Studie zu alternativen Kraftstoffen E-Fuels belasten die Umwelt

Die Herstellung von Stromerzeugungsanlagen, wie beispielsweise Windräder, steuern einen erheblichen Beitrag zur Umweltwirkung von synthetischen Kraftstoffen bei. Quelle: dpa

Synthetische Kraftstoffe schützen zwar das Klima, an anderer Stelle sorgen sie jedoch für Umweltprobleme. Das hat eine neue Studie gezeigt.

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E-Fuels spielen als umweltfreundlichere Alternative zu Erdöl, Erdgas und Kohle eine wichtige Rolle. Der Begriff „Fuels“ ist Englisch für Kraftstoffe, das „E“ steht für erneuerbaren Strom. Denn solche Treibstoffe werden mit Hilfe von regenerativer Energie hergestellt. Sie unterscheiden sich in ihren chemischen Strukturen und Grundeigenschaften nicht von herkömmlichem Diesel oder Benzin aus Erdöl. In der Praxis sollen sie genutzt werden, um Flugzeuge und Schiffe anzutreiben, sie dienen als Rohstoff für die chemische Industrie und können Energie speichern. Doch wie umweltfreundlich ist die Herstellung dieser synthetischen Kraftstoffe wirklich?

Das hat das Institut für Energie- und Umweltforschung (Ifeu) im Auftrag des Umweltbundesamtes in einer Studie untersucht – mit überraschenden Ergebnissen. Die Herstellung ist mit erheblichen Umweltfolgen verbunden: Luft, Gewässer und Böden werden stark belastet.

In der Studie wurden circa 60 verschiedene Herstellungs- und Transportpfade nach Deutschland analysiert, um die Umweltbelastung durch E-Fuels zu bestimmen. So wurde in einem Modell etwa Diesel mit Strom aus Photovoltaikanlagen in Saudi-Arabien und CO2 aus dortigen Zementwerken hergestellt und per Tankschiff nach Deutschland transportiert. In einem anderen wurde die Herstellung von Methanol in Schweden aus Waldrestholz und mit Strom aus Wasserkraft analysiert. Auch die Herstellung von Wasserstoff in Deutschland und die Erzeugung von Biomethan aus landwirtschaftlichen Rohstoffen, wie beispielsweise aus Mais, wurden betrachtet.

Eine Erkenntnis: Die Herstellung der Stromerzeugungsanlagen, wie Windräder oder Photovoltaikanalgen, steuern einen erheblichen Beitrag zur Umweltwirkung von synthetischen Kraftstoffen bei, wie Daniel Münter erklärt, einer der Autoren der Studie. Zwar sei das Treibhauspotential gering, wenn 100 Prozent erneuerbare Energien genutzt würden, jedoch gebe es andere belastende Umweltwirkungen: Es kommt unter anderem zur Versauerung, zur Feinstaubbelastung und es werden ozonschädigende Substanzen freigelassen. „Die Erzeugung von synthetischen Kraftstoffen schneidet somit schlechter in der Umweltbelastung ab als die Herstellung von fossilen Kraftstoffen wie Erdgas und Diesel“, sagt Münter. „Das beruht hauptsächlich auf Lasten der Stromerzeugungsanlagen“.

Jedoch heißt das nicht, dass E-Fuels pauschal schlechter sind und weggelassen werden müssen: „Man sollte von vorneherein einen Blick auf die Herstellung und deren Umweltwirkung haben“. Es sei klar, dass moderne Gesellschaften von fossilen Rohstoffen weg müssten, sagt Münter. Die Frage sei nur, wie das so umgesetzt werden könne, dass die Umwelt nicht zusätzlich belastet werde.

Außerdem solle synthetischer Kraftstoff bewusst eingesetzt werden. Er sei in vielen Bereichen, wie in der Luft- und Seefahrt essenziell, nicht jedoch in der Mobilität: „Hier ist der Einsatz von synthetischen Kraftstoffen nicht effizient, der Energieaufwand für synthetischen Diesel und Methanol ist zu hoch, um ihn als Treibstoff auf der Straße zu verschwenden“, so Münter. „Überall wo Strom direkt eingesetzt werden kann, ist das sinnvoller als der Umweg über E-Fuels“.

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