Seit Jahresbeginn Costa Rica versorgt sich zu 100 Prozent mit Ökostrom

Wind, Wasser, Geothermie. Costa Rica versorgt sich seit über 80 Tagen komplett mit Ökostrom.

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Vergangenes Jahr schrieb El Hierro Geschichte - als erste Insel, die sich ohne Geothermie vollständig über erneuerbaren Strom versorgt.

Nun folgt der Kanareninsel ein kleines Land in Mittelamerika nach. Denn seit Jahresbeginn deckt Costa Rica seinen Energiebedarf zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien. Das gab das (staatliche) Energie-Institut "Instituto Costarricense de Electricidad" (kurz ICE) bekannt. Costa Rica ist damit seinem ehrgeizigen Ziel, das erste CO2-neutrale Land der Welt zu werden, einen großen Schritt näher gekommen.

Regenfälle ermöglichen Ökostrom-RekordParadoxerweise hat ausgerechnet das schlechte Wetter diesen Rekord möglich gemacht: Durch starke Regenfälle haben die Wasserkraftwerke mehr Energie erzeugen können, als dies etwa im vergangenen Jahr der Fall war – da hatte starke Trockenheit dem Land zu schaffen gemacht, das normalerweise rund zwei Drittel seiner Energie durch Wasserkraft erzeugt.

Dennoch ist dieses erste Quartal 2015 kein Zufall. Denn schon im gesamten Jahr 2014 hat das Land seinen Strombedarf zu 94% über Ökostrom gedeckt.

Die Umweltschutzorganisation WWF hat schon 2014 gewürdigt, dass Costa Rica als erstes Land Lateinamerikas kurz davor stehe, einen historischen Meilenstein zu setzen: "100 Prozent erneuerbaren Strom zu erzeugen", das berichtet das Portal Telepolis.

Wind, Wasser und GeothermieÜberraschenderweise macht Solarenergie in dem sonnigen Land nur einen sehr geringen Anteil am Energiemix aus. Denn Wind- und Wasserkraft liefern genug Strom. Vulkane sorgen zudem für heißen Dampf, weshalb neben Wasserkraft vor allem Geothermie (rund 15 Prozent) für Energiesicherheit sorgt.

In den 1990er Jahren baute das Energieinstitut ICE die erste nennenswerte Geothermieanlagen und investiert seit über zehn Jahren auch in die Windkraft. Nicht zuletzt, weil die mittelamerikanischen Staaten die negativen Folgen des Klimawandels immer deutlicher spüren.

Das ICE ist eine wichtige Triebfeder für die grüne Transformation. Der Staatskonzern gilt als einer der effizientesten in Lateinamerika und konnte sich bislang auch erfolgreich gegen Privatisierungsbemühungen wehren - trotz jahrelanger Unterfinanzierung.

Andere Länder wollen Costa Rica folgenOhne den Erfolg Costa Ricas schmälern zu wollen: Eine Bevölkerung von knapp fünf Millionen Einwohnern, die reich an regenerativen Energieträgern ist, erleichtert die Energieversorgung. Zumal ein typischer Haushalt in Costa Rica nur halb so viel Strom verbraucht, wie ein deutscher.

Der Anteil der Erneuerbaren Energien an der Bruttostromerzeugung betrug in Deutschland im Jahr 2014 nach Angaben des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) 25,8 Prozent.

Dass Staaten überwiegend mit Wasserkraft auskommen können, zeigen auch Paraguay, Albanien oder Norwegen seit Jahren.

Nachbarn wollen nachziehenDem Beispiel Costa Ricas wollen bald auch seine Nachbarländer folgen. Panama bezieht derzeit 60 Prozent seiner Energie aus Wasserkraft, will aber unabhängiger von Importen und Wetterbedingungen werden. Nicaragua hat eine noch beeindruckendere Entwicklung hinter sich:

Mittlerweile kommt dort die Hälfte der Energie aus Geothermie, Biomasse, Wasser- und Windkraft. Zum Vergleich: 2007 waren es noch 27 Prozent gewesen. Mittelfristig will das Land die 90-Prozent-Grenze knacken.

Aber auch die Regierung Costa Ricas um Luis Guillermo Solís lehnt sich nicht zurück: Im vergangenen Jahr beschloss sie ein Programm von knapp einer Milliarde Dollar für neue Kraftwerke. Wenn diese ans Netz gehen, rechnen Experten damit, dass der Strompreis dort von sieben auf fünf Cent pro Kilowattstunde sinken könnte.

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