Softwareunternehmen Wie die SAP-Gründer um ihr Lebenswerk kämpfen

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Wildern im SAP-Revier

Neuer Co-Chef Hagemann Snabe Quelle: AP

Gerade für die Walldorfer aber wird diese Entwicklung nun langsam gefährlich. Denn die neuen Konglomerate, zu denen IT-Konzerne wie HP oder IBM inzwischen geworden sind, wildern kräftig im Revier von SAP, obwohl sie eigentlich Partner sind, die bisher vor allem bei Dienstleistungen rund um die Einführung von SAP-Programmen halfen oder ihre Hardware dazu verkauften. 

IBM-Chef Sam Palmisano etwa hat in den vergangenen Jahren durch Spartenverkäufe den Umsatzanteil von Hardware zurückgefahren und konzentriert sich verstärkt auf die Beratung beim Zusammenbau von IT-Systemen sowie auf die Auswertung riesiger Datenmengen. Dieses Geschäft ist jedoch seit dem Kauf von Business Objects auch eine Domäne von SAP, eine wichtige zumal, weil sie echtes Neuland für die Walldorfer darstellt.

HP-Boss Mark Hurd wiederum setzt auf die Kombination von Hard- und Software und hat zu diesem Zweck 2008 den IT-Dienstleister EDS geschluckt, um seinen Kunden ein umfassendes Angebot aus einer Hand machen zu können.

"Weitgehend ein Ein-Produkt-Anbieter"

Richtig in die Vollen gegangen ist SAP-Erzrivale Oracle. Nicht nur, dass Konzernchef Larry Ellison in den vergangenen fünf Jahren insgesamt deutlich mehr als 30 Firmen übernommen hat. Neuerdings tritt der ehemalige US-Datenbankspezialist sogar als Komplettanbieter auf. Erst kürzlich gab die EU-Kommission grünes Licht für den im vergangenen Jahr angekündigten Kauf des US-Großrechner-Herstellers Sun Microsystems. Damit kann Ellison seinen Kunden künftig nicht nur Unternehmenssoftware anbieten, sondern gleichzeitig auch Rechner mit komplett vorinstallierten Programmen – ein wichtiger Wettbewerbsvorteil. 

„Während SAP weitgehend ein Ein-Produkt-Anbieter geblieben ist, haben Kunden bei Oracle schon heute die Auswahl aus einer ganzen Palette von Produkten und verschiedenen Betriebsmodellen“, sagt Stefan Ried vom amerikanischen IT-Marktbeobachter Forrester: Das bedeutet: Unternehmenskunden können beispielsweise entscheiden, ob sie ihre Oracle-Datenbanken oder -Software für Buchhaltung und Personalwesen in ihrem eigenen Firmennetzwerk betreiben, ob sie via Internet auf diese Programme zugreifen oder ob sie eine Mischform aus beidem wählen.

Diese Wahlmöglichkeit wird in Zukunft immer wichtiger: „Das neue Paradigma bei der Nutzung von Business-Software lautet Cloud Computing“, sagt Jim Holincheck, Analyst beim amerikanischen IT-Analysehaus Gartner. Das sogenannte Cloud Computing bezeichnet die Bereitstellung von Software zur Miete übers Internet. Ausgerechnet auf diesem Gebiet tut sich SAP bisher aber enorm schwer, wie die mehrfach verschobene Software Business By Design für Mittelständler beweist. Mehr noch: „Ein vergleichbares Cloud-Angebot auch für Konzerne hat SAP noch gar nicht in der Pipeline“, sagt Forrester-Analyst Ried.

Schicksal scheint besiegelt

Amerikaner sehen die Zukunft des deutschen Vorzeige-Softwarehauses viel emotionsloser als die Gründer und hiesigen Politiker, die sich auf der jährlichen IT-Messe Cebit in Hannover gern mit den Stars aus Walldorf präsentieren. Jenseits des Atlantik jedenfalls scheint das Schicksal von SAP bei einigen längst besiegelt – egal, wie Plattners Bemühungen um den Erhalt der Selbstständigkeit ausgehen.

„Schlussendlich“, meint Peter Goldmacher, Analyst bei der US-Bank Cowen, über den Ausgang des Kampfes um SAP, „werden sie übernommen werden.“

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