Spötter wenden ein, mit Stiften auf Tablet-Computern zu schreiben sei so sinnvoll, wie die Montage einer Wählscheibe an einem Smartphone. Doch nach Ansicht von Experten ist die Kombination aus analogem Eingabegerät und digitalem Block alles andere als absurd.
Immer, wenn auch im Alltag Stift und Notizbuch zum Einsatz kommen, biete sich die Verwendung von Tablet und Eingabestift mit passenden Apps an, sagt Tim Bosenick, Geschäftsführer des auf Nutzenforschung spezialisierten Beratungsunternehmens GfK SirValUse Consulting. "Denn Parallelen zur realen Welt erleichtern auch den Umgang mit elektronischen Medien."
Noch allerdings müssen die digitalen Schreiber ein paar technische Limitationen überwinden. Vor allem bei der Genauigkeit, mit der sich mit ihnen arbeiten lässt. Anders als die einst spitzen Schreibgeräte früherer Palm-Pilot-Organizer besitzen heute fast alle Stifte technisch bedingt eine mehrere Millimeter breite Spitze aus Gummi oder Silikon.
Nebeneffekte von Multitouch
Tablet-Stifte
Der Stift ist leicht wie ein Bleistift und eignet sich für langes Arbeiten. Die Spitze ist schlanker als die vieler anderer Tablet-Stifte.
Wer den Griffel umdreht, kann mit dem integrierten Kuli weiterschreiben.
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Seine Gummispitze bietet ein recht weiches, aber nicht unpräzises Schreibgefühl.
Mit elf Zentimeter Länge gehört der Stylus zu den kleineren Exemplaren digitaler Stifte. Dennoch lässt sich damit längere Zeit unverkrampft arbeiten.
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Der komplett aus Aluminium gefertigte Stift ist eine Reminiszenz an die gute alte Wachsmalkreide und liegt genauso gut in der Hand. Das Schreibgefühl mit dem weichen Gummi-Knubbel ist gewöhnungsbedürftig, aber angenehm. Leider verdeckt die Spitze viel Displayfläche.
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Der Digitalstift besitzt eine Schreibspitze aus klarem Kunststoff, durch die der Nutzer genau sieht, wo er auf dem Display arbeitet.
Zudem kann der Jot Touch mit unterschiedlicher Strichstärke schreiben, wenn der Benutzer stärker aufs Display drückt.
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Der Stift hat eine sehr dünne Spitze. Dafür benötigt Aiptek einen externen Empfänger für die iPad-Ladebuchse. Er erfasst Position und Strichstärke exakter, macht es aber erforderlich, den Stift gelegentlich neu zu kalibrieren.
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Der Grund ist, dass ältere Touch-Displays tatsächlich auf den physischen Stift- oder Fingerdruck reagierten. Die modernen Touch-Bildschirme dagegen werden von den durch Finger oder Stiftkuppe ausgelösten elektrischen Spannungsveränderungen an der Oberfläche aktiviert.
Was das Schreibvergnügen auf iPad und Co. noch zusätzlich mindert, ist eine weitere Eigenschaft der modernen Glasdisplays: ihre sogenannte Multitouch-Fähigkeit. Sie ist im Tablet-Einsatz sonst durchaus gewünscht. Denn sie erst ermöglicht die charakteristische Gestensteuerung. Damit zoomt der Benutzer etwa durch Aufspreizen und Zusammenziehen der Finger in Texte oder Bilder hinein und hinaus.
Beim Schreiben aber – wenn neben dem Stift auch der Handballen auf dem Tablet aufliegt – führt die Multitouch-Funktion zu einem unerwünschten Nebeneffekt: Nicht nur, wo der Stift über die Ober- fläche fährt, erscheinen Buchstaben und Worte. Auch wo die Hand auf dem Glas liegt, vermutet das Tablet Eingaben und zeichnet Striche aufs virtuelle Papier.