Verkehr Vier Gründe, warum Fahrradwege die Wirtschaft ankurbeln

Fahrradwege sind gut für die Wirtschaft in Innenstädten und sollten gefördert werden - das legt ein Bericht aus den USA nahe.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Das Fahrrad als alternatives Verkehrsmittel ist bisher vor allem in Europa etabliert und Städte wie Kopenhagen und Amsterdam zeigen, wie nachhaltige fahrradgerechte Stadtplanung aussehen kann. Metropolen wie London ziehen mit spektakulären Infrastrukturprojekten wie Bike-Highways nach.

In Amerikas Innenstädten scheint sich der Trend zum Rad jedoch noch nicht durchzusetzen. Jetzt haben die beiden amerikanischen Vereine PeopleForBikes und die Alliance for Biking & Walking einen Bericht veröffentlicht, der in den USA zum Umdenken in Sachen Fahrradfahren führen soll. So gäbe es in den gesamten USA bisher weniger als 350 Kilometer an gesonderten Radwegen, rechnet die Studie vor. "Aber Argumente wie die in unserem Bericht lassen hoffen, dass sich das bald ändern", erklären die Autoren gegenüber dem Guardian.

In dem Report mit dem Titel "How 21st Century Transportation Networks Help New Urban Economies Boom" (hier als PDF) führen die beiden Vereine vier Gründe an, wieso eine bessere Fahrradinfrastruktur die Wirtschaft von Städten ankurbelt.

1. Fahrradwege machen Immobilien wertvollerJe näher Wohnungen und Häuser an Fahrradwegen liegen, je wertvoller sind sie, erklären die Herausgeber der Studie. Ihre Begründung: Fahrrad-und Fußwege ermöglichen es den Bewohnern der Gegend, sich schnell und unkompliziert zu bewegen. Außerdem mache es mehr Spaß, durch Straßen zu fahren und zu laufen, wenn weniger Autos unterwegs sind, so die Erklärung.

Das führt im Gegenzug zu steigenden Immobilienpreisen. So kostet ein Haus oder eine Wohnung in Minneapolis im Schnitt 510 US-Dollar (rund 370 Euro) mehr, für jede 500 Meter, die es näher an einem Fahrradweg liegt. (Die Frage ist hier allerdings, ob Fahrradwege nicht per se in teureren Vierteln liegen, weil die lokale Verwaltung mehr Geld für ihren Ausbau hat.)

2. Fahrradwege kurbeln den Umsatz im Handel anDas Argument scheint einleuchtend: Fahrradfahrer sind gegenüber Autofahrern die besseren Kunden. Sie fahren langsamer an Geschäften vorbei und können die Schaufenster besser betrachten. So ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie anhalten und das Geschäft betreten, da sie nicht umständlich nach einem freien Parkplatz suchen müssen.

So würden beispielsweise in Portland Fahrradfahrer rund 24 Prozent mehr "shoppen", als Menschen die mit dem Auto unterwegs sind. Ein ähnlicher Trend zeichnet sich in New Yorks Stadtteil Manhattan ab. Seitdem dort in der 9th Avenue ein neuer Fahrradweg in Betrieb ist, verzeichnen die Händler in der direkten Umgebung einen Anstieg von 49 Prozent im Verkaufsvolumen. Geschäfte, die weiter weg von dem Fahrradweg liegen, können zur gleichen Zeit einen Anstieg von lediglich drei Prozent verzeichnen.

3. Mitarbeiter sind fitter und produktiver, wenn sie radelnEigentlich braucht dieser Grund keine weitere Erklärung. Denn auch wenn Fahrradfahrer einem höheren Unfall-Risiko ausgeliefert sind und sie mehr Abgase einatmen als Autofahrer, haben schon zahlreiche Studien erkannt: Fahrradfahren stärkt die Gesundheit. Die Herausgeber der amerikanischen Untersuchung erkennen außerdem noch einen anderen Trend: Wer mit dem Fahrrad ins Büro kommt, ist produktiver.

So seien radelnde Arbeitnehmer im Schnitt 32 Prozent seltener krank, 52 Prozent produktiver und hätten Gesundheitskosten, die um 55 Prozent niedriger liegen als die der Kollegen, die mit dem Auto ins Büro kommen.

4. Mehr Fahrradwege machen Arbeitgeber attraktiverUnternehmen die schnell mit dem Fahrrad zu erreichen sind, sind die attraktiveren Arbeitgeber. Das sorgt dafür, dass Unternehmen, die gut an Fahrradwege angebunden sind, sich ihre Mitarbeiter eher aussuchen können als Firmen, die irgendwo im Nirgendwo beheimatet sind.

Außerdem brauchen Unternehmen keine riesigen Parkplätze, wenn sie nahe an Fahrradwegen liegen. Wie es Ed Irison von dem amerikanischen Technologieunternehmen Mutual Mobile gegenüber dem Guardian erklärt: "Wir zwängen uns lieber in ein Büro in Downtown anstatt großzügige Flächen am Ende der Welt zu haben." Die Büros von Mutual Mobil liegen im Stadtzentrum von Austin. Irison glaubt, dass es gerade Fahrradwege sind, die es seinem Unternehmen ermöglichen, weiter in der Innenstadt zu residieren.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%