
Die Gerüchte kursierten seit Monaten: Der koreanische Elektronikriese Samsung prüfe angesichts enttäuschender Absatzzahlen den Ausstieg aus dem globalen Kamerageschäft, spekulierten seit dem Spätsommer wiederholt verschiedene asiatische Branchenblogs. Seit dieser Woche nun ist klar, dass das mehr als Spekulationen waren, auch wenn es - zumindest vorerst - noch nicht um das Aus für Samsungs Kamerasparte als Ganzes geht.
Doch fürs Geschäft mit digitalen Fotoapparaten in Deutschland zieht der Konzern nun tatsächlich die Reißleine. "Wir haben uns entschlossen, Verkauf und Marketing dieser Produkte schrittweise auslaufen zu lassen", bestätigte Samsungs deutscher Kommunikationschef Thomas Kahmann auf WirtschaftsWoche-Anfrage. Ein globaler Ausstiegsbeschluss lasse sich daraus aber nicht ableiten. Es handele sich "um eine Entscheidung, die nur den deutschen Markt betrifft."





Es ist die Reaktion des Elektronik-Konzerns auf zwei parallele Entwicklungen. Zum einen hat die Fotosparte offenbar den konzerninternen Vorgaben nicht genügt, die von den einzelnen Unternehmensbereichen durchgängig führende Positionen in den jeweiligen Produktsegmenten abfordern: Trotz starker Marketing-Anstrengungen und einer hohen Innovationsrate rangierte Samsung nach Erhebungen der Verbrauchs- und Mediaanalyse VuMA auch im vergangenen Jahr noch nicht unter den Top-Fünf der in Deutschland meistverbreiteten Kameramarken.
Dazu kommt, dass der Kameraabsatz und die mit Digitalkameras erzielbaren Umsätze in Deutschland konstant zurückgehen. In den ersten drei Quartalen fiel der Branchenumsatz gegenüber dem Vorjahr nochmals um mehr als zehn Prozent auf 781 Millionen Euro - nach einem Vorjahresrückgang im gleichen Zeitraum bereits um mehr als 22 Prozent.
Dass die Käufer immerhin inzwischen zu deutlich teureren Fotoapparaten greifen - der Durchschnittspreis pro Kamera stieg von 302 auf 323 Euro - hat die Marktaussichten für die Samsung-Strategen dennoch nicht ausreichend aufgehellt. "In Deutschland beobachten wir seit längerer Zeit einen Rückgang der Nachfrage nach Digitalkameras und
Zubehör", so Samsung-Sprecher Kahmann. "Wir müssen uns den Anforderungen des Marktes anpassen."
Wie schnell sich der Ausstieg vollzieh, dazu schweigt sich Samsung bisher noch aus. Klar ist, dass die bereits an Handel und Distributoren ausgelieferte Ware noch abverkauft wird, um das traditionell umsatzstarke Weihnachtsgeschäft zumindest noch mitnehmen zu können. Neue Ware aber, so sind sich Insider sicher, werde wohl nicht mehr in den Handel kommen. Service und die Garantieleistungen werde Samsung allerdings "selbstverständlich" weiterhin erbringen.
Damit setzt sich die Konsolidierung des Marktes fort, aus dem sich in den vergangenen Jahren schon zahlreiche prominente Kameraproduzenten wie Contax, Konica, Kyocera, Minolta oder Yashica zurück gezogen haben.
Es ist - vor allem - die Folge des rasanten Aufstiegs der Handy-Kameras. Denn seit mehr und mehr Fotofans die konstant wachsende Qualität der Smartphone-Bilder genügt, erodiert das Kamerageschäft.
Den Markt der Einsteigerknipsen haben die ständig besseren Aufnahmen der Fotofone längst implodieren lassen, und nun graben die High-End-Kamerahandys immer nachhaltiger den Foto-Mittelklasse das Wasser ab.
Dass nun ausgerechnet Samsung - immerhin größter Smartphone-Produzent der Welt - in Deutschland die Konsequenz zieht und das Kamerageschäft aufgibt, ist die überraschende Pointe dieser Entwicklung.