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Grüne PioniereDie 30 innovativsten grünen Startups

Solarzellen aus Plastik, Super-Batterien für Grünstrom, Sprit aus Algen: Eine Flut junger deutscher Unternehmen erobert mit neuen Ideen den Milliardenmarkt für Umwelttechnologien. Diese 30 Startups haben laut Experten die besten Chancen.Andreas Menn, Dieter Dürand, Benjamin Reuter 09.01.2012 - 00:00 Uhr

Grüne Startups wie Heliatek, das "organische Solarzellen" herstellt, wollen mit frischen Ideen und innovativer Technik den Umwelttechnologiemarkt erobern.

Foto: Christoph Busse für WirtschaftsWoche

Ein Januarmorgen im Jahr 2030: Abertausende Deutsche fahren auf ihrem Elektroroller ins Büro, die Akkus frisch geladen mit Strom aus Miniwindrädern, die an den Straßenlaternen montiert sind. Die Stadtluft ist frisch und klar, seit immer mehr Autos mit sauberem Treibstoff fahren – hergestellt aus Kohlendioxid und grünem Strom. Und schaut man die Fenster der Gebäude genauer an, sind die hauchdünnen, transparenten Solarzellen zu erkennen, mit denen viele ihren Strom erzeugen.

Innovationen made in Germany

So oder so ähnlich sieht sie aus, die Zukunft unserer Städte. Und die dafür notwendigen Technologien sind keine Visionen mehr: Sie stehen kurz vor dem Markteintritt. Es sind Innovationen made in Germany, von mutigen Gründern, deren Ideen das Potenzial haben, die Welt zu verändern. Welche 30 Unternehmen dabei die besten Chancen haben, hat die WirtschaftsWoche mit der Strategieberatung Roland Berger ermittelt. Die Experten haben Businesspläne studiert, Bilanzen analysiert und Dutzende Gründer interviewt.

Gute Chancen für Gründer

Die Hürde war hoch: In die letzte Runde schafften es nur Unternehmen, die bereits mit Wagniskapital finanziert sind, deren Innovationen und Geschäftsmodelle überzeugen und die zudem einen von vier grünen Wachstumsmärkten bedienen: Energie- und Ressourceneffizienz, neue Formen der Energieerzeugung, effiziente Wassertechnologien oder CO2-arme Mobilität.

Denn die Chancen für Gründer sind in diesen Feldern besser denn je. Umwelt- und Effizienztechnologien werden immer mehr zum Wachstumsmotor der Weltwirtschaft. Allein in Windparks, Solarkraftwerke und andere neue Energietechniken werden in den nächsten 20 Jahren 5,4 Billionen Dollar investiert, erwarten die Marktforscher von Bloomberg New Energy Finance.

Besonders stark sind deutsche Greentech-Gründer bei Technologien, die dabei helfen, Ressourcen besser zu nutzen. „Deutschland hat, wie nur wenige andere Länder, eine Kultur der Effizienz“, sagt Torsten Henzelmann, Partner bei Roland Berger. „Wir hatten nie nennenswerte Vorkommen an Öl, Gas, Kupfer oder Seltenen Erden – und kompensieren das, indem wir mit Ressourcen produktiver umgehen.“

Deutschlands grüne Gründer erschließen Industrieabwärme für die Gebäudeheizung, schalten bisher kaum genutzte Notstromaggregate zu virtuellen Kraftwerken zusammen und entwickeln die sparsamsten Elektromotoren der Welt.

US-Wissenschaftler von der Purdue Universität haben einen Sensor entwickelt, der durch musikalische Schallwellen mit Energie versorgt wird. Das etwa zwei Zentimeter lange Röhrchen soll in Körpergefäßen oder der Blase Messungen durchführen – dabei wird ein Streifen aus einer speziellen Metall-Mischung durch akustische Wellen in Schwingungen versetzt, die in Energie umgewandelt werden.
Die Forscher haben dabei sogar getestet, welcher Musikstil sich am Besten eignet. Dabei erzielte Rap durch die Vielzahl niedriger Frequenzen deutlich bessere Ergebnisse, als Rock, Blues oder Jazz.
Es gibt eine ganze Reihe an Möglichkeiten, Strom aus ungewöhnlichen Quellen zu gewinnen - aus der Fahrenergie von Autos beispielsweise oder indem man Batterien per Schütteln lädt...

Foto: dapd

Der japanische Elektronikkonzern Brother hat AA- und AAA-Batterien entwickelt, die sich mit Hilfe eines eingebauten Generators per Schütteln wieder aufladen lassen.

Foto: Pressebild

Das südafrikanische Startup Roundabout Outdoor hat in Afrika in den vergangenen Jahren mehr als sechshundert Karusselle namens Playpump gebaut, mit denen spielende Kinder ganz nebenbei Wasser aus einem Brunnen in einen Tank pumpen.

Foto: Screenshot

Das israelische Startup Innowattech will Straßen bauen, die den Druck der Autoreifen zur Stromerzeugung nutzen. Dazu will es so genannte piezoelektronische Materialien in den Asphalt einbringen, die bei Druck unter elektrische Spannung geraten. Eine einen Kilometer lange Spur soll 200 Hauhalte versorgen können. Eine längere Teststraße steht aber noch aus.

Foto: Screenshot

Sogar Bäume geben Strom ab, und das US-Startup Voltree Power weiß, wie: Mit zwei Elektroden, in die Baumwurzel und den Boden daneben gesteckt, nutzen die Amerikaner den Unterschied zwischen den PH-Werten beider Umgebungen, um eine elektrische Spannung zu erzeugen und Strom zu produzieren - wie bei einem Apfelradio. Der soll reichen, um kleine Status-LEDs zu betreiben oder Uhren für Sensornetzwerke.

Foto: Screenshot

Das Robotor-U-Boot Solo-Trec der US-Raumfahrtbehörde Nasa braucht kein Benzin und keine Steckdose. Auf seinen Tauchfahrten nutzt es die Wärmeunterschiede der Wasserschichten zur Stromerzeugung für Antrieb und Sensoren: Bei jedem Abtauchen dehnen sich spezielle Phasenwechselmaterialien aus und komprimieren dabei ein Öl. Der Druck des Öls treibt dann einen Stromgenerator an.

 

Texte: Andreas Menn

Foto: Pressebild

Elektroautos tanken künftig vielleicht Windstrom, den die Ladesäule selbst erzeugt - so jedenfalls stellt sich der amerikanische Kleinwindanlagenhersteller Urban Green Energy es vor. Ihre Ladesäule Sanya Skypump erzeugt mit 4 Kilowatt Leistung genug Strom für den Autoakku.

Foto: Screenshot

Ingenieure des Karlsruher Instituts für Technologie haben mit Industriepartnern den Prototypen eines berührungsfreien Wasserhahns namens PowerFluid entwickelt, der mit Wasserkraft funktioniert: Eine winzige Wasserturbine und ein Generator speisen Strom in einen Speicher, der den Näherungssensor versorgt.

Foto: Pressebild

Abfallenergie liefern Gebäude im Überfluss: Bis zu 1000 Watt Wärmeenergie flutet ein Heizkörper ins Wohnzimmer – genug für hundert Energiesparlampen. Thermogeneratoren, etwa vom Freiburger Startup Micropelt, fangen davon allerdings nur ein paar Milliwatt auf. „Aber schon mit geringen Mengen Energie“, sagt Burkhard Habbe, Chef der Micropelt-Geschäftsfeldentwicklung, „lassen sich die erstaunlichsten Dinge verwirklichen.“ Zum Beispiel energieautarke Heizungsventile, die sich per Smartphone steuern lassen – kommendes Jahr soll es sie zu kaufen geben. Kurz vor der Marktreife stehen auch batterielose Temperaturfühler von Micropelt und dem Ratinger Elektronikunternehmen Schneider Electric für die Industrie. Sie sollen an den Stromschienen von Werkzeugmaschinen Überhitzung registrieren, bevor das Metall durchschmilzt.

Foto: Screenshot

Mit den GenShock-Stoßdämpfern wird jedes Holpern und Rumpeln im Bus oder LKW zu wertvollem Strom für das Bordnetz. Bis zu 400 Watt Strom kann ein LKW so produzieren und damit die Tankrechnung um 800 Dollar pro Jahr reduzieren, verspricht der Anbieter. Marktstart ist im kommenden Jahr.

Foto: Pressebild

Solar-Dächer im Auto sind keine Spielerei mehr, sondern ein wichtiger Schritt, um CO2-Emission zu senken oder Elektroflitzer weiter fahren zu lassen. Die Dächer des Erfurter Solar-Spezialisten Asola Power erzeugen im Modell Karma des US-Autoherstellers Fisker 120 Watt Strom für die Klimaanlage, das Radio, den GPS-Empfänger oder die Sitzheizung. Text: Andreas Menn Fotos: PR, Screenshots, Unternehmen

Foto: Pressebild

In mehr als 60 amerikanischen Fitness-Studios erzeugen Sportler auf Rädern des Startups The Green Revolution Strom.

Foto: Screenshot

Der britische Mobilfunkanbieter Orange lässt T-Shirts entwickeln, die Strom aus Schall erzeugen.

Foto: Pressebild

Im Funklichtschalter des Oberhachinger Hausautomationsunternehmens EnOcean steckt ein Minidynamo. „Schon mehr als 200000 Gebäude nutzen unsere Technik“, sagt Enocean-Technikchef Frank Schmidt.

Foto: Pressebild

Der Wave Glider des US-Startups Liquid Robotics bewegt sich mit Wellenkraft im Meer und sammelt dabei Daten für Wissenschaftler. BP verfolgte mit dem Roboterboot im Golf von Mexiko die Ölspur der havarierten Bohrinsel Deepwater Horizon. 

Foto: Pressebild

Das US-Startup Solar Roadways hat ein 13 Quadratmeter großes Solar-Straßenteil gebaut, das mit LEDs Warninfos anzeigt. Andere Unternehmen arbeiten an Straßen, die Energie durch den Druck rollender Autos erzeugen. Foto

Foto: Pressebild

Spielend Strom erzeugen können Kinder in Afrika bald mit dem Soccket-Fußball des US-Anbieters Uncharted Play. Ein eingebauter Dynamo speist bei Stößen Strom in einen Akku, der via Stromkabel eine LED zum Leuchten bringt.

Foto: Pressebild

Mit dem Wasserkocher Tellurex World Pot des US-Thermoelektrik-Spezialisten Tellurex können Menschen in Entwicklungsländern beim Wasskochen ihr Handy oder Akkus für andere Gerätet laden. Möglich macht das ein Thermogenerator, der Wärme in Strom umwandelt und via USB-Kabel weiterleitet. Eine halbe Stunde lang Kochen sterilisiert einen Liter Wasser - und liefert genug Strom, um vier LEDs vier Stunden lang zum Leuchten zu bringen.

Foto: Screenshot

Das Kleinflugzeug Electraflyer-X des amerikanischen Herstellers Electraflyer fliegt leise und umweltfreundlich mit Batteriestrom, aber nicht nur das: Im Sinkflug oder bei starken Aufwinden kann der Pilot per Knopfdruck den Motor ausschalten und dann den Propeller in eine Stromturbine verwandeln, die den Akku nachlädt. Bei passendem Wetter könne ein Pilot "praktisch den ganzen Tag lang fliegen", sagt Gründer Randall Fishman.

Foto: Pressebild

Ein vorbeifahrender LKW wirbelt nicht nur die Frisur von Passanten auf - sondern treibt künftig vielleicht auch Windturbinen an. Das amerikanische Startup Medianwind hat ein Hüfthohes Windrad konzipiert, dass sich an Leitplanken befestigen ließe - pro Meile Autobahn 1760 Stück nebeneinander. Zusammen sollen sie 0,46 Megawatt Strom liefern; fünf Kilometer Highway entsprächen damit einer gängigen großen Windturbine. Die Produktionskosten sollen unter 1500 Dollar pro Stück liegen; über den Produktionsstart ist noch nichts bekannt.

Foto: Screenshot

Sogar Drehtüren wollen Forscher künftig in Kraftwerke verwandeln. Das Bild zeigt die Designstudie "Revolution Door" des US-Designbüros Fluxxlab.

Foto: Screenshot

Mit dem Mini-Kraftwerk nPowerPED des US-Startups Tremont Electric erzeugt jeder Schritt beim Wandern Strom. In den Rucksack gesteckt, verwandelt der 23 Zentimeter lange Rundstab per eingebautem Dynamo die Vibrationen in Elektrizität. Eine Minute Wandern soll genug Energie liefern, um eine Minute lang einen iPod-Nano zu betreiben.

Foto: Pressebild

Faszinierende Lösungen

Doch auch im Sektor erneuerbare Energien haben deutsche Greentech-Startups faszinierende Lösungen entwickelt: Sie verfeinern Technologien, um Gas aus Abfall zu gewinnen oder Algen Sprit herstellen zu lassen. Und sie bauen Solarzellen, die preiswerteren Strom liefern als Offshore-Windparks.

Auf der Suche nach frischen Ideen

Viele dieser Techniken haben das Potenzial, unsere Energieversorgung radikal zu verändern. Das lockt Wagniskapitalgeber in aller Welt: Allein im dritten Quartal 2011 sammelten grüne Startups weltweit mehr als zwei Milliarden Dollar ein, haben die Analysten des amerikanischen Marktforschungsunternehmens Cleantech Group ausgerechnet – viermal so viel wie noch vor sechs Jahren. „Die wichtigsten Kapitalgeber in Deutschland sind der High-Tech Gründerfonds und Konzerne wie Bosch oder Siemens“, sagt Jan Michael Hess, Gründer des Cleantech-Netzwerks Ecosummit in Berlin.

Risikokapitalgeber wie die Münchner Wellington Partners investieren bereits rund die Hälfte ihres Kapitals in Greentech-Startups – und suchen immer weiter nach frischen Ideen, vor allem an deutschen Hochschulen: „Im ganzen Silicon Valley finden Sie niemanden, der sich etwa mit Holzhackschnitzeln auskennt“, sagt Bart Markus, Cleantech-Experte bei Wellington Partners. „An deutschen Universitäten schon. Und das sind die Keimzellen für neue Unternehmen.“

Ein langwieriger Prozess

Zehn Jahre und 50 Millionen Euro brauche eine grüne Technologie im Schnitt, bis sie an den Markt gehen könne, sagt Wellington-Experte Markus: Eine langwierige Wette auf die Zukunft – aber mit hohen Gewinnchancen. Denn das Rennen um die führenden Techniken bei Solarenergie, Energienetzen oder Biokraftstoffen ist noch nicht entschieden.

Wie es gehen kann, zeigt das Oberhachinger Elektronikunternehmen EnOcean, das eine batterielose Funktechnik entwickelt hat. Nach zehn Jahren ist sie industrieweit Standard und hilft dabei, Gebäude effizienter und komfortabler zu machen. Die Experten sind sicher, dass wir in den nächsten Jahren noch viel mehr solcher Beispiele sehen werden.

Elektroautos für 5.000 Euro - Streetscooter-Gründer Achim Kampker

Foto: Jochen Manz für WirtschaftsWoche

Gestapelte Gewächshäuser

Nahrungsmittel wie Kartoffeln oder Gurken könnten bald in städtischen Hochhäusern wachsen. Das würde Einsparungen an Kosten und Ressourcen wie Benzin und Strom bedeuten, die für den Transport von Lebensmitteln von den Feldern zum Konsumenten verbraucht werden.

Illustration: Javier Martinez Zarracina

Foto: WirtschaftsWoche

Selbst anbauen auf Dachfarmen

Die US-Universität New Jersey führte ein Studie zu in Metropolen angebautem Gemüse durch. Das Ergebnis ist überraschend: Auch großer Stadtverkehr schadet den angebauten Lebensmitteln nicht. Die eigene Ernte sei sogar gesünder als Gemüse vom Land. Vorreiter für Dachfarmen gibt es bereits New York.

Illustration: Javier Martinez Zarracina

Foto: WirtschaftsWoche

Fruchtbarer Ackerboden

In Städten gibt es viel ungenutzte Fläche. Dieser Platz kann neben Hausdächern als Anbaufläche für Nahrung genutzt werden, oder...

Illustration: Javier Martinez Zarracina

Foto: WirtschaftsWoche

Fischen in der Stadt

... für stadteigene Fischfarmen. Auch hier könnten Transportkosten- und Wege eingespart werden.

Illustration: Javier Martinez Zarracina

Foto: WirtschaftsWoche

Hydroponische Gewächshäuser

Da Städte wenig Anbaufläche bieten, kann der Anbau von Lebensmitteln in der Stadt nur mit hydroponischen Gewächshäusern funktionieren. Dort besteht der Nährboden nicht aus herkömmlicher Erde, sonder aus einer recyclebaren, wässrigen Nährlösung, die sich in Töpfen befindet. Diese Töpfe können, wie vom amerikanischen Vorreiter-Unternehmen Valcent praktiziert, in einem Gebäude platzsparend gestapelt werden. Ein Rotationsmechanismus würde jedes Gemüse mit ausreichend Licht versorgen.

Um eine Millionenstadt zu versorgen, bräuchte man mindestens 7000 große Gewächshäuser.

Illustration: Javier Martinez Zarracina

Foto: WirtschaftsWoche

Phytolutions: Produziert Sprit aus Algen

Stefan Rill, 53, und Claudia Thomsen, 48, Gründer der Bremer Phytolutions, halten eine Lösung für gleich zwei große Menschheitsprobleme parat: Sie züchten Meeresalgen, die in naher Zukunft große Teile des knapper werdenden Erdöls ersetzen könnten, als Biotreibstoff oder als Ausgangsmaterial für viele Chemikalien.

Und da jedes Kilo Mikroalgen bei seinem Wachstum annähernd die doppelte Menge Kohlendioxid (CO2) verspeist, könnte das Plankton zugleich den Klimawandel bekämpfen. In einer kleinen Versuchsanlage in Niederaußem bei Köln verarbeiten die Algen seit 2008 CO2 aus einem Braunkohlekraftwerk des Energiekonzerns RWE. Jetzt sucht das Unternehmen, das 2008 aus der Jacobs University Bremen hervorging, Investoren für den Sprung in industrielle Dimensionen. Fünf Millionen Euro, sagt Rill, brauche er dafür.

Ohne Großproduktion nämlich bliebe die Weltenrettung mit Algen ein bloßer Traum. Dann wären die Algen zu teuer. Rill sieht die Wettbewerbsfähigkeit bei 1,70 Euro je Liter Algenöl erreicht. Mit einer Massenherstellung ließe sich dieser Preis noch dieses Jahrzehnt erreichen, sagt er. Und der Flächenverbrauch? Der sei weit geringer als bei Biotreibstoffen aus Raps oder Mais, betont Rill. „70 Prozent der hiesigen Rapsfelder würden reichen, um ganz Deutschland mit Biodiesel aus Algen zu versorgen.“ Seine Algentanks bräuchten dabei nicht wertvolles Ackerland zu okkupieren. Die Mikroorganismen gedeihen auch prächtig auf Industriebrachen.

O-Flexx will die Abwärme von Automotoren in Strom umwandeln und so Klimaanlage und Heizung versorgen - das würde den Spritverbrauch um bis zu 5 Prozent senken.

Foto: Screenshot

Streetscooter: Baut ein Elektroauto für 5.000 Euro

Elektroautos waren bisher Luxusobjekte. Achim Kampker, 35, will sie nun bezahlbar machen. Dafür hat der Professor für Produktionsmanagement an der RWTH Aachen den Streetscooter entwickelt – einen kleinen Viersitzer mit Elektroantrieb. In der Massenfertigung soll das Auto 5.000 Euro kosten, plus monatlich 150 Euro für das Leasing der Batterie.

Um den Preis möglich zu machen, hat Kampkers zwölfköpfiges Team zusammen mit 80 Partnerunternehmen und Forschungseinrichtungen alle Komponenten heutiger Kleinwagen überprüft, viele gestrichen oder durch billigere Eigenentwicklungen ersetzt. Das Konzept kommt an: Die Deutsche Post hat 20.000 Streetscooter für ihren Fuhrpark bestellt. 2014 sollen sie vom Band laufen.

Agnion: Macht Holzabfälle in Gas

Holz steht vor einem Comeback als Energieträger – davon ist Stephan Mey, 53, überzeugt. Der Chef des Energietechnikunternehmens Agnion in Pfaffenhofen bei München will eine Technik industrialisieren, bei der Holzabfälle unter reduzierter Luftzufuhr in Gas umgewandelt werden. Es soll in Kraftwerken Strom und Wärme produzieren. Der Vorteil: Gas lässt sich vielseitig nutzen und speichern, außerdem ist es mit seinem höheren Heizwert ein ergiebigerer Brennstoff als Holz. Holzgas trieb bereits im Zweiten Weltkrieg Autos an – nun hat Agnion diese Technik perfektioniert.

Die Innovation des im Jahr 2007 gegründeten Startups besteht in sogenannten Heatpipes – meterlangen, mit einer Spezialflüssigkeit gefüllten Metallröhren. Sie leiten die Hitze, die das Holz zum Vergasen bringt, besonders effizient in die Brennkammer. Nahe des Chiemsees soll in diesem Frühjahr das erste größere Kraftwerk mit der Agnion-Technik in Betrieb gehen, das rund 500 Haushalte mit Strom und Wärme versorgt. Dieses Jahr will Agnion zehn weitere Anlagen bauen und 40 Millionen Euro umsetzen.

Gesunde Bevölkerung

Laut US-Forschern fördern viele Fußgängerzonen die Gesundheit der Bewohner einer Stadt. So leiden sie weniger unter Diabetes, Bluthochdruck und Übergewicht.

Illustration: Javier Martinez Zarracina

Foto: WirtschaftsWoche

Das neue Ideal einer Stadt

Stadtplaner denken um: Ziel ist es nicht mehr möglichst autogerecht zu sein, sondern Verkehrsströme gar zu verringern. Ein vorbildliches Beispiel ist Kolumbiens Hauptstadt Bogotá, die in verkehrsberuhigte Straßen und Radwege investiert haben.

Illustration: Javier Martinez Zarracina

Foto: WirtschaftsWoche

Grüne Oasen

Zusätzlich legen Metropolen zunehmend Wert auf Grünflächen. Auch hier positioniert sich Bogotá mit der Errichtung von 1200 Parks weit vorne.

Illustration: Javier Martinez Zarracina

Foto: WirtschaftsWoche

Taktischer Urbanismus

Nicht nur Städteplaner müssen umdenken, sondern auch die Bevölkerung. Phänomene wie das Guerilla-Gardening werden immer populärer. In den USA, aber auch in Deutschland. Durch das Bepflanzen von Straßen oder Plätzen wird versucht das eigene Wohnviertel aufzuwerten.

Die größte Aktion fand bisher in Memphis statt. 13.000 Freiwillige verschönerten die Broad Avenue.

Illustration: Javier Martinez Zarracina

Foto: WirtschaftsWoche

Jumbo-Akkus fürs Stromnetz - Younicos-Chefs Clemens Triebel und Alexander Voigt

Foto: Christoph Busse für WirtschaftsWoche

Compact Power Motors: Baut Mini-E-Motoren für Zweiräder

Thomas Leiber, 42, und Nico Windecker, 38, Gründer der Compact Power Motors in Unterföhring bei München, haben so etwas wie die Quadratur des Kreises geschafft: Ihr Elektromotor, nicht größer als eine Getränkedose, beschleunigt Kleinkrafträder und Motorroller doppelt so schnell wie bisherige Elektroantriebe. Dennoch ist er bis zu 30 Prozent sparsamer und überdies leichter und billiger.

Mit dieser Technik, für deren Kommerzialisierung die Jungunternehmer zehn Millionen Euro Wagniskapital eingesammelt haben, wollen sie nun den asiatischen Markt aufrollen. Dort werden nach Marktschätzungen Ende des Jahrzehnts schon bis zu 30 Millionen zweirädrige Stromer pro Jahr verkauft – und die Münchner haben den Ehrgeiz, dort mit eigenen Fabriken zu einem Hauptlieferanten für die Elektroantriebe aufzusteigen.

Mit großen Zweiradherstellern wie Suzuki in Japan, Haojue in China und Bajaj in Indien kooperieren sie schon. Kommen sie mit den Großen endgültig ins Geschäft, könnten ihre Umsätze weit über die 1,5 Millionen Euro des vergangenen Jahres hinaus abheben.

Platz 13: Brasilien

Veränderung CO2-Ausstoß (zum Vorjahr): +11,3%

Zuwachs Bruttoinlandsprodukt: +7,5%

Foto: dpa

Platz 12: China

Veränderung CO2-Ausstoß (zum Vorjahr): +10,4%

Zuwachs Bruttoinlandsprodukt: +10,3%

Foto: dpa

Platz 11: Indien

Veränderung CO2-Ausstoß (zum Vorjahr): +9,1%

Zuwachs Bruttoinlandsprodukt: +9,7%

Foto: dapd

Platz 10: Südkorea

Veränderung CO2-Ausstoß (zum Vorjahr): +8,4%

Zuwachs Bruttoinlandsprodukt: +6,2%

Foto: AP

Platz 9: Japan

Veränderung CO2-Ausstoß (zum Vorjahr): +6,8%

Zuwachs Bruttoinlandsprodukt: +5,1%

Foto: AP

Platz 8: Russland

Veränderung CO2-Ausstoß (zum Vorjahr): +6,1%

Zuwachs Bruttoinlandsprodukt: +4,0%

Foto: WirtschaftsWoche

Platz 7: USA

Veränderung CO2-Ausstoß (zum Vorjahr): +4,1%

Zuwachs Bruttoinlandsprodukt: +2,9%

Foto: Reuters

Platz 6: Argentinien

Veränderung CO2-Ausstoß (zum Vorjahr): +4,0%

Zuwachs Bruttoinlandsprodukt: +9,2%

Foto: dpa

Platz 5: Deutschland

Veränderung CO2-Ausstoß (zum Vorjahr): +3,7%

Zuwachs Bruttoinlandsprodukt: +3,6%

Foto: AP

Platz 4:Großbritannien

Veränderung CO2-Ausstoß (zum Vorjahr): +3,5%

Zuwachs Bruttoinlandsprodukt: +1,3%

Foto: Reuters

Platz 3:Südafrika

Veränderung CO2-Ausstoß (zum Vorjahr): +1,6%

Zuwachs Bruttoinlandsprodukt: +2,8%

Foto: Reuters

Platz 2:Mexiko

Veränderung CO2-Ausstoß (zum Vorjahr): +0,1%

Zuwachs Bruttoinlandsprodukt: +5,5%

Foto: AP

Platz 1: Australien

Veränderung CO2-Ausstoß (zum Vorjahr): -8,2%

Zuwachs Bruttoinlandsprodukt: +3,0%

Foto: AP

Enbreeze: Montiert effiziente Kleinwindräder

Mit den Kleinwindanlagen von Martin Riedel, 28, und Jan Dabrowski, 30, sollen Haus- oder Gartenbesitzer ihren eigenen Windstrom produzieren können: 300 Watt liefert der Prototyp der Gründer des Startups Enbreeze aus Köln. Das entspricht dem durchschnittlichen Strombedarf der elektrischen Geräte in einem vierköpfigen Haushalt. Das Windrad ist knapp zehn Meter hoch, hat einen Durchmesser von 3,2 Meter und dreht sich selbst dann, wenn nur ein laues Lüftchen weht. Noch in diesem Jahr soll es für rund 3.000 Euro zu erwerben sein.

O-Flexx: Verwandelt Abwärme in Strom

Wo immer Motoren laufen, fallen gigantische Mengen Abwärme an. Bisher verpufft diese meist ungenutzt in die Umwelt. Holger Ulland, 42, CEO der Duisburger O-Flexx Technologies, und sein Technologie-Vorstand Gerhard Span, 44, wollen das ändern und die Abwärme als preiswerte Energiequelle anzapfen. Ihre streichholzkopfgroßen Thermogeneratoren gewinnen aus Temperaturunterschieden Strom. Spezielle Nano-Beschichtungen, die O-Flexx entwickelt hat, tun dies so effektiv, dass diese Form der Energieerzeugung erstmals wirtschaftlich wird.

Als eines der ersten attraktiven Einsatzfelder nehmen die Pioniere die Autoindustrie ins Visier: Watt aus der Abwärme der Motorblöcke könnte einen Großteil des elektrischen Bedarfs von Heizung, Klimaanlage und Autoradio decken und so den Spritverbrauch um bis zu fünf Prozent drücken. Investoren fördern die Technik mit bisher zehn Millionen Euro. In diesem Jahr sollen die ersten Thermogeneratoren marktreif werden.

Suncoal verwandelt Biomasse in Kohle - Die Unternehmenschefs Ralf Kantsperger, Tobias Wittmann und Friedrich von Ploetz

Foto: Christoph Busse für WirtschaftsWoche

Diese Unternehmen haben sich bemüht im Vergleich zu 2010 Kohlenstoffdioxid einzusparen...

Foto: AP

Auf dem zehnten Platz liegt die Deutsche Postbank mit 4,20 Prozent eingespartem CO2. Die Umweltziele hat das Unternehmen in einem Umweltprogramm veröffentlicht: Unter anderem die „Reduzierung von CO2 Emissionen aus dem Geschäftsbetrieb um 20% bis 2012“.

Foto: REUTERS

Der Wasch- und Reinigungsmittelkonzern Henkel hat 5,10 Prozent eingespart. Das Unternehmen schreibt sich „Qualität“ und „Verantwortung“ auf die Fahne.

Foto: dpa

Siemens nutzt seit Kurzem Fernwärme aus einer Klimaschutzpatenschaft. Damit hat das Unternehmen in 2010 8,10 Prozent CO2 eingespart.

Foto: dapd

Der Autokonzern Volkswagen konnte im Vorjahr 14,80 Prozent weniger CO2 produzieren. Nach eigenen Angaben unterbietet Volkswagen die EU-Richtlinien seit 2006 und senkt seine Emissionswerte kontinuierlich.

Foto: dapd

Der Energie-Riese E.On liegt mit CO2-Einsparungen von 20,50 Prozent auf Platz fünf der deutschen Großunternehmen. Das Unternehmen gibt an seit 2010 den gesamten CO2-Fußabdruck zu messen.

Foto: dapd

Der Versicherer Allianz erreicht den vierten Platz: 22 Prozent CO2 konnte das Unternehmen einsparen. Dicht gefolgt von...

Foto: dpa

BASF senkte in 2010 seinen direkten CO2-Ausstoß um 22,60 Prozent. Der Chemiekonzern legt zum dritten Mail eine umfassende CO2-Bilanz vor.

Foto: dpa

Die Deutsche Bank konnte im letzten Jahr den CO2-Ausstoß um 27,90 Prozent senken. Damit liegt das Großunternehmen auf dem zweiten Platz in Deutschland. Das toppt lediglich...

Foto: dapd

...die Generali Holding Deutschland. Mit - 55,80 Prozent liegt die Versicherung auf dem ersten Platz. Nach Angaben des Unternehmens reduzierte es den CO2-Verbrauch durch Stromverbrauch ab dem Jahr 2010 auf null.

Foto: Presse

Second Solar: Baut kostengünstige Solarzellen

Zu den großen Wachstumsfeldern der Solarindustrie gehört der Markt für Dünnschicht-Fotovoltaikzellen. Die sind preiswerter als die klassischen Dickschicht-Solarzellen, erzeugen mehr Strom bei schwachem Licht und lassen sich leichter in Dächer und Fassaden integrieren.

Bislang war der Markt fest in den Händen des US-Herstellers First Solar. Doch das wollen Ralf Wendt, 47, und Hartmut Schüning, 52, mit ihrem Startup Second Solar aus Halle an der Saale ändern. Von 2014 an wollen sie Solarzellen mit der sogenannten Cadmium-Tellurid-Technologie produzieren, der gleichen Technik, mit der First Solar weltweit größter Solarhersteller wurde. Die Deutschen wollen die Amerikaner jedoch bei den Kosten unterbieten: Ihre Solarzellen sollen 50 Cent pro Watt Spitzenleistung kosten – das wären acht Cent weniger als heutige First-Solar-Module.

Flinc vermittelt über eine App Mitfahrgelegenheiten, um so die Anzahl ungenutzter freier Plätze bei Autofahrten zu reduzieren.

Foto: Pressebild

Younicos: Entwickelt Batterien für Grünstrom

Eine Energieversorgung, die vollständig auf Wind und Sonne setzt – bisher ist das Utopie, da die grünen Energieträger nachts und an windstillen Tagen ausfallen. Alexander Voigt, 46, will dieses Manko mit seinem 2008 in Berlin gegründeten Energiespeicher-Startup Younicos beheben. Voigt entwickelt leistungsfähige Akkus, die den Strom, den Solarzellen und Windräder produzieren, rund um die Uhr abrufbereit halten – und damit Kohle, Erdöl und Gas Konkurrenz machen.

Ein erstes Projekt verwirklicht Younicos auf der Azoren-Insel Graciosa. Bisher produzieren dort die Insulaner ihren Strom mit teurem, importiertem Diesel. Aber schon von diesem Jahr an sollen sich die 4.500 Einwohner komplett mit Ökostrom aus erneuerbaren Quellen und den Younicos-Batterien selbst versorgen. Solche Insellösungen will Voigt überall auf der Welt realisieren, wo fossile Energieträger über weite Strecken herangeschafft werden müssen. Auch dort, wo keine öffentlichen Stromnetze existieren, soll das System die lokale Versorgung zu wirtschaftlichen Kosten übernehmen.

Rund 30 Millionen Euro Startkapital hat Voigt mit seinem Partner Clemens Triebel aus eigener Tasche und bei Privatinvestoren aufgebracht. 2016 will das 45-Mitarbeiter-Unternehmen mehr als eine Milliarde Euro umsetzen.

APK: Recycelt Mischkunststoffe

Weltweit wächst die Nachfrage nach hochwertigen Kunststoffen, aber ihr Rohstoff Erdöl wird knapp und teuer. Die Gründer des Recycling-Startups APK im sachsen-anhaltinischen Schkopau, Wolfgang Lindner, 69, und seine Söhne Ingo, 37, und Björn, 39, haben ein neues Verfahren erfunden, das sogar Mischkunststoffe auf chemischem Wege sortenrein trennt. Das war bislang unmöglich.

Erstmals können die Lindners auch Aluminiumbeschichtungen in Getränkekartons sauber von der Pappe ablösen und recyceln. Die Pilotanlage in Merseburg bei Halle an der Saale soll dieses Jahr auf eine Kapazität von 32.000 Tonnen verdoppelt werden, sodass sich der Umsatz auf sechs bis sieben Millionen Euro etwa verdreifacht. Die Familie kann dort dann zwei Drittel aller jährlich in Deutschland verbrauchten Getränkekartons aufbereiten.

Intelligente Abfalleimer

Die Müllentsorgung lässt sich mit neuen technischen Möglichkeiten in großem Maße optimieren. In Philadelphia werden aktuell solarbetriebene Mülleimer aufgestellt, die mit einer eingebauten Müllpresse ausgestattet sind.

Sobald sie voll sind, wird den Abfallbetrieben via Mobilfunk eine Nachricht geschickt - und der Müllwagen rückt an.

Illustration: Javier Martinez Zarracina

Foto: WirtschaftsWoche

Intelligente Straßenlaternen

Eine der größten finanziellen Belastungen für Großstädte stellt die Beleuchtung da - daher gilt es: Strom sparen.

Die Uni Delft hat Straßenlaternen entwickelt, die mit Bewegungsmeldern ausgestattet sind. Befindet sich kein Atuo, Radfahrer oder Fussgänger in der Nähe einer Laterne, dimmt sie sich automatisch.

Illustration: Javier Martinez Zarracina

Foto: WirtschaftsWoche

Schlauer Bürostuhl

Auch der Energieverbrauch von öffentlichen Gebäuden kann durch Sensoren gesenkt werden.

So hat das nordrhein-westfälische Elektronikunternehmen IQfy einen Bürostuhl entwickelt, der dank eines eingebauten Sensors in der Sitzfläche registriert, ob eine Person auf ihm sitzt oder nicht. Verlässt der Mitarbeiter längere Zeit seinen Arbeitsplatz, schaltet der Sensor automatisch Beleuchtung, Monitor und Klimaanlage ab.

Illustration: Javier Martinez Zarracina

Foto: WirtschaftsWoche

Regenwasser sammeln

Neben Strom lässt sich durch etwas Technik auch Wasser sparen. So kann Regenwasser gesammelt und in Tanks gespeichert werden, um es für die Toilettenspülung wieder zu verwenden.

Illustration: Javier Martinez Zarracina

Foto: WirtschaftsWoche

Wassersprinkler mit Fühlern

Auch auf anderem Wege lässt sich der Wasserverbrauch von Städten weiter senken. In der nordspanischen Stadt versucht man es mit Wassersprinklen, die durch einen im Boden installierten Fühler registrieren, ob der Boden zu trocken ist und bewässert werden muss.

Illustration: Javier Martinez Zarracina

Foto: WirtschaftsWoche

Software gegen den Feinstaub

Durch Sensortechnik kann man Städte nicht nur sparsamer, sondern auch gesünder machen.

So testet IBM derzeit eine Software, die Daten aus Luftmessstationen und Verkehrssensoren auswertet, und so die Feinstaubbelastung für einzelne Straßen berechnen kann.

Steigt die Belastung zu stark an, kann der Verkehr umgeleitet oder die Grünphasen der Ampelanlagen verlängert werden.

Illustration: Javier Martinez Zarracina

Foto: WirtschaftsWoche

Kameras und Induktionsschleifen

Verkehrsstöme steuern und damit Stau vorbeugen - mit der Kombination aus Induktionsschleifen, Kameras und der Positionsdaten der Mobiltelefone der Autofahrer ist das möglich.

Auf diese Weise kann der Verkehr für jede Straße zu jeder Zeit präzise vorausgesagt werden.

Illustration: Javier Martinez Zarracina

Foto: WirtschaftsWoche

Elektronische Verkehrsschilder

Gestützt auf diese Daten, können elektronische Verkehrsschilder die Autos bei Bedarf auf Ausweichrouten umleiten, ganze Straßen sperren oder die Höhe der City-Mout variieren, um Autofahrer zum Umstieg auf andere Routen oder öffentliche Verkehrsmittel zu bewegen.

Illustration: Javier Martinez Zarracina

Foto: WirtschaftsWoche

App-gesteuerte Parkplatzsuche

Auch die Parkplatzsuche innerhalb von Städten kann durch moderne Technik erleichtert werden. So können sich Autofahrer in San Francisco bereits durch eine Smartphone-App den nächsten freien Parkplatz anzeigen lassen - das reduziert nicht nur die Abgasbelastung, sondern schont auch noch die Nerven.

Illustration: Javier Martinez Zarracina

Foto: WirtschaftsWoche

Zim Plant Technology will mittels Sensoren den Wasserbedarf von Planzen messen - um so Wasserverschwendung und Versalzung des Bodens zu reduzieren.

Foto: dpa

Smart Hydro Power: Fertigt Miniwasserkraftwerke

Mannshohe Turbinen, tonnenschwere Generatoren: Bisher übliche Wasserkraftwerke sind groß und teuer. Karl Reinhard Kolmsee, 45, hat mit seinem Unternehmen Smart Hydro Power in Feldafing am Starnberger See jetzt eine kleine Variante entwickelt: transportable Kleinstwasserkraftwerke, die bis zu 35 Kilowatt leisten. Sie sollen Siedlungen am Amazonas oder in der Wildnis Kanadas, die keinen Zugang zum öffentlichen Energienetz haben, mit Strom versorgen.

Die Minikraftwerke erledigen das deutlich billiger als die bisher eingesetzten Dieselgeneratoren. Kolmsee schätzt den Markt auf rund 100.000 Anlagen jährlich. In Deutschland sieht er an Flüssen gelegene Campingplätze und Restaurants, die mit einer ökologischen Energieerzeugung punkten wollen, als Kunden.

Solarzellen gehören in der Stadt von Morgen zu den wichtigsten Technologien bei der Energiegewinnung. Die Integration in die Gebäudehüllen spart Material und verbilligt den Sonnenstrom.

Illustration: Javier Martinez Zarracina

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Strom erzeugende Straßen gehören zu der Vision des amerikanischen Startup Solar Roadways. Die Oberfläche besteht aus einem extrem harten Glas, darunter befinden sich Solarzellen.

Im US-Bundesstaat Idaho wurde so der erste Strom erzeugende Parkplatz aus Solarmodulen gebaut.

Illustration: Javier Martinez Zarracina

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Durch transparente Farbstoffsolarzellen können zusätzlich Fassadenflächen zur Energiegewinnung genutzt werden. Das australische Solarunternehmen Dyesol und der US-Glashersteller Pilkington wollen bereits in wenigen Jahren damit beginnen, Glas mit Solarzellen aus Farbstoffen zu bedrucken.

Illustration: Javier Martinez Zarracina

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Einzelne Haushalte können sich zukünftig durch Kleinwindräder, die sich leicht auf Hausdächern und an Balkonbrüstungen montieren lassen, mit Strom versorgen.

Der Branchenverband RenewableUK rechnet damit, dass in England bis 2020 Kleinwindräder mit einer Gesamtleistung von 1,3 Gigawatt installiert sein werden - so viel wie ein großes Atomkraftwerk derzeit produziert.

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Elektroautos könnten in den zukünftigen Megacities direkt am Parkplatz aufgeladen werden - durch Windenergie. Sanya Skypump heissen diese Windturbinen, die vom New Yorker Kleinwindanlagen-Startup Urban Green Energy entwickelt wurden.

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Selbst Biomasse lässt sich in den Städten zur Energiegewinnung nutzen. Durch Fermentierungsanlagen wird aus dem angefallenen Müll Biogas erzeugt - womit sich wiederum gasbetriebene Fahrzeuge antreiben lassen. Zudem...

Illustration: Javier Martinez Zarracina

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...lässt sich das gewonnene Biogas problemlos in das Gasleistungsnetz mischen. So können auch hocheffiziente Blockheizkraftwerke betrieben werden, die dann in den Kellern von Gebäuden Wärme und Strom erzeugen.

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Selbst Algen lassen sich in der Megacity zur Treibstoffgewinnung nutzen. In speziellen Tanks, die auf Dächern oder Grünflächen montiert werden könnten, werden Miniorganismen gezüchtet, die dann mit chemischen Methoden in Öl oder Gas umgewandelt werden. Wissenschaftler der Uni Bielefeld testen momentan eine Methode, bei der Algen aus Sonnenlicht und Wasser Wasserstoff produzieren. So kann umweltfreundlicher Treibstoff gewonnen werden, mit dem...

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...Brennstoffzellenautos angetrieben werden können, die in der Megacity von Morgen zum normalen Stadtbild gehören. Luftverschmutzung und Smog könnte so entgegengewirkt werden.

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Auch die Wasserkraft soll in die urbanen Zentren zurückkehren - durch schwimmende Bojen, die mithilfe der Flussströmung Strom erzeugen. Das österreichische Startup Aqua Libre hat solche Strom-Bojen entwickelt - 2013 sollen sie in Serienfertigung gehen.

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Ein wichtiges Kriterium beim Energie-Management der Städte der Zukunft ist es, Energie nicht nur zu erzeugen, sondern auch wieder zu verwerten. So hat das Schweizer Unternehmen Rabtherm ein Kanalrohr entwickelt, dass die Wärme des Schmutzwassers auf einen Wasserkreislauf in einer zweiten Rohrleitung überträgt. Durch einen Wärmetauscher wird die gewonnene Energie in eine nahegelegene Gebäudeheizung gespeist - 70 Prozent des Heizöls sollen somit gespart werden.

Illustration: Javier Martinez Zarracina

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Wärme kann sogar auf Rädern verschickt werden. So hat das Dortmunder Startup LaTherm einen Container entwickelt, der mit Wärmespeichermaterial gefüllt ist. Abwärme von Gebäuden, die bisher ungenutzt durch den Schornstein ging, kann auf diese Weise gesammelt und wiederverwertet werden. In Dortmund wird so die Abwärme einer Deponiegasanlage dazu verwendet, die Heizungsanlage eines nahegelegenen Schwimmbads zu speisen.

Illustration: Javier Martinez Zarracina

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Suncoal: Verwandelt Biomasse in Kohle

Biomasse zu Kohle: Was in der Natur Millionen Jahre dauert, schafft Friedrich von Ploetz, 33, im Labor binnen Stunden: Der Ex-Unternehmensberater bringt mit seinem Startup Suncoal im brandenburgischen Ludwigsfelde ein chemisches Verfahren zur Marktreife, bei dem Biomasse unter hohem Druck und starker Hitze in künstliche Braunkohle verwandelt wird. Diese sogenannte hydrothermale Karbonisierung wurde seit Anfang des 20. Jahrhunderts erforscht, aber nie industriell genutzt.

In den nächsten Jahren wollen die 20 Suncoal-Mitarbeiter haushohe Anlagen bauen, in denen Stadtwerke Biomüll und Grünschnitt in Brennstoff verwandeln. Aus 60.000 Tonnen Abfall werden 17.600 Tonnen Biokohle. Die lässt sich in Kraftwerken verfeuern, um Strom und Wärme zu erzeugen. Dabei wird nur so viel CO₂ ausgestoßen, wie die Pflanzen zuvor bei der Fotosynthese aus der Luft aufgenommen haben.

Solar Tower Systems: Errichtet Solartürme in der Wüste

Spiegel sind die Spezialität des 2009 in Starnberg gegründeten Startups Solar Tower Systems (STS) – allerdings keine Spiegel fürs Badezimmer, sondern für die Wüste und zur Stromerzeugung. In den sonnenreichen Regionen der Welt wollen die vier Gründer, erfahrene Manager im Alter von 40 bis 60 Jahren, Kraftwerke aus Hunderten beweglichen Spiegeln aufstellen, die das Sonnenlicht auf die Spitze eines Turms reflektieren. Dort entsteht bei Temperaturen von bis zu 1.000 Grad Celsius Wasserdampf, der eine Turbine antreibt und Strom produziert.

Schon heute existieren mehrere solcher Solarturmkraftwerke, die preislich aber noch nicht mit Kohlekraftwerken konkurrieren können. Solar Tower Systems (STS) hat nun Spiegelfelder entwickelt, die 40 Prozent preiswerter sind als bisherige Anlagen. Damit sollen die Baukosten für die Riesenkraftwerke um 18 Prozent sinken. Der Weltmarkt für Sonnenwärmekraftwerke soll einer Greenpeace-Studie zufolge im Jahr 2015 schon 17,5 Milliarden Euro groß sein, vor allem aufgrund von Initiativen wie dem Wüstenstromprojekt Desertec.

STS plant derzeit eine Anlage in Saudi-Arabien. Ende 2016 wollen die Starnberger 77 Millionen Euro Umsatz machen und 90 Mitarbeiter beschäftigen.

Saperatec recycelt mit einer neuen Methode Solarzellen - ganz ohne aggressive Chemikalien und hohem Energieverbrauch.

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In der Stadt von Morgen wird es keine festen Wege mehr für Autos, Radfahrer und Fußgänger geben. Alle Verkehrsteilnehmer werden sich künftig flexibel einen Weg durch die Stadt suchen – das glauben zumindest Forscher, die sich mit Städten der Zukunft befassen.

Illustration: Javier Martinez Zarracina

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In den künftigen Megacities muss es gelingen auf gleichem Raum mehr Menschen zu transportieren. Indische Städte wie Delhi und Gurgaon planen Roboter-Taxis einzuführen. Die computergesteuerten Kabinen für vier bis sechs Personen warten an Haltestellen auf ihre Fahrgäste. Per Lasertechnik werden die Kabinen durch die Stadt gelotst, die Haltestellen können dann je nach Bedarf angesteuert werden – getrennt vom restlichen Verkehr.

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In Jakarta bringt ein Zug namens Aeromovel die Fahrgäste ohne Lärm und Abgase ans Ziel – angetrieben von Druckluft. Die Erfindung neuer Transportmittel, die ohne Kraftstoff auskommen wird in Zukunft immer wichtiger werden. 

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In Medellin befördern seit 2004 Seilbahnen Passagiere umweltfreundlich durch die Stadt. Die ersten europäischen Städte ziehen nun nach. Seilbahnen sollen künftig auch in London und Hamburg sowohl CO2 als auch Platz sparen.

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In São Paulo kommen auf rund 19 Millionen Einwohner etwa sieben Millionen Autos. Städte wie Istanbul, Bogotá oder Santiago de Chile ersetzen Autospuren durch Schnellbuslinien. Auf diesen Bus Rapid Transits rollen Riesenbusse im Minutentakt an allen Staus vorbei. 900 000 Istanbuler nutzen solche Busse bereits Tag für Tag. Weitere 80 Städte wollen nachziehen.

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Nicht nur Menschen müssen zukünftig Platz- und Ressourcen sparend durch die Stadt transportiert werden. Gerade der Schwerlastverkehr mit Lastwagen gehört zu den größten Luftverschmutzern. In Bochum setzt das Unternehmen CargoCap daher auf computergesteuerte Kapseln, die Paletten durch Rohe unter der Erde ans Ziel bringen. Eine oberirdische Teststrecke gibt es in Bochum bereits. Die Kosten für dieses System: geringer als der Bau einer Autobahn. Laut CargoCap kostet eine Röhre mit zwei Fahrsträngen pro Kilometer 6,4 Millionen Euro, ein Kilometer Autobahn in Deutschland das Vielfache.

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In Zukunft werden auch platzsparende Autos gefragt sein. Eine Antwort darauf könnte das Hiriko-Citycar geben. Den Elektrozweisitzer entwickelten Forscher am amerikanischen Massachusetts Institute of Technology. Das Auto lässt sich zum Parken einfach zusammenklappen und benötigt nur ein Drittel der Standfläche eines Smarts. Im Jahr 2013 sollen 20 Modelle auf den Markt kommen, so die Unternehmensberatung Frost & Sullivan. Auch andere Ideen sorgen für Aufsehen…

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…das kalifornische Startup Lit Motors hat einen elektrischen Kabinenroller erfunden – der Clou: das Vehikel balanciert sich selbst mithilfe eingebauter Stabilisatoren auf zwei Reifen, sogar im Stand. Sollte das Fahrzeug wie geplant 2014 mit einer Reichweite von 320 Kilometern auf den Markt kommen, dürfte es Pendlern locken, die Sprit sparen, aber nicht auf Sicherheit verzichten wollen. Es gibt noch weitere Alternativen…

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…wie die Möglichkeit einfach ein Fahrzeug zu mieten. Frost & Sullivan schätzt, dass Carsharing-Anbieter bis 2020 europaweit 14 Millionen Kunden haben und damit sieben Milliarden Euro umsetzen. Genauso beliebt sind Fahrradmietsysteme von denen es bereits mehr als 400 in Europa gibt. Das Startup E-Bike Mobility aus Markdorf am Bodensee baut Fahrradtürme. die per Roboter-Aufzug 221 Leihräder übereinander stapeln. Dort können dann auch Elektrofahrräder mit Solarstrom aufgeladen werden. Egal welches Verkehrsmittel, manchmal reicht es auch schon es effizienter zu nutzen. Beispielsweise mit dem Handy die kürzeste Route durch die Stadt zu suchen.

Illustration: Javier Martinez Zarracina

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Flinc: Vermittelt spontane Mitfahrten

In Deutschland bleiben jährlich bei 165 Millionen Autofahrten im Schnitt drei Plätze frei. Dabei würde schon ein Mitfahrer mehr die CO2-Emissionen pro Kopf um 50 Prozent senken. Mit ihrem 2010 gegründeten Netzwerk Flinc wollen der Unternehmensberater Klaus Dibbern, 50, und seine Mitgründer Benjamin Kirschner, 27, und Michael Hübl, 26, diese freien Plätze besetzen.

Wer sich bei Flinc registriert, kann über eine App auf dem Smartphone Fahrwünsche für eine bestimmte Strecke eingeben. Fährt ein anderer Nutzer diese Strecke mit dem Auto, erhält er eine Nachricht und kann entscheiden, ob er den Mitfahrer mitnimmt. Geortet werden Fahrer und Mitfahrer via GPS-Chip im Handy. Für die Strecke berechnet Flinc einen Preis und regelt automatisch die Bezahlung. Vor allem Bewohnern in Ballungsgebieten, aber auch den Mitarbeitern großer Unternehmen will Flinc helfen, ihre Autos besser zu nutzen. Das Netzwerk hat bereits 40.000 Nutzer.

E-Bikes werden immer beliebter - Das Startup E-Bike-Mobility hat einen Parkturm entwickelt, in dem sich Elektrofahrräder unterwegs wieder aufladen lassen.

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Solarspring: Säubert Wasser mit Sonnenenergie

Bis 2030 wird die weltweite Nachfrage nach sauberem Wasser das Angebot um rund 40 Prozent übersteigen, sagt der private Wasserforschungsverbund 2030 Water Resources Group voraus. Um diesen Engpass zu vermeiden, entwickelt das Freiburger Startup Solarspring mithilfe des Fraunhofer- Institutes für Solare Energiesysteme seit 2009 Wasseraufbereitungsanlagen, die mit Sonnenenergie und Filtern Wasser entsalzen, reinigen oder desinfizieren.

Salz und Bakterien etwa bleiben in feinsten Membranen hängen. Sogar verseuchtes Wasser wird mit der Technik wieder trinkbar, versichert Geschäftsführer Marcel Wieghaus, 34. Die Anlagen reinigen bis zu 20.000 Liter Wasser am Tag und kosten zwischen 10.000 und 200.000 Euro. In Betrieb sind sie etwa in Mexiko, Australien und Tunesien.

Greenpocket: Macht Stromzähler intelligent

Verbraucher können ihre Energiekosten senken, wenn sie ihren Stromverbrauch mit intelligenten Zählern analysieren. Das Kölner Startup Greenpocket ist deutscher Marktführer für Software, mit der die Verbrauchsdaten in Echtzeit als Diagramm in Smartphone-Apps oder auf dem Computerbildschirm erscheinen.

30 Energieversorger in Deutschland nutzen die Programme des 28 Mitarbeiter starken Unternehmens. In den nächsten 10 bis 15 Jahren werden laut der Unternehmensberatung Arthur D. Little 35 Millionen smarte Stromzähler in Deutschland installiert.

Sie sehen aus wie übliche Lenkdrachen, doch sollen sie zukünftig der Gewinnung von Windenergie dienen. Die Technische Universität Delft in den Niederlanden, deren Drache hier zu sehen ist, forscht seit Jahren im Kite Power Projekt an dieser Technologie und hat schon mehrere Prototypen getestet. 2015 könnten laut der Brandenburger Firma Enerkite die fliegenden Kraftwerke auch in Deutschland für Energie sorgen.

Die Drachen fliegen dafür in 300 bis 600 Metern Höhe und zapfen dort die konstanten Windströme für die Stromgewinnung ab. Über ein Seil ist der Drache mit einer mobilen Bodenstation gekoppelt. Die Flugsteuerung sowie der Generator laufen per Autopilot. Im Gegensatz zu großen Windanlagen sind die „Energiedrachen“ flexibel einsetzbar, leise und auch noch günstiger.

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Die USA setzt ebenfalls auf Fluggeräte zur Energiegewinnung, doch diese ähneln eher einem Flugzeug. Windturbinen aus Glasfasern und Karbon machen dabei die Stromgewinnung in der Luft möglich. Die Forschung des kalifornischen Unternehmens Makani Power an der Airborne Wind Turbine wird unter anderem von Google bezuschusst. Die Turbine, die bis zu 600 Meter hoch fliegt, wird von einem Hauptseil gehalten, während die Luftenergie über ein anderes Seil zum Boden gelangt. Dabei fliegt die Windturbine kreisförmig und quer zum Wind, wodurch sie sehr hohe Geschwindigkeiten erreicht. Der Prototyp kann sogar teilweise selbstständig den Flugmodus wechseln. Das Unternehmen plant die Windturbinen auch auf der See einzusetzen.

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Zumindest auf den Plänen der Konstrukteure bringen diese Windgeneratoren mehr Leistung als konventionelle Windmühlen. Der vertikale "Aerogenerator" wird auf hoher See installiert. Die Stromausbeute liegt bei 10 Megawatt, rund drei Megawatt mehr als die bisher größte Windanlage produziert. Die Spannweite kann nach Angaben des britischen Herstellers Windpower bis zu 230 Meter betragen. Dagegen sehen die bisher üblichen Windmühlen eher schlapp aus - die neuesten Anlagen der konventionellen Bauart sollen nämlich einen Rotorendurchmesser von "nur" 180 Meter haben.

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Schaut wie eine Steinschleuder aus, ist aber ein Lenkdrache. Die Idee: der Kite-Segel der italienischen Firma Kite Gen ist an einem bewegbaren Arm an zwei Seilen befestig und wird dann auf eine Höhe von 800 bis 1000 Metern gebracht. Dort dreht der Winddrachen konstante Achten und treibt so die Turbine an. Der Vorteil: in mehr als 1000 Meter Höhe bläst der Wind konstanter als in Bodennähe. Bei einer Windgeschwindigkeit von 25 km/h läge die Energieausbeute laut Hersteller bei drei Megawatt.


300 Drachen brächten so die Leistung eines Atomkraftwerks - und da der Wind in der Höhe nahezu durchgehend bläst, gäbe es keine großen Ausfallzeiten. Der Haken: Flugzeuge müssten das Gebiet umfliegen. Das scheint bei der hohen Verkehrsdichte am europäischen Himmel und der Größe der Lenkdrachen-Parks nicht praktikabel. Das Modell ist derzeit noch in der Erprobungsphase.

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Auch die M.A.R.S.-Anlage produziert mit Hilfe von Höhenwinden Energie. Das Mageen Power Air Rotor System wird dazu mit Helium gefüllt und steigt nach oben. Bläst der Wind, dreht sich der Ballon um die eigene Achse und treibt den Rotor an. Bis zu ein Megawatt Strom soll so erzeugt werden, das über ein Kabel nach unten fließt.  

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Dieses Modell aus den USA sieht aus wie eine übergroßes Stück menschlicher DNA und heißt daher auch Helix Wind. Diese Turbine dreht sich um die eigene Achse und produziert so Strom. Allerdings nicht viel: nur 4,5 Kilowatt bei einer Windgeschwindigkeit von 18 km/h. Die Windhelix eignet sich also eher für das Eigenheim. Bei einer einzelnen Helix-Länge von sechs Metern sollte man eine enstprechend große Hütte haben.

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Dieses vertikale Modell soll leise sein und sich unauffälliger als die massigen, konventionellen Windmühlen in die Landschaft fügen. Die Anlage des britischen Unternehmens quietrevolution wird auf Dächern oder auf 18-Meter hohen Posten montiert und kann je nach Windgeschwindigkeit bis zu 16 Kilowatt Strom erzeugen. Die "vertical axis wind turbine (VAWT)" ist daher auch für das Eigenheim oder für kleinere Gebäude gedacht.

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Die menschliche Aktivität benötigt Strom, sie erzeugt aber auch Strom. Fahrzeuge oder Züge wirbeln beim Fahren Wind auf. Die Energie, die dabei entstehen könnte, bleibt oft ungenutzt. Grund genug, dass sich einige Konstrukteure Gedanken diesbezüglich gemacht und diese bisher namenlose Windanlage entworfen haben.

In Frankreich soll so bereits an der Autobahn zwischen Paris und Lyon Strom erzeugt werden. Die gewonnen Energie reicht für Straßenlichter, Radarkontrollen und das Betreiben kleinerer Rastplätze. Mehr dürfte nicht drin sein - die Energieausbeute liegt bei 1,5 Kilowatt. Der Hersteller hat zumindest das Potenzial zur Diversifizierung erkannt – Cite Production stellt Komponenten für Atomkraftwerke her. Das gleiche Prinzip machen sich….

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… die Industriedesigner Qian Jiang und Alessandro Leonetti Luparini zunutze. Die Idee der beiden: der von Zügen und U-Bahnen aufgewirbelte Wind strömt in eine sogenannte T-Box (siehe Bild), dreht die Turbinenblätter in der Box an und erzeugt Strom. 150 dieser Boxen könnten nach Angaben der Designer pro Kilometer Schienen gelegt werden. Doch Züge werfen auch Staub und Schmutz ab. Die Boxen müssten also regelmäßig gereinigt werden. Während der Wartungsarbeiten blieben die Strecken für den Zugverkehr geschlossen - das scheint wirtschaftlich kaum machbar.

Desginern ist bekanntermaßen das Aussehen oft wichtiger als die tatsächliche Funktionalität...

 

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... manchmal fällt aber beides zusammen. Zumindest auf dem Papier. Das hier ist kein alternativer Regenwald, sondern ein Wald aus Carbon-Stäben. Der Wind setzt die 55 Meter hohen Stäbe in Bewegung, diese sind an der Basis an Keramikplatten befestigt, die mit den Schwingungen der Stäbe Strom erzeugen. LED-Lämpchen, am Ende jedes Stabs befestigt, sollen bei entsprechender Windstärke leuchten.

Das Ganze sieht von oben so aus....

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Nach einem Entwurf des New Yorker Ateliers DNA hat die gesamte Anlage 1203 Stäbe. Der Besucher soll beim Begehen das Windrauschen hören können. Der Carbon-Wald soll soviel Energie liefern wie ein konventioneller Windpark derselben Größe.

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Das Startup Pyrum Innovations verwandelt durch ein spezielles Verfahren Altreifen in Öl.

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Zim Plant Technology: Misst den Durst von Pflanzen

Weltweit bewässern Landwirte ihre Felder falsch, verschwenden kostbares Wasser und versalzen die Böden. Ein daumennagelgroßer Sensor des Startups Zim Plant Technology aus dem brandenburgischen Hennigsdorf verschafft Abhilfe: An die Blätter etwa von Obstbäumen geklemmt, registriert er den Druck, der in den Pflanzenzellen herrscht. Verlieren die Zellen Wasser, sinkt ihr Druck. „So wissen wir immer, wie durstig die Pflanzen sind, und bewässern nur, wenn es nötig ist“, sagt der Biotechnologe und Startup-Gründer Ulrich Zimmermann, 69.

Pro Acker installiert Zim Plant Technology drei Sensoren. Sie funken die Daten an eine Basisstation im Feld, die sie an einen Laptop überträgt. 4.000 Euro kostet ein System – und spart auf Feldern für Mais, Weizen und Soja rund 30 Prozent Wasser. 600 der Sensoren sind weltweit bereits im Einsatz. 2012 will Zimmermann die Massenproduktion starten und mehr als eine Million Euro umsetzen.

Die größten Solarhersteller der Welt
Photon Consulting, eine Forschungs- und Beraterfirma, die sich auf den Solarmarkt spezialisiert hat, hat sich die Hersteller von Solarmodulen einmal genauer angesehen. Aufgrund der Vorjahreszahlen erstellten die Solarexperten eine Prognose, wer 2011 die Top Ten Hersteller sein werden. Die Prognose basiert auf den Produktionskapazitäten - allerdings gaben bereits einige Hersteller an, ihre Kapazitäten doch nicht wie geplant weiter auszubauen.

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Platz zehn der größten Modulhersteller im Jahr 2011 ist laut Photon-Prognose das japanische Unternehmen Kyocera. Im vergangenen Jahr stand es gleichauf mit dem deutschen Hersteller Solar World. Beide hatten eine Modulkapazität von 800 Megawatt. Zum Vergleich: Ein durchschnittliches Atomkraftwerk produziert um die 1200 Megawatt.

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Wie auch im letzten Jahr wird das 2005 in China gegründete Unternehmen LDK Solar auf Platz neun der Liste stehen. 2010 waren die Chinesen in der Lage, 910 Megawatt zu fertigen. Der Umsatz lag bei rund 1,2 Milliarden Euro.

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Einen Rang eingebüßt hat der ebenfalls chinesische Modulhersteller Hareon Solar. 2010 reichte eine Produktkapazität von 1.025 Megawatt noch für Rang sieben in der Liste, 2011 wird es damit wohl nur Platz acht. Auf den siebten Platz rückt das japanische Unternehmen Sharp, obwohl die Produktionskapazitäten im vergangenen Jahr noch geringfügig niedriger waren als die der chinesischen Konkurrenz. Der Elektronikriese Sharp wurde 1912 von Tokuji Hayakawa gegründet und hat bereits in den 1960er Jahren begonnen, auch intensiv die Herstellung von Solarzellen zu erforschen.

Foto: WirtschaftsWoche

Auch der sechste Platz des Rankings ist in asiatischer Hand. Dort steht unverändert Jinko Solar aus Hongkong mit einer geschätzten Kapazität von 1.100 Megawatt. Auf Platz fünf steht ebenfalls ein chinesisches Unternehmen: Hanwha SolarOne aus Qidong ist das Ergebnis einer strategischen Partnerschaft des südkoreanischen Konglomerats Hanwha und des chinesischen Unternehmens Solarfun Power Holdings. Obwohl das Unternehmen Hanwha SolarOne erst 2010 entstanden ist, startete es direkt mit einer Fertigungskapazität von 1.350 Megawatt.

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2010 belegte Canadian Solar aus Kitchener in Ontario Platz fünf im Ranking, laut Photon-Prognose erreicht es in diesem Jahr Platz vier. Das Unternehmen wurde 2001 von Dr. Shawn Qu gegründet und produziert seitdem Standard- und Spezialmodule in China.

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Unverändert auf Platz drei dagegen steht Yingli, ein chinesischer Hersteller mit einer geschätzten Maximalleistung von 1.650 Megawatt pro Jahr. Yingli wurde auch durch das Sponsoring bei der Fußball-Weltmeisterschaft einem breiten Publikum bekannt.

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Auf den ersten beiden Plätzen hat sich ebenfalls nichts bewegt. Auf Rang zwei bleibt der Hersteller Trina aus dem chinesischen Changzhou mit einer Kapazität von 1.800 Megawatt. Die Goldmedaille bekommt Suntech mit geschätzten Kapazitäten von 2.250 Megawatt. Das Unternehmen mit Sitz in Wuxi in China, wurde 2001 von Zhengrong Shi gegründet und ist der weltgrößte Produzent von Photovoltaikmodulen aus kristallinem Silizium.

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Bei den Herstellern von Maschinen zum Bau von kompletten Photovoltaik-Anlagen sind die Chinesen nicht ganz so überpräsent wie bei den Modulherstellern. In die Top Ten haben es sogar drei deutsche Unternehmen gebracht. Eines davon ist Rena, ein 1996 gegründetes Familienunternehmen aus Cuxhaven/Altenbruch. Heute ist Rena Fachpartner von SolarWorld, SMA-Partner sowie Fronius Service Partner. Rena hat seinen Umsatz in der Zeit von 2009 auf 2010 mehr als verdoppelt: von 130 Millionen Dollar ging es rauf auf 276 Millionen Dollar.

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Auf Platz 9 - nach Umsätzen - steht das chinesische Unternehmen 48th Research Institute of China Electronics. Auch hier gab es einen enormen Umsatzanstieg von 122 auf 296 Millionen Dollar binnen eines Jahres. Sowohl 2009 als auch 2010 auf Platz acht steht das Unternehmen Roth & Rau, das mittlerweile zum Schweizer Solarzulieferer MeyerBurger gehört. Roth & Rau machte 2009 226 Millionen Dollar, im darauf folgenden Jahr waren es 300 Millionen.

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Die Apollo Solar Energy Technology katapultierte sich von Null auf Platz sieben. Von 40 Millionen Dollar in 2009 ging es rauf auf 385 Millionen Dollar im Jahr 2010. Das 1952 in Japan gegründete Unternehmen ULVAC Technologies bleibt dagegen beständig auf Platz sechs. Wobei sich auch bei den Japanern der Umsatz gesteigert hat. 2010 verkaufte das Unternehmen Maschinen für 410 Millionen Dollar, das sind immerhin 30 Millionen mehr als noch im Jahr zuvor.

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Die deutsche Schmid Group schafft es dank 600 Millionen Dollar Umsatz im Jahr 2010 auf Platz fünf, im Jahr 2009 stand das Unternehmen jedoch noch auf Platz vier. Ebenfalls einen Platz runter ging es für GT Solar International, die ihren Umsatz zwar von 488 auf 813,2 Millionen steigerten. Im Jahr 2009 reichte das Ergebnis allerdings noch für Platz drei, letztes Jahr gab es nur den vierten.

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Bronze gibt es für die Deutschen von Centrotherm Photovoltaics, die allerdings letztes Jahr noch Platz zwei erreicht haben. Und das, obwohl Centrotherm Photovoltaics ebenfalls seine Umsätze von 677 auf 860 Millionen Dollar steigerte. Die Silbermedaille ging im letzten Jahr dann an die Konkurrenz aus der Schweiz. MeyerBurger schoss von Platz sieben auf Platz zwei. Die Umsätze in 2010 betrugen 862 Millionen Dollar.

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Weltmarktführer bei den Solar-Maschinenbauern war 2010 die amerikanische Firma Applied Materials. 1.4 Milliarden Dollar nahm der Hersteller 2010 ein, im Jahr davor waren es noch 1,16 Milliarden. Damit reichte es auch 2009 für Platz eins im Ranking.

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Industrial Solar: Erzeugt Ökowärme für Fabriken

Wärme ist bei industriellen Prozessen Energiefresser Nummer eins. Mit seiner Freiburger Industrial Solar will Geschäftsführer Christian Zahler, 43, Industriewärme umweltschonend erzeugen. Dafür fokussiert eine Schar drehbarer Spiegel das Sonnenlicht auf ein Absorberrohr, das heißen Wasserdampf erzeugt. Der kann auch genutzt werden, um in Kältemaschinen Kühle zu erzeugen.

In Katars Hauptstadt Doha klimatisiert Zahlers System 500 Sitzplätze eines Fußballstadions. Jetzt hofft der Gründer auf eine Bestellung für die Stadien der Fußball-WM 2022. Dann müsste er die 15-köpfige Belegschaft kräftig aufstocken.

Enymotion: Verkauft portable Brennstoffzellen

Geht es nach Steffen Wieland, 43, sind die Zeiten bald vorbei, als Segelboote und Campingwagen ihre Energie mit schmutzigem Diesel herstellten: Mit seinem Heilbronner Startup Enymotion will der Ingenieur, der zuvor bei Daimler und Bosch arbeitete, den Strom für die Freizeitfahrzeuge mit einer Brennstoffzelle erzeugen, die er seit 2007 mit einem 28-köpfigen Team entwickelt.

Das Gerät, groß wie ein flacher Rollkoffer, verwendet umweltfreundliches Campinggas oder Bioethanol als Treibstoff. 7.000 Euro soll das Gerät kosten, die Fertigung startet im August. Geplanter Umsatz im Jahr 2013: 40 Millionen Euro.

Solarzellen aus Plastik - Heliatek-Gründer Martin Pfeiffer und CEO Thibaud Le Séguillon

Foto: Christoph Busse für WirtschaftsWoche

Der 10. Platz geht gleich an mehrere Städte: Ihn teilen sich Budapest, Portland, Guadalajara und Hamburg mit 36 von 64 maximal erreichbaren Punkten.

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Dublin schafft es auf Platz 9 der Radfahrerfreundlichsten Städte der Welt - mit 37 Punkten. Trotzdem bleibt ein Wermutstropfen - einst war Dublin auf Platz 3 besten Fahrrad-Städte.

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Montréal belegt den 8. Platz (38 Punkte). Rosige Aussichten habe die Stadt, von der sich andere Metropolen auf dem Kontinent noch etwas abschauen können, in Sachen Radverkehr - vor allem dank einer starken Radler-Lobby, heißt es in der Studie. Verkehrsplanerisch gesehen gibt es aber auch hier noch Verbesserungsbedarf

Foto: Screenshot

Paris schafft es auf Platz 7 im Ranking der fahrradfreundlichsten Städte (39 Punkte). "Lichtjahre voraus" sei die Stadt an der Seine anderen Großstädten was Investitionen in Radfahrer-Infrastruktur anginge, so die Internetseite copenhagenize.eu. Das Pariser Fahrradverleihsystem "Velib" erntet besonderes Lob: Es diente als Vorbild für den Ausbau ähnlicher Programme in London und New York. Zu verbessern gibt es aber trotzdem noch etwas: Paris solle jetzt vermehrt Möglichkeiten für Radfahrer auf den Straßen schaffen

Foto: dpa

Platz 6 geht an München (40 Punkte). Die Stadt hat bereits ordentlich in den Radverkehr investiert - vor allem in Form von Marketing. Den Worten sollen jetzt Taten folgen: München soll eine einheitliche Infrastruktur für Radfahrer schaffen beziehungsweise ausbauen und Radlern mehr Platz auf den Straßen schaffen

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Den 4. Platz teilt sich Tokio mit Berlin bei einem Punktestand von 41. Einen 5. Platz gibt es daher nicht. Das strikte Verkehrssicherheitstraining für Fahrer motorisierter Fahrzeuge in Japan verbessert das Sicherheitsempfinden auch für Radfahrer. Der Westen sollte Tokio in vielerlei Hinsicht als Inspiration ansehen - zum Beispiel, was Parkmöglichkeiten für Fahrräder angeht.

Foto: dapd

Berlin ist die radfahrerfreundlichste Stadt Deutschlands: 41 Punkte (Platz 4, diesen teilt sie sich mit Tokio). Damit liegt die Hautpstadt nur einen Punkt vor München. Die Infrastruktur ist sehr gut ausgebaut - allerdings - für die Touristenstadt ungünstig - nicht immer einheitlich in der Ausführung.

Foto: dpa

Barcelona erreicht mit 45 Punkten Platz 3. Das ist umso erstaunlicher, als es vor 5 Jahren noch so gut wie keinen nennenswerten Radverkehr in der Stadt gab. Barcelona hat kräftig in die Infrastruktur investiert. Jetzt muss dieser Weg konsequent weitergeführt werden und die Marketinganstrengungen verstärkt werden, damit noch mehr Bürger das Rad als modernes, urbanes Fortbewegungsmittel entdecken

Foto: Screenshot

mDer 2. Platz gebührt Kopenhagen (52 Punkte). Die Stadt hat eine gut etablierte Radfahrkultur und eine sehr gute Fahrrad-Infrastruktur und bekommt Bonuspunkte für Innovation aufgrund zahlreicher Pilotprojekte. Doch die Metropole muss aufpassen, dass sie sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruht.

Foto: WirtschaftsWoche

Die fahrradfreundlichste Stadt der Welt ist Amsterdam mit 54 Punkten. Die Radfahr-Atmosphäre ist entspannt und angenehm. Radfahren ist hier eine Massenbewegung. Natürlich gibt es trotzdem etwas zu verbessern: Copenhagenize.eu fordert: Motorisierte Fahrzeuge runter von den Radfahrstreifen! Außerdem wäre eine Vereinheitlichung des Aussehens des breit ausgebauten Radwegenetzes wünschenswert. Außerdem solle die Stadft ruhig bewerben, was sie in Sachen Rad-Infrastruktur zu bieten hat. Na dann: In die Pedale treten und auf nach Amsterdam!

Foto: WirtschaftsWoche

Saperatec: Recycelt alte Solarzellen

Nichts währt ewig, schon gar nicht Dünnschichtsolarzellen. Die erste Generation ist 2015 verschlissen. Dann steht Sebastian Kernbaum, 34, mit seiner Bielefelder Saperatec bereit, sie zu recyceln. Glas, Plastik, Halbleiter – alles will Kernbaum zu 95 Prozent zurückgewinnen. Und das erstmals bei Raumtemperatur und mit Tensiden, die auch in Waschmitteln eingesetzt werden. Bisher waren aggressive Chemikalien und viel Energie vonnöten.

Das Verfahren recycelt auch CDs und Akkus von Elektroautos. Mit einer Million Euro aus zwei Gründerfonds baute Kernbaum eine Pilotanlage für 500 Tonnen Material pro Jahr. Dieses Jahr will er auf 3000 Tonnen erweitern und erstmals Gewinn machen.

Sunfire: Erzeugt Sprit aus Strom und Co2

Grüner Treibstoff war bisher ein Desaster: Der Rapsanbau für die Biodieselproduktion verschlang Dünger und Pestizide, in Entwicklungsländern brachen Hungersnöte aus, weil aus wertvollen Lebensmitteln wie Mais Treibstoff produziert wird. Nun hat das Bremer Startup Sunfire, 2008 von Bodo Wolf, 71, Carl Berninghausen, 55, Christian von Olshausen, 32, und Nils Aldag, 25, gegründet, eine spektakuläre Alternative: Benzin aus Ökostrom und CO2.

Die Gründer setzen Wasser unter Strom, sodass es sich im Zuge der sogenannten Elektrolyse in seine Einzelteile Sauer- und Wasserstoff trennt. Im zweiten Schritt verkuppeln sie den gewonnenen Wasserstoff mit dem Treibhausgas CO2. Das Produkt, ein erdgasähnliches Synthesegas, lässt sich in einer weiteren chemischen Reaktion zu Benzin, Diesel oder Kerosin verarbeiten, mit denen sich Autos betanken lassen – zu einem geschätzten Preis von einem Euro pro Liter. In einer Testanlage von Sunfire funktioniert das Verfahren schon.

Bis zum Jahr 2016 soll eine große Anlage stehen, die fünf Tonnen Kraftstoff pro Tag herstellt. Gelingt die Produktion im Industriemaßstab, könnte sich Deutschland langfristig von Ölimporten unabhängig machen.

Next Kraftwerke: Macht Grünstrom zuverlässig

So sauber die Energie aus Wind und Sonne auch ist – die Übertragungsnetze bringt der schwankende Grünstrom regelmäßig an den Rand des Zusammenbruchs. Der Bedarf an sogenannter Regelenergie, an kurzfristig bereitgestelltem Strom also, steigt.

Das 2009 gegründete Startup Next Kraftwerke stellt diesen Strom auf innovative Weise bereit: Die Gründer Jochen Schwill und Hendrik Sämisch (beide 30) verbinden Biogasanlagen und Notstromaggregate, etwa in Geschäftsgebäuden, Krankenhäusern, Fußballstadien, zu einem virtuellen Kraftwerk. Dazu montieren sie funkbetriebene Fernsteuer-Einheiten an den Anlagen. Damit können die 15 Mitarbeiter des Startups die Minikraftwerke von der Kölner Zentrale aus in Sekunden herauf- oder herunterregeln und das Stromnetz stabilisieren. Ein profitables Geschäft, denn wer kurzfristig Strom ins Netz speist oder Kraftwerksleistung drosselt, erhält allein für die Bereitschaft, im Notfall einzuspringen, eine Vergütung.

Außerdem betragen die Preise am Regelenergiemarkt oft ein Vielfaches derer für Normalstrom. Schalten Biogasanlagenbetreiber ihre Generatoren auf Zuruf ab und speichern das Gas in Tanks, verdienen sie laut Next Kraftwerke bis zu 2.000 Euro im Monat dazu. Noch einmal so viel erhält Next Kraftwerke pro Anlage von den Stromnetzbetreibern.

Tetraeder Solar: Berechnet, wo Sonnenstrom lohnt

Wie viel Ertrag brächte eine Solaranlage auf meinem Dach? Eine Software des 2009 gegründeten Startups Tetraeder Solar aus Dortmund liefert rasch die Antwort.

Geschäftsführer Stephan Wilforth, 40, und seine acht Mitarbeiter kombinieren am Rechner Katasterdaten und 3-D-Scans von Städten, die mit Lasern aus Flugzeugen erzeugt werden. Damit berechnet Tetraeder für jedes Dach zu jeder Tages- und Jahreszeit die Sonnenstromausbeute und berücksichtigt auch Schatten benachbarter Häuser. Geld verdienen die Dortmunder mit der Lizenzierung der Daten, etwa an Sparkassen, die damit die Kreditvergabe für Solaranlagen prüfen. Geplanter Umsatz für 2013: mehr als eine Million Euro.

E-Bike-Mobility: Baut Parkturm für Zweiradstromer

Elektrofahrräder sind ein starker Mobilitätstrend – doch sie lassen sich bisher unterwegs nicht aufladen. Eine Lösung haben der Unternehmensberater Bernd Reutemann, 42, und der Ingenieur Patrick Bartsch, 44, mit dem 2009 gegründeten Startup E-Bike-Mobility in Markdorf am Bodensee entwickelt: einen geschlossenen Turm, in dem auf knapp 30 Quadratmeter Fläche 112 Fahrräder automatisch gestapelt werden.

Geladen werden die Räder kabellos per Induktion mit Strom von Solarzellen auf dem Dach. Drei der 80.000 bis 300.000 Euro teuren Türme hat das Startup schon an deutsche Kleinstädte verkauft. 2012 sollen es europaweit 24 Stück sein.

Pyua: Produziert Ökokleidung

Wenn Hemden, Hosen und Socken heute überhaupt recycelt werden, dann entstehen meist nur Filzmatten oder Aschenbecher daraus. Anders beim Kieler Outdoor-Label Pyua, das seit 2008 am Markt ist: Dessen Jacken, Hosen und Shirts bestehen aus wiederverwertetem Polyester des japanischen Textilrecyclers Teijin und aus Ökobaumwolle.

Pyua-Kunden können ihre abgetragenen Klamotten in spezielle Rückgabeboxen legen, die Gründer Timo Perschke in Modeläden aufgestellt hat. Pro Kleidungsstück werden dadurch 77 Prozent weniger CO2 ausgestoßen und 84 Prozent weniger Energie verbraucht.

Terratransfer: Sammelt Umweltdaten

Klimadaten wie Temperatur, Luftdruck oder Kohlendioxidwerte auf Alpengipfeln oder Inseln zu sammeln war früher aufwendige Handarbeit. Die Messsonden des Bochumer Startups Terratransfer übertragen diese Daten nun automatisch.

Dafür haben die Geografen und Gründer Marcel Delker und Sven Schulz (beide 34) mit ihren 16 Mitarbeitern neben Software auch Funkstationen entwickelt. Seit Unternehmensgründung 2007 wurden weltweit 1.000 dieser Systeme installiert. Auch Grundwasserpegel und die Luftfeuchtigkeit in Museen erfassen die Bochumer und ersparen Behörden damit Geld. Für 2012 sind mehr als eine Million Euro Umsatz geplant.

Frents: Vermittelt Leihgegenstände

Wer Dinge leiht statt kauft, spart Geld und schont Ressourcen. Auf Basis dieser Einsicht gründete Philipp Sebastian Rogge, 32, mit zwei Partnern im März 2010 in Berlin das Online-Portal Frents. Auf der Plattform bieten Nutzer ihre Besitztümer zum Mieten an, etwa Kameras, DJ-Ausrüstungen oder Spielekonsolen. Sieben Mitarbeiter im Berliner Büro bauen die Plattform aus.

Geld verdient Frents mit Werbung, die neben den Leihprodukten eingeblendet wird.

Pyrum Innovations: Verwandeln Altreifen in Öl

Vier Millionen Tonnen Altreifen fallen in der EU jedes Jahr an, die meisten werden verbrannt oder zu Fußmatten verarbeitet. Das im Jahr 2007 gegründete Startup Pyrum Innovations aus Dillingen an der Saar hat eine bessere Verwendung gefunden: Unter Druck und Wärme verwandeln die Gründer das alte Gummi wieder zu Öl, Koks und Gas. Frühere Recyclingversuche scheiterten am hohen Energieaufwand.

Dank einer neuartigen Reaktorkonstruktion des Ingenieurs Klaus-Peter Schulz, 69, heute technischer Leiter bei Pyrum, hält sich der Recyclingprozess selbst in Gang, indem das dabei entstehende Gas verfeuert wird. Die beiden Gründer Pascal Klein, 25, und Julien Dossmann, 26, die zusammen internationales Management in Straßburg studierten, stellen im Spätsommer die erste große Demonstrationsanlage fertig.

Sechs Millionen Euro soll eine schlüsselfertige Anlage kosten, mehr als 60 Anfragen aus aller Welt sind bei dem Acht-Mitarbeiter-Unternehmen eingegangen.

Heliatek: Stellt Solarzellen aus Plastik her

Jalousien, Autodächer und ganze Hausfassaden, die Strom erzeugen: Mit sogenannten organischen Solarzellen des Dresdner Startups Heliatek soll das bald möglich sein.

Das Geheimnis der millimeterdünnen, biegsamen, halb durchsichtigen und federleichten Energielieferanten: Sie werden auf Hunderte Meter lange Folien aus Polyester aufgedampft, jenem Billigkunststoff, aus dem auch Chipstüten bestehen. Weltweit entwickeln rund 20 weitere Unternehmen ähnliche Zellen, aber Heliatek ist mit einem Wirkungsgrad von derzeit 9,8 Prozent und einer Lebensdauer von mehr als 30 Jahren Spitzenreiter.

Das Startup begann 2006 als Universitätsausgründung des Dresdner Physikers Martin Pfeiffer, 44, und hat bereits 23 Millionen Euro Startkapital eingetrieben. Noch dieses Jahr starten die 25 Mitarbeiter in Dresden die Pilotfertigung, 2014 die Massenproduktion.

LaTherm: Macht Abwärme nutzbar

Jedes Jahr entweicht aus Stahlhütten, Chemiewerken oder Kläranlagen Wärme im Wert von 25 Milliarden Euro. Der Dortmunder Unternehmer Heinz-Werner Etzkorn, 63, will die Energie mit seinem Startup LaTherm auffangen und nutzen: Dafür leiten seine Mitarbeiter Abwärme aus Industrieanlagen in Transportcontainer mit wärmespeicherndem Spezialsalz. Die Container bringen sie zu Schwimmbädern, Schulen und Krankenhäusern und speisen die Wärme in deren Heizungsnetze ein.

Ab 400 Meter Distanz soll das preiswerter sein als der Bau von Fernwärmeleitungen. Bei Wegen bis zu 20 Kilometern könne die Wärme auf Rädern mit stationären Öl- oder Gasheizungen konkurrieren und mehr als 90 Prozent der CO2-Emissionen sparen, sagt Etzkorn. Neun Container betreibt LaTherm bereits im Ruhrgebiet, nun sollen weitere Kunden in anderen Ballungsgebieten folgen

Ubitricity - preiswerte Ladestationen für Elektroautos

Weniger Lärm, weniger Abgase, weniger Abhängigkeit vom Öl – das soll die automobile Elektrozukunft bringen. Knut Hechtfischer, 40, und Frank Pawlitschek, 37, Gründer und Geschäftsführer der Berliner Ubitricity, sind überzeugt, den entscheidenden Schlüssel für die rasche Verbreitung in der Hand zu halten: Den Aufbau eines preiswerten Netzes an Ladestationen, an denen die Ökostromer überall, wo ihnen der Saft ausgeht, ihre Batterien wieder aufladen können. Bisher kommt der Ausbau der Infrastruktur wegen der hohen Kosten kaum voran. Indem Hechtfischer und Pawlitschek die Mess- und Kommunikationstechnik für die Strom-Abrechnung von der Säule ins Auto verlagern, reduzieren sie die Kosten je Ladestation auf ein Zehntel – von wenigstens 500 auf weniger als 50 Euro. Die besteht dann künftig im wesentlichen nur noch aus einer normierten, schaltbaren Steckdose. Diesen Sommer soll es hauptsächlich in Berlin mit dem Aufbau von zunächst 1000 Ladeorten losgehen. Sein Geld will Ubitricity vor allem mit der Abrechnung des Tankstroms verdienen.

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