Kampf um Seltene Erden Der Mann, wegen dessen Idee Donald Trump Grönland kaufen wollte

Bergbauunternehmer und Geologe Greg Barnes Quelle: PR

Greg Barnes hat die Schürfrechte für das wohl größte Vorkommen schwerer Seltener Erden weltweit – und will schon bald mit dem Abbau beginnen. Warum sein Vorhaben für die westliche Wirtschaft so bedeutsam ist – und was Donald Trump damit zu tun hat.

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Als Donald Trump im Sommer 2019 der dänischen Regierung das Angebot macht, ihr Grönland abzukaufen, ist ein Mann offenbar nicht ganz unbeteiligt: Greg Barnes. Der inzwischen über 70-jährige australische Geologe und Unternehmer hatte ein paar Tage zuvor im Weißen Haus eine Präsentation gehalten. Über Seltenen Erden, die es in Grönland gibt.

Barnes hat seit den 1990er Jahren insgesamt sieben Vorkommen auf der größtenteils von Eis bedeckten Insel im Nordatlantik entdeckt. Das umfangreichste davon, Tanbreez in Südwestgrönland, steht nun wohl kurz davor, abgebaut zu werden. Schon im nächsten Jahr könne die Produktion beginnen, sagte Barnes der WirtschaftsWoche.

Tanbreez sei heute mit 19 Millionen Tonnen Seltene-Erden-Oxid die wahrscheinlich größte Ressource an Seltenen Erden weltweit. Rund 30 Prozent davon seien die besonders begehrten schweren Seltenen Erden, auf die China heute ein Monopol hat. Diese besonders kräftigen Magnetmetalle braucht unter anderem die E-Auto-Industrie für ihre Antriebe.

Hier liegt der Erzkörper von Tanbreez mit den seltenen Erden. Quelle: PR

Selbst wenn der damalige US-Präsident für seinen Vorstoß belächelt wurde, habe sein Kaufangebot Barnes zufolge viel dazu beigetragen, dass Tanbreez inzwischen die Erlaubnis hat, Erz abzubauen. „Zuvor hat es überall Hürden gegeben“, erzählt der Australier. Danach seien die Hürden plötzlich verschwunden – für die ganze Bergbauindustrie auf der Insel. „Das war in meinen Augen ein politisches Manöver von Trump, um die Verantwortlichen in Grönland aufzurütteln“, sagt er.

Chinas Reserven sind Staatsgeheimnis

Für die USA ist es auch eine Frage der nationalen Sicherheit, dass Tanbreez die Produktion schnellstmöglich aufnehmen kann. Denn das Militär des Landes braucht für Waffentechnik wie Radare dringend schwere Seltene Erden. Und die bekommt es derzeit eben praktisch ausschließlich aus China. Ausgerechnet jenem Land, mit dem ein bewaffneter Konflikt im Pazifik droht, sollte es versuchen, Taiwan einzunehmen. Hinzu kommt, dass in China die Konzentration schwerer Seltener Erden laut Barnes vor allem in den Tonvorkommen im Süden des Landes inzwischen abnimmt. Wie groß die Reserven hier heute noch sind, ist Staatsgeheimnis. 

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Zwar gibt es neben den Reserven in Grönland offenbar ein weiteres Vorkommen, das helfen könnte, die Macht Chinas zu brechen. Das aber liegt auf der Halbinsel Kola in Nordwest-Russland – und ist damit kaum geeignet, den Westen aus seiner Abhängigkeit von unliebsamen Partnern zu befreien. Barnes hat das Vorkommen selbst als Privatperson besucht, sich ein Bild davon gemacht, erzählt er.

Erste Verarbeitung in den USA

So ist es nicht verwunderlich, dass die erste Fabrik, die das Eudialyt-Gestein aus der grönländischen Tanbreez-Mine zukünftig verarbeiten und die Seltenen Erden herauslösen soll, in den USA entstehen wird. Grönland selbst wäre keine Option gewesen: „Das Land ist nicht in der Lage, eine komplexe Chemiefabrik zu betreiben“, sagt Barnes. Es gebe nicht die Fläche dafür, auch nicht genug geeignetes Personal, das ganze Land hat schließlich nur 56.000 Einwohner. Abfallprodukte der Fabrik, die man in Europa und Amerika verkaufen könne, müsse man zudem auf der Insel deponieren – da das Verschiffen zu teuer wäre. „Am Ende wäre eine Fabrik in Grönland wohl sechs Mal teurer“, so der Unternehmer.

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Mehr als 100 Millionen Dollar wird die Fabrik zur Verarbeitung der Erze offenbar kosten. Der Teil, der die seltenen Erden herauslöst, wird dabei mit rund 40 Millionen zu Buche schlagen. Eine überschaubare Summe. Denn von Tanbreez erwartet Barnes ein gewaltiges Geschäft: Drei Milliarden Dollar Umsatz, davon zwei Milliarden Gewinn.

Lesen Sie auch: Hier liegt der Schlüssel zum Ende von Chinas Rohstoffmacht – eine Reportage von der Seltene-Erden-Suche in Grönland

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