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Keyless-Go-SystemeMit Funkschlüsseln haben Autoknacker leichtes Spiel

Egal ob Audi A3, BMW Siebener oder Ford EcoSport: Mit selbstgebauter Billigtechnik tricksen Kriminelle die Funkschlösser von Autos fast aller Hersteller aus. Doch die Industrie wiegelt ab.Thomas Kuhn 21.03.2016 - 13:30 Uhr

Platz 1

Hersteller: Land Rover
Modell: Range Rover 3.0 TD (LG)
pro 1.000 versicherte wurden 57,4 Autos geklaut
73.096 Euro betrug der durchschnittl. Schadenaufwand für die Kaskoversicherung
Quelle: GDV (Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V.)

Foto: PR

Platz 2

Hersteller: BMW
Modell: X6 Xdrive 40d
pro 1.000 versicherte wurden 27 Autos geklaut
42.477 Euro betrug der durchschnittliche Schadenaufwand für die Kaskoversicherung
Quelle: GDV

Foto: PR

Platz 3

Hersteller: Toyota
Modell: Lexus RX350
pro 1.000 versicherte wurden 17,2 Autos geklaut
45.974 Euro betrug der durchschnittliche Schadenaufwand für die Kaskoversicherung
Quelle: GDV

Foto: PR

Durchschnittlicher Schaden auf Rekordhöhe

Nach der Kfz-Diebstahlstatistik 2014, die der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) am 14. Oktober 2015 veröffentlichte, kamen im Laufe des Jahres insgesamt 17.895 Pkw ihren rechtmäßigen Besitzern abhanden. Obwohl die Zahl der Autodiebstähle damit um 4,8 Prozent sank, zahlten die Versicherer mit rund 262 Millionen Euro fast die gleiche Entschädigungssumme an ihre Kunden wie im Vorjahr (- 0,7 %). Der Grund: Der durchschnittliche Wert eines geklauten Autos erreichte mit knapp 14.650 Euro eine neue Rekordhöhe (+ 4,3 %).

Foto: PR

Platz 4

Hersteller: Toyota
Modell: Land Cruiser 3.0D
pro 1.000 versicherte wurden 13,9 Autos geklaut
37.290 Euro betrug der durchschnittliche Schadenaufwand für die Kaskoversicherung
Quelle: GDV

Foto: PR

Platz 5

Hersteller: Audi
Modell: S5 4.2 FSI
pro 1.000 versicherte wurden 11,3 Autos geklaut
32.842 Euro betrug der durchschnittliche Schadenaufwand für die Kaskoversicherung
Quelle: GDV

Foto: PR

Platz 6

Hersteller: BMW
Modell: X5 / X6 3.0 SD
pro 1.000 versicherte wurden 11,3 Autos geklaut
37.948 Euro betrug der durchschnittliche Schadenaufwand für die Kaskoversicherung
Quelle: GDV

Foto: PR

Berlin bleibt Hauptstadt (der Autodiebe)

Die mit weitem Abstand höchste Diebstahlrate ergab sich wie im vergangenen Jahr für Berlin. Im Laufe des Jahres 2014 wurden allein hier mehr als 3.100 Autos gestohlen, was einer Diebstahlrate von 3,5 pro 1.000 kaskoversicherten Pkw entspricht. Über die geringste Diebstahlrate (0,1 pro 1.000 kaskoversicherte Pkw) konnten sich Autofahrer in Bayern freuen, wo 2014 nur rund 800 Autos geklaut wurden. Im Bundesdurchschnitt lag die Diebstahlrate bei 0,5.

Foto: PR

Platz 7

Hersteller: Audi
Modell: RS5 4.2
pro 1.000 versicherte wurden 10 Autos geklaut
50.841 Euro betrug der durchschnittliche Schadenaufwand für die Kaskoversicherung
Quelle: GDV

Foto: PR

Platz 8

Hersteller: Audi
Modell: S4 Avant 3.0
pro 1.000 versicherte wurden 9,6 Autos geklaut
29.434 Euro betrug der durchschnittl. Schadenaufwand für die Kaskoversicherung
Quelle: GDV

Foto: PR

Platz 9

Hersteller: Volkswagen
Modell: T4 Caravelle, Multivan 2.5 TDI
pro 1.000 versicherte wurden 9,1 Autos geklaut
12.800 Euro betrug der durchschnittl. Schadenaufwand für die Kaskoversicherung
Quelle: GDV

Foto: PR

Opel weniger gefragt bei Langfingern

Betrachtet man modellunabhängig die Entwicklung bei den Marken, so müssen sich Opel-Fahrer deutlich weniger Sorgen um einen Diebstahl ihres Autos machen: 2014 wurden mit rund 500 Stück knapp 20 Prozent weniger Opel gestohlen als im Vorjahr; die Diebstahlrate sank von 0,2 auf 0,1 pro 1.000 kaskoversicherte Pkw.

Foto: PR

Platz 10

Hersteller: BMW
Modell: 535 D
pro 1.000 versicherte wurden 8,9 Autos geklaut
18.276 Euro betrug der durchschnittliche Schadenaufwand für die Kaskoversicherung
Quelle: GDV

Foto: PR

Auch Hyundai kommt kaum weg

Schaut man modellunabhängig nur auf die bei Dieben begehrtesten Marken, so zeigt sich: die ersten vier Plätze gehen an die Premiumhersteller Land Rover (4,5), Audi (1,2), BMW (0,9) und Porsche (0,9). Dann folgt überraschend Honda – deren Kompakt-SUV CR-V zu den besonders gefragten Beutestücken zählt (4,5). Am wenigsten Interesse bei Kriminellen wecken die Marken Hyundai (hier im Bild der Tucson) und Opel, wo jeweils nur 0,1 von 1.000 Autos gestohlen gemeldet werden.

Foto: PR

Platz 11

Hersteller: Land Rover
Modell: Range Rover Sport 2.7 TD
pro 1.000 versicherte wurden 8,8 Autos geklaut
41.825 Euro betrug der durchschnittliche Schadenaufwand für die Kaskoversicherung
Quelle: GDV

Foto: PR

Platz 12

Hersteller: BMW
Modell: M3 Coupé
pro 1.000 versicherte wurden 8,5 Autos geklaut
37.320 Euro betrug der durchschnittl. Schadenaufwand für die Kaskoversicherung
Quelle: GDV

Foto: PR

Wählerisch sind Langfinger auch bei der Ortswahl

Auf dem bundesweiten Durchschnittsniveau von 0,5 Diebstählen finden sich Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein, am sichersten ist das eigene Auto in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Bayern. Dort wurden jeweils 0,2 von 1.000 Pkw als gestohlen gemeldet.

Foto: PR

Es wäre mal ein Lichtblick gewesen für die von Abgastrickserei und Grenzwertdiskussionen geplagte Autobranche. Dank laufend verbesserter Technik sei es der Autoindustrie gelungen „die Zahl der Diebstähle seit 1999 um 87 zu reduzieren”, lobte Matthias Wissmann – einst Bundesverkehrsminister und jetzt als Präsident des Verbands der Autoindustrie (VDA) oberster Autolobbyist des Landes – im Januar noch seine Branche.

Doch lange, so scheint es, dürfte sich der Verband an diesem Erfolg nicht mehr erfreuen können. Grund sind brisante Testergebnisse des ADAC, die der Automobilclub vergangene Woche veröffentlicht hat. Danach haben eine Vielzahl von Modellen in- und ausländischen Autohersteller eine haarsträubende Sicherheitslücke bei berührungslosen Schlüsselsystemen.

Die Keyless-Technik macht es Dieben geradezu sträflich leicht, Autos ohne Einsatz von Gewalt und völlig spurlos innerhalb von Sekunden zu öffnen, sie zu starten und damit zu verschwinden. Eine Übersicht der vom ADAC getesteten und für solche Attacken anfälligen Fahrzeuge und Hersteller, die der WirtschaftsWoche vorliegt, liest sich wie das Who-is-Who der internationalen Autobranche. Sie umfasst Kleinwagen, SUVs und Luxuskarossen, und sie reicht vom aktuellen Audi A3 über BMWs Siebener, Fords Eco-Sport und den Lexus RX 450h bis zu den jüngsten Baureihen von VWs Volumenmodellen Golf und Touran.

Hersteller: Audi
Modell: A3
Erstzulassung: Oktober 2015

Foto: Audi

Hersteller: Audi
Modell: A4
Erstzulassung: September 2015

Foto: Audi

Hersteller: Audi
Modell: A6
Erstzulassung: September 2014

Foto: Audi

Hersteller: BMW
Modell: 730d
Erstzulassung: August 2015

Foto: BMW

Hersteller: Citroën
Modell: DS4 CrossBack
Erstzulassung: k.A.

Foto: Citroën

Hersteller: Ford
Modell: EcoSport
Erstzulassung: Oktober 15

Foto: WirtschaftsWoche

Hersteller: Ford
Modell: Galaxy
Erstzulassung: Mai 2014

Foto: WirtschaftsWoche

Hersteller: Honda
Modell: HR-V
Erstzulassung: Juni 2015

Foto: Honda

Hersteller: Hyundai
Modell: Santa Fe CRDi
Erstzulassung: August 2015

Foto: WirtschaftsWoche

Hersteller: Kia
Modell: Optima
Erstzulassung: November 2015

Foto: Kia

Hersteller: Lexus
Modell: RX 450h
Erstzulassung: Dezember 2015

Foto: WirtschaftsWoche

Hersteller: Mazda
Modell: CX-5
Erstzulassung: März 2015

Foto: WirtschaftsWoche

Hersteller: Mini
Modell: Clubman
Erstzulassung: August 2015

Foto: Mini

Hersteller: Mitsubishi
Modell: Outlander
Erstzulassung: Dezember 2013

Foto: Mitsubishi

Hersteller: Nisan
Modell: Leaf
Erstzulassung: Mai 2012

Foto: Nissan

Hersteller: Nisan
Modell: Qashqai+2
Erstzulassung: November 2013

Foto: Nissan

Hersteller: Opel
Modell: Ampera
Erstzulassung: März 2012

Foto: Opel

Hersteller: Renault
Modell: Trafic
Erstzulassung: November 2015

Foto: WirtschaftsWoche

Hersteller: Range Rover
Modell: Evoque
Erstzulassung: September 2015

Foto: Range Rover

Hersteller: SsangYong
Modell: Tivoli XDi
Erstzulassung: September 2015

Foto: Ssangyong

Hersteller: Subaru
Modell: Levorg
Erstzulassung: August 2015

Foto: WirtschaftsWoche

Hersteller: Toyota
Modell: RAV4
Erstzulassung: Dezember 2015

Foto: Toyota

Hersteller: VW
Modell: Golf GTD
Erstzulassung: Oktober 2013

Foto: Volkswagen

Hersteller: VW
Modell: Touran 5T
Erstzulassung: Dezember 2015

Foto: Volkswagen

„Jeder von uns seit Anfang 2016 untersuchte Wagen mit Keyless-Technik hat diese Schwachstelle“, sagt Arnulf Thiemel, Experte für Automobilelektronik vom  ADAC-Technikzentrum in Landsberg am Lech. „Nach unseren Schätzungen sind Hunderttausende Fahrzeuge betroffen.“ Alles, was es brauche, um die Wagen zu öffnen und zu starten, sei handelsübliche Funktechnik und das technische Verständnis eines Elektronik-Azubis oder aus dem Elektrotechnik-Grundstudium.

Fluch der Bequemlichkeit

Die Sicherheitslücke steckt in einem Extra, das die Autohersteller mittlerweile in fast allen Fahrzeugklassen und in der Regel gegen gut dreistellige Aufpreise anbieten: Sogenannte Keyless-Schließsysteme, kleine meist streichholzschachtelgroße Funkmodule, die es Autobesitzern ermöglichen ihre Fahrzeuge zu öffnen und zu starten, sofern sie die Sender nur nah genug ans, beziehungsweise ins Auto bringen. 

Wie IT-Experten einen BMW geknackt haben
Der Hack
Schritt 1
Schritt 2
Schritt 3
Schritt 4
Wo der Hacker ins Spiel kommt

Den Schlüssel ins Tür- oder Zündschloss zu stecken, ist nicht mehr nötig. Weil die Funkverbindung zwischen Sender und Fahrzeug ein bis zwei Meter weit reicht, genügt es, ihn in der Tasche zu haben. Das Auto öffnet sich, sobald der Besitzer nah genug herantritt und an den Türgriff packt. Der Fahrer seigt ein, startet per Knopfdruck den Motor und fährt los — ohne den Schlüssel je aus der Tasche zu holen. Umgekehrt verriegelt das System den Wagen, sobald der Fahrer – und in seiner Tasche der Sender – sich weiter als ein paar Schritte vom Auto entfernen.

So weit, so gut. Oder eher: So weit, so schlecht.

Wie man ein Hightech-Auto knackt

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von Sebastian Schaal

Problematisch wird der Komfort, wenn Hacker die Funkverbindung zwischen Sicherheitsmodul und Auto mit eigener Sendetechnik verlängern. Das ist möglich, obwohl die Sendeleistung des Sicherheitsmoduls im Fahrzeug, das den Wagen entsperrt und den Startknopf am Armaturenbrett aktiviert, nach ADAC-Messungen nur kurz bis vors Auto reicht. Dafür funkt der Schlüssel umso weiter. Die ADAC-Tester haben nach eigenen Angaben aus mehr als zehn Metern Distanz noch verwertbare Signale empfangen. Das reiche locker, um sich als Dieb mit einem eigenen Empfänger vor die Haustür zu stellen, die Codes zu empfangen und an ein eigenes Sendemodul zum Fahrzeug zu übertragen.

Besonders perfide: Indem die Diebe den Austausch der Sicherheitscodes zwischen Schlüssel und Auto über die ihre Funkbrücke einfach weiter leiten, müssen sie nicht einmal den – üblicherweise verschlüsselten – Entsperrbefehl fürs Auto selbst knacken. Denn Schlüssel und Auto glauben ja, direkt miteinander zu kommunizieren.

Neuer Rekord: Die Schadenssumme der Autodiebstähle in Deutschland hat im vergangenen Jahr mit mehr als 474 Millionen Euro einen neuen Spitzenwert erreicht. Insgesamt wurden 36.388 Autos gestohlen – immerhin 1.100 weniger als 2013. Das ergab eine Erhebung des Verbraucherportals für Produkt- und Preisvergleiche billiger.de (2,82 Millionen Nutzer im Monat laut AGOF). Das sind die deutschen Lieblingsstädte der Autodiebe.

Foto: dpa

Platz 10: Hamburg

In der Hansestadt wurden je 100.000 Zulassungen 253 gestohlene Kraftwagen gemeldet. Damit liegt Hamburg 149 Prozent über dem Bundesdurchschnitt und auf dem zehnten Platz des Autodiebe-Rankings.

Foto: dpa

Platz 9: Magdeburg

Einst eine Trabi-Hochburg, heute eine Hochburg der Autodiebe: Mit 257 gestohlenen Kraftwagen je 100.000 Zulassungen landet die Stadt Magdeburg auf dem neunten Platz und liegt damit 153 Prozent über dem Bundesdurchschnitt.

Foto: dpa

Platz 8: Leipzig

Wer in Leipzig sein Auto abstellt, sollte sich das ebenfalls gut überlegen, denn hier kommen bei 100.000 zugelassenen Kraftwagen 274 weg. Damit liegen die Leipziger Autodiebstähle prozentual um 170 Punkte über dem Bundesdurchschnitt.

Foto: dpa

Platz 7: Potsdam

In Potsdam liegen die Autodiebstähle sogar 189 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Dort werden 293 gestohlene Kraftwagen je 100.000 Zulassungen gestohlen. Dafür gibt es Platz sieben.

Foto: dpa

Platz 6: Dresden

In Dresden werden 333 Kraftwagen geknackt und gestohlen auf Basis von 100.000 Zulassungen. Damit liegt die ostdeutsche Stadt satte 228 Prozent über dem Bundesdurchschnitt dem Durchschnitt und gerade mal auf Platz sechs des Diebstahl-Rankings.

Foto: dpa

Platz 5: Aachen

Knapp davor landet etwa die Stadt am Dreiländereck: Aachen. Dort werden je 100.000 Zulassungen 403 Kraftwagen gestohlen gemeldet. Eine Quote von 298 Prozent über dem Bundesdurchschnitt und damit Platz fünf.

Foto: dpa

Platz 4: Frankfurt an der Oder

Noch ein wenig gefährlicher parken Autobesitzer ihre Fahrzeuge in Frankfurt an der Oder. Dort kommt man auf 469 gestohlene Kraftwagen je 100.000 Zulassungen. Das sind immerhin schon 362 Prozent über dem Bundesdurchschnitt.

Foto: dpa

Platz 3: Cottbus

In Cottbus liegt man bei den Autodiebstählen sogar 389 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Denn auf Cottbus' Straßen werden 496 gestohlene Kraftwagen je 100.000 Zulassungen gemeldet.

Foto: dpa

Platz 2: Berlin

Die Bundeshauptstadt ist Vize im Diebstahlranking. Mit einer Quote von 425 Prozent über dem Bundesdurchschnitt kommt Berlin auf den zweiten Platz - mit 532 gestohlenen Kraftwagen je 100.000 Zulassungen.

Foto: dpa

Platz 1: Görlitz

Nur in einer Stadt kommen noch mehr Autos abhanden: in Görlitz. Hier sind es unschlagbare 616 gestohlene Kraftwagen je 100.000 Zulassungen, womit die Stadt an der Grenze zu Polen 507 Prozent über dem Bundesdurchschnitt liegt.

Foto: dpa

Das Fahrzeug öffnet sich dann wie von Zauberhand, wenn etwa der Schlüssel auf der Garderobe neben der heimischen Haustür liegt und der Wagen auf der Straße davor parkt. „Die Hersteller scheinen kurzfristig keine technische Lösung zu haben, mit der sie die Lücke schließen könnten“, klagt ADAC-Mann Thiemel.

MWC

Volvo schafft den Autoschlüssel ab

von Jürgen Rees

Leichter, so scheint es jedenfalls, ließen sich Fahrzeuge noch nie ohne Schlüssel entführen. Weshalb das Verfahren in einschlägigen Kreisen offenbar immer häufiger zum Einsatz kommt. Polizeibehörden aus Hessen und Rheinland-Pfalz jedenfalls berichteten im zweiten Halbjahr 2015 mehrfach von Diebstählen, bei denen „die Autoknacker offenbar neue Entsperrverfahren auf Basis von Funktechnik nutzten“. Vergangene Woche erst dokumentierte das ZDF-Magazin „WiSo“ den Diebstahl eines BMW durch Übertragung der Keyless-Signale, den die Überwachungskamera des Fahrzeugbesitzers aufgezeichnet hatte.

Keyless-Diebstahl hinterlässt keine Spuren

Brecheisen, Dietrich, Schraubenzieher – was immer sonst bisher um Einsatz kam, um fremde Fahrzeuge zu entwenden, ist inzwischen jedenfalls überflüssig. Das Problem für Diebstahlsopfer: Weil das Auto – sofern es noch einmal auftaucht – keinerlei Aufbruchsspuren aufweist, könnten die Versicherer versuchten Versicherungsbetrug unterstellen, oder zumindest fahrlässigen Umgang mit den Autoschlüsseln – und die Leistung verweigern.

Besser gesicherte Funkmodule, die etwa erkennen, wie lange ein Signal unterwegs ist und daraus ableiten, ob sich jemand Unbefugtes in die Verbindung gehackt hat, werden wohl frühestens 2017 marktreif, heißt es in der Branche.

Dabei ist die Erkenntnis, dass sich Keyless-Schließssysteme mithilfe von Funktechnik übertölpeln lassen, alles andere als neu. Schon im Januar 2011 hatte eine Forschergruppe der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich in einer umfangreichen Analyse detailliert beschrieben, dass und wie das funktionieren kann. Nur die Entwicklungsabteilungen der Autohersteller scheint diese Erkenntnis anschließend nicht erreicht zu haben.

Auf die Problematik angesprochen, reagiert der VDA mit Standardformulierungen. Der Rückgang der Diebstahlzahlen zeige, dass „die Maßnahmen der Automobilhersteller zur Verbesserung des Diebstahlschutzes sehr wirksam waren und sind“. Die Frage, ob Keyless-Systeme aus Sicht der Industrie angesichts der dokumentierten Fälle genauso sicher seien, wie herkömmliche Zünd- und Türschlüssel, beantwortet der VDA gar nicht erst. Wieso die Hersteller fünf Jahre lang keine Konsequenzen aus den Zürcher Erkenntnissen gezogen haben, auch darauf gibt es keine Antwort vom VDA. Statt dessen der Hinweis, dass das organisierte Verbrechen die Sicherheitsmechanismen, „durch den Einsatz von Spezialtechnologie und mit hoher krimineller Energie zu überwinden“ versuche.

Blechdose kann gegen Hightech-Diebstahl helfen

Spezialtechnologie? Für den Technikexperte Thiemel sind das nur Ausflüchte. Die ADAC-Tester hätten ihre Funkbrücke mit paar Standardbausteinen aus dem Elektronikhandel selbst gebaut. Kostenpunkt ein paar Hundert Euro, erzählt er. „Von Spezialtechnik keine Spur.“

Bleibt den Besitzern von Autos mit Keyless-Systemen also vorerst nur, sich selbst zu schützen. Einfach die Batterie aus dem Schlüsselmodul zu nehmen, ist jedenfalls keine Lösung, denn dann bleibt der Wagen auch Ihnen verschlossen, beziehungsweise springt gar nicht erst an.

Als Ausweg empfiehlt sich ein technischer Kniff, den auch Geschäftsleute nutzen, um zu verhindern, dass Hacker unbemerkt die Mikrofone ihrer Mobiltelefone aktivieren und so beispielsweise vertrauliche Verhandlungen mithören: Solange verhandelt wird oder der Wagen vor der Türe parkt, lagern Handy oder Funkschlüssel in einer Blechdose mit Deckel.

Im Fall der Keyless-Systeme aber ist auch das nur dann leidlich verlässlich, sofern die Blechbox absolut strahlungsdicht ist. Technikexperten empfehlen daher den Selbsttest: Nur dann, wenn der Wagen sich nicht einmal dann öffnet, wenn der Fahrer die verschlossene Dose samt Schlüssel darin direkt nebens Auto hält, haben auch die Hacker keine Chance.

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