Elektromobilität Autos sollen bald drahtlos laden

Mit elektromagnetischen Feldern können Forscher aus Braunschweig E-Busse kabellos aufladen. Diese Technik haben sie nun für Autos weiterentwickelt.

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Nach zwei Jahren können die Forscher der TU Braunschweig nicht nur Busse, sondern auch E-Autos drahtlos laden. (Foto: TU Braunschweig)

Nur kurz an der Ampel halten, schon ist der Akku wieder voll – dass Fahrer von Elektroautos ihre Fahrzeuge drahtlos und bequem laden können, ist zwar noch Zukunftsmusik. Die Praxis hat aber längst gezeigt, dass die Technik funktioniert: Seit 2014 werden in Braunschweig Elektrobusse kontaktlos an Haltestellen geladen. Dieses Prinzip haben Ingenieure des Niedersächsischen Forschungszentrums für Fahrzeugtechnik (NFF) der Technischen Universität Braunschweig jetzt für Autos weiterentwickelt.

„Schnelles und unkompliziertes Laden kann der Elektromobilität zu mehr Nutzerakzeptanz verhelfen“, sagt Professor Bernd Engel, Leiter des Instituts für Hochspannungstechnik und Elektrische Energieanlagen (elenia) der TU Braunschweig. Dass das induktive Laden von Elektroautos in der Praxis funktioniert, soll im kommenden Monat ein Test mit Taxis zeigen. Sie sind für die Technik besonders gut geeignet, da sie an markanten Haltepunkten lange stehen und auf Kunden warten – Zeit, in der die Akkus bequem induktiv geladen werden können.

Autos laden an Bushaltestellen

Das passiert genauso rasch wie an Schnellladesäulen, allerdings drahtlos, mittels elektromagnetischer Induktion. Dazu wird eine stationäre Spule im Boden eingelassen, während die zweite Spule unter dem Auto montiert wird. Zwischen den beiden Spulen wird ein Magnetfeld aufgebaut, das den Strom in das Fahrzeug überträgt.

Das System im Auto darf dabei nicht zu groß und zu schwer werden, denn gerade bei Stromern spielt das Gewicht eine entscheidende Rolle: Je schwerer das Auto, desto mehr Energie wird benötigt und desto geringer ist die Reichweite. Zudem dürfen die Kosten nicht aus dem Ruder laufen.

Geladen werden die E-Autos über elektromagnetische Felder. Dazu wird eine Spule unter dem Fahrzeugboden montiert. (Foto: TU Braunschweig)

Für ihr Projekt können die Wissenschaftler auf die vorhandenen Ladestationen für Elektrobusse zurückgreifen. Vor zwei Jahren haben sie bereits den ersten induktiv-ladenden E-Bus in den Braunschweiger Linienverkehr gebracht. Die entsprechenden Stationen sind an drei Haltestellen installiert, unter denen sich die Spulen für das elektromagnetische Feld befinden. Normalerweise werden, während die Fahrgäste ein- und aussteigen, hier E-Busse mit 160 Kilowatt geladen – nun können hier auch Elektroautos „tanken“.

Damit das möglichst schnell geht, haben die Braunschweiger Wissenschaftler eigens eine Ladetechnologie mit einer Leistung von zehn Kilowatt entwickelt. Damit können Akkus genauso schnell aufgeladen werden, wie es bisher nur mit Schnellladesäulen möglich ist. Und es soll noch schneller gehen: Die Forscher arbeiten bereits an einer Ladeleistung von 20 Kilowatt. „Wir sind auf einem guten Weg“, zeigt sich Professor Markus Henke, Vorstandsmitglied des NFF, überzeugt.

„Notwendig für die Einführung von Elektrofahrzeugen“

„Das induktive Laden halte ich für wichtig und notwendig für die Einführung von Elektrofahrzeugen insgesamt“, so Henke. Für eine kurze Zeit sei das Laden mit Kabel interessant. Selbst Ingenieure wie er würden aber schnell die Lust daran verlieren, macht der Professor deutlich. „Man muss einfach nur das Auto abstellen und der Rest muss von selber gehen.“

Der Kundenkomfort sei notwendig, um die Fahrzeuge im Markt zu etablieren. „Ich glaube fest daran, dass induktives Laden der Grundbaustein für die Elektromobilität ist“, sagt Henke. Ab dem kommenden Jahr soll die Technik marktreif sein, in Serie produziert werden könnte das schnell ladende System ab 2021.

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