Elon Musk: Tesla taugt nur noch als Zockerpapier


"Das Wasser testen": Elon Musk fragte seine Follower auf der Social-Media-Plattform X, ob Tesla 5 Milliarden Dollar in sein Startup xAI für künstliche Intelligenz investieren sollte.
Elon Musk ist nicht nur der reichste Mann der Welt. Er ist inzwischen auch ein Großmeister der nicht gehaltenen Ankündigungen und Versprechen. Das bekommen seit einer Weile auch die Aktionäre des von ihm geführten E-Autobauers Tesla zu spüren. Die aber lassen sich schier alles von diesem Ausnahmeunternehmer gefallen. Zuletzt stimmten sie gar für seine beispiellose Vergütung in Form von 304 Millionen Tesla-Aktien – die zum aktuellen Börsenkurs zwischen 50 und 60 Milliarden Dollar wert sein können.
Diese fehlende Gegenwehr lässt Musk inzwischen immer neue Unverschämtheiten versuchen, um seine anderen Unternehmungen voranzutreiben. So entschied er erst kürzlich, Chips für Anwendungen der künstlichen Intelligenz, die Tesla bei Nvidia geordert hatte, kurzerhand an sein KI-Start-up xAI umzuleiten. Das ist keine Kleinigkeit. Die Halbleiter sind knapp, und sie verkörpern einen Wert von einer halben Milliarde Dollar. Die Aktion dürfte Tesla zudem bei der Entwicklung selbstfahrender Autos weiter zurückgeworfen haben.
Das allein schon kann man als Treubruch gegenüber seinen Aktionären sehen. Denn xAI ist eben nicht irgendein Unternehmen, es ist das private Unternehmen von Tesla-CEO Elon Musk. Kein anderer Konzernlenker könnte so etwas bringen.
Damit aber nicht genug: Jetzt will der Milliardär auch noch fünf Milliarden Dollar von Teslas Konzernkapital in xAI stecken. Das deutete er zu Wochenbeginn in einer entsprechenden Frage auf dem sozialen Netzwerk X an. Er wolle bei seinen Aktionären das „Wasser testen“ für einen solchen Deal. Diese Frage kommt just in dem Moment, wo Tesla zum vierten Mal in Folge enttäuschende Quartalsgewinne vorlegt. Besserung? Nicht in Sicht!
Es ist Zeit für die Aktionäre von Tesla, Musk an die Leine zu nehmen. Der bislang hohe Börsenwert des E-Autobauers wurde immer wieder damit begründet, dass es sich weniger um einen Autobauer, vielmehr um ein Tech- und Softwareunternehmen handele. Doch Musk schwächt genau diesen Kern, indem er ihn schwerpunktmäßig nicht innerhalb von Tesla, sondern bei xAI entwickelt. Künstliche Intelligenz ist das zentrale Element, um Roboautos zu bauen. Ein Feld, in dem Tesla schon jetzt gegenüber Wettbewerbern wie der Google-Schwester Waymo und Baidu aus China hinterherhinkt.
Es ist einfach ein vergifteter Deal, der Tesla langfristig zu einer Hardware-Company zu verkrüppeln droht. Dass xAI eines Tages von Tesla übernommen werden könnte, scheint ausgeschlossen. Der Wert von KI-Start-ups steigt schließlich viel zu rasant. Musk begründet das jetzige Vorhaben damit, dass Tesla einiges von xAI lernen könne. Doch die Tesla-Aktionäre sollten sich nicht täuschen lassen. Musk steht nicht auf ihrer Seite. Elon Musk steht nur auf der Seite von Elon Musk, der seine ganz eigenen Ziele verfolgt. Die Tesla-Aktie taugt daher zurzeit nur noch als Zockerpapier.
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