Auto-Experte Dudenhöffer zu verringerter Kaufprämie: „Die Ampelkoalition zieht der E-Mobilität den Stecker“
Die Ampel zieht den Stecker.
Foto: imago imagesDie Kaufprämie für E-Autos, so raunen derzeit viele, sorge vor allem für Mitnahmeeffekte bei den Autokonzernen: Sie setzten die Preise ihrer Modelle ein paar tausend Euro höher an, als es betriebswirtschaftlich eigentlich notwendig wäre. Ihre Profite steigen, weder den Kunden noch dem Markt ist damit gedient. Entsprechend plausibel erscheint die Gesetzesänderung, welche die Ampelkoalition jetzt auf den Weg gebracht hat. Ab dem Jahreswechsel sinken die Kaufprämien für Elektroautos, statt 6000 Euro gibt es beim Kauf eines Neuwagens mit einem Listenpreis von bis zu 40.000 Euro nur noch 4500 Euro Prämie, für teurere Autos sinkt der Zuschuss auf 3000 Euro. Die verringerte Förderung, so die verbreitete Annahme, könnten die Konzerne durch niedrigere Preise ausgleichen, ohne selbst in Schwierigkeiten zu geraten.
Das jedoch sei ein Trugschluss, warnt jetzt Ferdinand Dudenhöffer: „Die Ampelkoalition zieht der E-Mobilität den Stecker.“ Ursache dafür seien die langen Wartezeiten bei E-Autos und Hybriden, sagt der Automobilexperte. „Wer heute ein E-Auto oder einen Hybrid bestellt, kann ja überhaupt nicht absehen, wann der Kauf genau stattfinden wird“, erläutert Dudenhöffer. Erst wenn der Kauf vollzogen wird, kann jedoch die Prämie beantragt werden. Hybridverkäufe bremse das schon jetzt drastisch, da deren Förderung zum Jahresende ohnehin ausläuft, „und sich heute ja keiner mehr sicher sein kann, ob ein jetzt bestellter Hybrid bis dahin auch ausgeliefert wird“.
Platz 10
Den letzten Platz in der Bestseller-Liste belegt ein Premium-Stromer aus Ingolstadt. Audis E-Tron schafft 5590 Neuzulassungen im ersten Halbjahr, wie die aktuelle Halbjahresauswertung des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) zeigt. Der E-Tron GT kommt auf 1179 ausgelieferte Modelle.
Foto: imago imagesPlatz 9
Ein Elektroauto aus Tschechien fährt derweil auf Platz 9 in der Halbjahres-Bestenliste. Der Skoda Enyaq kommt auf 5940 Neuzulassungen. Das SUV startet preislich bei gut 42.000 Euro.
Foto: PRPlatz 8
Geradezu ein E-Auto-Klassiker: Renaults Zoe, die ihren Marktstart bereits 2013 feierte. Die Zoe war lange Zeit das beliebteste E-Auto in Deutschland und sogar in Europa. Mit der zunehmenden Konkurrenz landet sie in den aktuellen Halbjahrescharts nur auf Platz 8.
Foto: imago imagesPlatz 7
Einer dieser neuen Konkurrenten ist Volkswagens ID.3. Mit dem Fahrzeug wollten die Wolfsburger einen preiswerten Alltagsstromer unter die Kunden bringen – mit den 38.000 Euro, die Kunden mindestens aufbringen müssen, ist es dabei freilich kein günstiges Fahrzeug. Reicht aber für Platz 7 bei den Neuzulassungen im ersten Halbjahr (6084). Im Vorjahr waren es allerdings doppelt so viele.
Foto: imago imagesPlatz 6
Auf 6531 Neuzulassungen kommt der Corsa-E aus dem Hause Stellantis. Der Opel-Stromer (links im Bild) landet damit im Mittelfeld.
Foto: imago imagesPlatz 5
Nochmal Volkswagen, nochmal ID-Familie: Das KBA weist die Modelle ID.4 und ID.5 in seiner Statistik zusammen aus – sie kommen auf 7028 Neuzulassungen im aktuellen Jahr. Damit landen sie auf Platz 5 in der Bestseller-Liste.
Foto: imago imagesPlatz 4
In der vorderen Hälfte der Top Ten findet sich der amerikanische Autobauer Tesla mit dem Model Y und 7458 Neuzulassungen. Die Preise für das Fahrzeug starten bei knapp 57.000 Euro. Es rollt auch in der deutschen Tesla-Fabrik in Grünheide vom Band.
Foto: imago imagesPlatz 3
Aufs Siegertreppchen fährt ein Koreaner: Der beliebte Hyundai Kona landet mit 7587 Neuzulassungen auf Platz 3. Der Kona ist mit seinem Einstiegspreis ab 20.000 Euro auch für deutlich mehr E-Auto-Interessierte zugänglich, als die Tesla-Fahrzeuge.
Foto: PRPlatz 2
Etwas günstiger als das Model Y ist immerhin Teslas Model 3, das es ab einem Einstiegspreis von 53.000 Euro gibt. Damit ist die Mittelklasse-Limousine auch beliebter und landet auf dem zweiten Platz im aktuellen Bestseller-Ranking mit 10.801 Neuzulassungen.
Foto: imago imagesPlatz 1
Den Spitzenplatz belegt keine Limousine und kein SUV. Stattdessen führt der verhältnismäßig kleine Fiat 500 mit 11.278 Neuzulassungen das Ranking fürs erste Halbjahr 2022 an. Mit einem Startpreis von etwa 28.000 Euro ist er für einen Kleinwagen nicht ganz günstig, liegt dabei jedoch deutlich unter anderen E-Modellen. Was wieder einmal zeigt: Auch Elektromobilität muss preislich für die breite Masse zugänglich sein.
Foto: PRÄhnlich zuspitzen werde sich die Lage nun auch bei den vollelektrischen Fahrzeugen. Schließlich wird die Prämie nicht nur verringert, der Topf ist auch insgesamt gedeckelt, auf ein Volumen von 2,5 Milliarden Euro. „Die Kunden können sich nicht mehr sicher sein, ob im Fördertopf noch Geld ist, wenn ihr bestelltes Auto irgendwann mal beim Händler ankommt.“
Weniger E-Autos, weniger Ladesäulen
Dudenhöffer ist deshalb überzeugt: Viele Kunden würden schon jetzt ihre Pläne überdenken, sich ein E-Auto anzuschaffen. Damit setze sich eine unheilvolle Spirale in Gang: „Weil die beteiligten Konzerne sich nicht mehr auf das Marktwachstum verlassen können, wird auch die Zahl der Ladesäulen langsamer steigen als in den letzten Monaten.“ Damit aber würde wiederum ein Argument für den Kauf eines E-Autos entfallen.
Hinzu kommt aus Dudenhöffers Sicht, dass in den kommenden Monaten die Preise für E-Autos sogar stark ansteigen dürften, anstatt zu sinken. So würden die Rohstoffe für Batterien immer knapper, zugleich sind die europäischen Fabriken für die Batterieherstellung noch längst nicht fertig. Entsprechend rar und teuer sind die verfügbaren Zellen. Die aktuellen Preise der Hersteller seien nicht besonders auskömmlich, sondern eher knapp kalkuliert, so Dudenhöffer.
In welche Richtung die Entwicklung gehen werde, zeige sich bereits an den Durchschnittspreisen von Tesla. Im vierten Quartal des vergangenen Jahres verkaufte der seine Autos noch für durchschnittlich 48.680 Dollar. Im zweiten Quartal dieses Jahres waren es schon 53.672 Dollar. „Das ist der Ausblick für die Entwicklungen bei den anderen Herstellern.“
Entsprechend gering dürfte das Interesse der Kunden sein, die Modelle zu erwerben – vor allem weil parallel die Preise für Verbrenner sinken dürften, sobald sich die derzeit vorherrschende Knappheit legt, prophezeit Dudenhöffer. Um das Ausbautempo bei der E-Mobilität beizubehalten, gibt es aus seiner Sicht nur zwei Möglichkeiten: „Entweder die Prämie muss fortgesetzt werden oder es müssen negative steuerliche Anreize beim Kauf von Verbrennern geschaffen werden.“
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