vor diesem Hintergrund auf eine kräftig anziehende Nachfrage nach neuen Rechnern gesetzt hat. Doch die hält sich in Grenzen. Einen massiven Absatzschub jedenfalls erlebt bisher keiner der großen Computerbauer.
Und so dämmert auch inzwischen Microsoft offenbar, dass sich große Teile der Kundschaft einem erzwungenen Wechsel auf Windows 11 verweigern. Seit Monaten steht der Konzern vehement in der Kritik dafür, dass das Support-Ende zig Millionen von technisch ansonsten noch völlig intakten Computern in Elektroschrott verwandeln würde. Eine auch mit den selbstgesetzten Nachhaltigkeitszielen des Konzerns im Grunde unvereinbare Strategie.
Zudem läuft der Umstieg offensichtlich extrem schleppend. Auch dreieinhalb Jahre nach dem Marktstart von Windows 11 ist der Vorgänger nach Erhebungen der Marktforscher von Statcounter mit gut 53 Prozent aller genutzten Windows-Versionen die aktuell am weitesten verbreitete Betriebssystemgeneration. Windows 11 kam im Mai dieses Jahres auf gut 43 Prozent Verbreitung. Zum Vergleich bei den vergangenen drei Betriebssystemversionen von Apples MacOS dauerte es jeweils rund ein halbes Jahr, bis der Nachfolger den Vorgänger beim Marktanteil überholt hatte.
Und so rudert Microsoft nun tatsächlich wenigstens etwas zurück. In einem gerade veröffentlichten Blogbeitrag hat Yusuf Mehdi, Chef des Marketings fürs Konsumentengeschäft, angekündigt, dass Windows-10-Nutzer nun doch noch für eine verlängerte Übergangsfrist von einem weiteren Jahr bis zum 13. Oktober 2026 zumindest monatlich „kritische und wichtige Sicherheits-Updates“ erhalten können. Sprich, Microsoft bietet das zunächst nur für Unternehmenskunden angekündigte ESU-Programm nun doch auch Privatnutzern an.
Voraussetzung, um auch nach Oktober noch Sicherheits-Updates zu erhalten ist, dass sich Nutzer, wie die WiWo-Leserin über einen speziellen Einrichtungsassistenten für das Programm anmelden, den Microsoft ab Juli schrittweise auf Windows-10-Rechnern bereitstellt. Ab Mitte August soll die Software allgemein verfügbar sein. Dabei bietet der Konzern drei Optionen an, wie sich Interessierte den ESU-Support für ihren Rechner freischalten können.
Entweder können sie kostenlos die Windows-Backup-Funktion aktivieren, die Einstellungen des Rechners in die Cloud synchronisiert. Alternativ lassen sich bei der Anmeldung 1000 der sogenannten Reward-Punkte einlösen, die Nutzer von Microsofts Edge-Browser unter anderem damit sammeln können, dass Sie mithilfe von Microsofts Bing-Suchmaschine im Netz recherchieren. Oder sie zahlen als dritte Option einmalig 30 US-Dollar für den erweiterten Support; wobei „lokale Preise abweichen können“, wie Mehdi im Blog schreibt.
Besitzerinnen und Besitzer älterer Windows-Rechner bekommen nun also zumindest eine Gnadenfrist. Während der gibt es zwar keine funktionalen Erweiterungen für die angejahrte Software, wohl aber einen angemessenen Schutz gegen gefährliche Schwachstellen im Betriebssystem. Und das dürfte den meisten Computernutzern völlig reichen.
Und für die denen Microsofts Hin- und Her trotzdem nachhaltig die Freude an der Software vergällt hat, oder für all jene, die ein Faible fürs Tüfteln haben, gibt es ja inzwischen durchaus noch weitere Möglichkeiten, mit denen sich der Rechner auch nach dem verschobenen Support-Ende im Oktober 2026 vor dem Verschrotten bewahren lässt.
Ein zweites PC-Leben mit Chrome OS oder Linux
Der Umstieg nämlich auf ein alternatives Betriebssystem wie beispielsweise Linux oder Chrome OS Flex von Google. Beide Plattformen lassen sich auf vielen Rechnern installieren, für die Microsoft keine Windows-10-Updates und keine Windows-11-Umstiegsoption mehr anbietet. Chrome OS Flex, schreibt Google, sollte zumindest auf Rechnern, die nach 2010 gebaut wurden, in der Regel zuverlässig funktionieren. Linux, von denen es allerdings verschiedene Varianten gibt, sogenannte „Distributionen“, arbeitet teilweise auch auf weit älteren Rechnerkonfigurationen noch stabil.
Wie sich das Google-Betriebssystem auf ältere PCs installieren lässt, beschreiben die Experten des IT-Magazins „PC-Welt“ hier. Zwei interessante (von den vielen möglichen) Linux-Distributionen, die sich auch ohne vertieftes Programmier-Know-how auf Windows-Hardware installieren lassen, stellt das Team von heise.de hier vor.
Klar aber bleibt, egal ob Chrome OS oder Linux, die Bedienkonzepte beider Plattformen erfordern zum einen etwas Umgewöhnung gegenüber dem Microsoft-Betriebssystem. Und zum anderen gibt es die aus der Windows-Welt vertrauten Anwendungsprogramme nur in Ausnahmefällen auch als identische Software/Apps für Linux oder Chrome OS.
In vielen Fällen gibt es zwar vergleichbare Anwendungen auch für die Windows-Alternativen, oftmals sogar als Open-Source-Programme sogar lizenzkostenfrei. Doch ein 1:1-Umstieg ist diese Möglichkeit, ältere Rechner nach dem Windows-Support-Ende weiter zu nutzen, nicht. Ohne ein Mindestmaß an technischer Neigung und Kompromissfähigkeit keine praktikable Option.
Haben Sie auch eine Frage? Schreiben Sie uns: Leserfrage@wiwo.de
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Hinweis: Dieser Text wurde erstmals am 25. November 2024 veröffentlicht. Wir haben ihn am 25. Juni 2025 aufgrund der Änderungen an Microsofts Supportplänen aktualisiert und zeigen ihn erneut.













