
Soll der Klimawandel aufgehalten werden, darf sich die Erde nicht weiter erwärmen. Um das erreichen zu können, müssen die weltweiten Nettotreibhausgasemissionen zwischen 2045 und 2060 auf null gesenkt werden – so das Fazit der UN-Klimakonferenz im vergangenen Jahr in Paris. Jüngst von der Financial Times veröffentlichte Zahlen zeigen: Die 20 größten Volkswirtschaften der Welt sind zwar auf dem Weg dorthin – aber Luft nach oben ist noch massig.
Im Jahr 2015 haben die G20-Staaten acht Prozent ihres Stroms aus erneuerbaren Energien (ausgenommen Wasserkraft) bezogen. Verglichen mit 2010 (4,6 Prozent) haben sie den Anteil an Solar-, Wind-, Biomasse- und geothermischer Energie damit fast verdoppelt. Klingt eigentlich gut. Der Vergleich der Nationen untereinander zeigt jedoch, dass einige Länder noch Nachholbedarf haben.

EU-weit sind im vergangenen Jahr 18 Prozent der Energie nachhaltig erzeugt worden. Deutschland führt mit rund einem Drittel Ökostrom-Anteil das innereuropäische Ranking an, danach folgen Großbritannien (24 Prozent), Italien (21 Prozent) und Frankreich (19 Prozent). Auch Brasilien und Australien sind mit jeweils 13 und 11 Prozent an erneuerbaren Energien auf einem guten Weg.
Den USA fehlt ein Konzept
In den USA und in China sieht es dagegen wesentlich schlechter aus: Hier produzieren erneuerbare Energien gerade mal acht beziehungsweise fünf Prozent des Stroms. Während China den Ausbau erneuerbarer Energien mit Investitionen in Milliardenhöhe fördert, fehlt in Amerika ein echter nationaler Plan.
Ein Konzept, das landesweite Ziele für den Ausbau der erneuerbaren Energien vorgibt, existiert nicht. 29 der 50 US-Bundesstaaten haben sich zwar selbst bereits ehrgeizige, wenn zum Teil auch freiwillige Ziele auferlegt.
So will etwa Vermont bis 2032 75 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Quellen beziehen und Kalifornien bis 2030 50 Prozent. Diese Staaten sind mit der Grund, warum auch in den USA die Erneuerbaren schneller wachsen als andere Arten der Stromerzeugung. Zwölf Bundesstaaten, allesamt von Republikanern dominiert, haben allerdings noch keine Ziele festgelegt.
Das dürfte sich so schnell auch nicht ändern: Präsident Barack Obama hat zwar versucht, den Anteil an fossilen Energiequellen in den USA zu reduzieren. Und auch die demokratische Kandidatin für die Präsidentschaftswahl im November, Hillary Clinton, will im Fall eines Wahlsiegs Obamas Kurs fortführen. Beiden steht jedoch der amerikanische Kongress im Weg, dessen Abgeordnete zum Teil in der fossilen Industrie tätig sind.