Ungarn äußerte schlicht die Sorge, dass der Report Zweiflern Munition liefern würde. Tatsächlich argumentieren Skeptiker, die globale Erwärmung sei seit den späten 1990er Jahren vorbei. Und damit finden sie bei manchen Politikern und Medien Gehör, obwohl sich in Wirklichkeit die Beweise für den Klimawandel häufen.
So war die vorherige Dekade die wärmste, seit es Aufzeichnungen gibt, und dieses Jahrzehnt könnte sogar noch wärmer werden. Das arktische Meereis schmolz 2012 auf den geringsten je registrierten Stand. Und der IPCC-Entwurf hält fest, dass die Meeresspiegel seit 1901 bereits um 19 Zentimeter gestiegen sind.
Der deutsche Klimaforscher Stefan Rahmstorf verweist darauf, dass die Erwärmungsflaute dennoch in letzter Zeit große Aufmerksamkeit gewidmet worden sei. „Ich glaube, dass viel von dem Interesse an dieser Frage in der Wissenschaftler-Gemeinde durch die öffentliche Debatte darüber ausgelöst wurde“, sagt Rahmstorf, der das Kapitel des Berichts über die Meeresspiegel gegengecheckt hat.
Der Klimawandel in Zahlen
Um 70.000 km² – das entspricht etwa der Größe Bayerns – ist der Eispanzer der Arktis in diesem Sommer gegenüber 2007 geschrumpft. 2050 könnte das nördliche Polarmeer im Sommer eisfrei sein.
Fast verfünffacht hat sich die Zahl der Wetterkatastrophen in Nordamerika seit 1980. In Asien legte sie um das Vierfache, in Europa um das Zweifache zu.
Rund ein Drittelsaurer sind die Meere geworden. Folge: Korallen, Muscheln und Fische wachsen langsamer. Bis 2100 könnte die Versäuerung um 150 Prozent steigen.
0,4°C ist die Erde seit 1980 wärmer geworden. Bis 2100 könnte sich das Klima um rund vier Grad aufheizen.
Um 5 cm sind die Meeresspiegel seit 1990 im Mittel gestiegen. Bei einer globalen Erwärmung um zwei Grad werden die Pegel wahrscheinlich um 2,7 m höher sein.
Um 15 Prozent sinkt die Reisproduktion bis 2050 in den Entwicklungsländern als Folge der globalen Erwärmung. Bei Weizen werden 13 Prozent weniger geerntet werden.
IPCC-Sprecher Jonathan Lynn lehnte es ab, sich zum Inhalt des Reports zu äußern, da dieser noch nicht fertiggestellt sei. Aber er kündigte an, dass der Bericht ein „umfassendes Bild von all den wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Klimawandel bieten wird, darunter die Tausenden Stücke an wissenschaftlicher Forschung, die seit dem letzten Bericht von 2007 bis in dieses Jahr hinein veröffentlicht wurden“.
Im Entwurf stellt der Klimarat fest, es sei „extrem wahrscheinlich“, dass menschlicher Einfluss mehr als die Hälfte der seit den 1950ern beobachteten Erwärmung verursacht habe. Im Vorgängerreport des IPCC von 2007, der damals sehr viel Aufregung auslöste, lautete die Formulierung noch „sehr wahrscheinlich“. Das Gremium korrigierte außerdem seine Vorhersage für das Ansteigen der Meeresspiegel bis zum Ende des Jahrhunderts im Vergleich zum Bericht vor sechs Jahren deutlich nach oben.
Der Ausstoß von Treibhausgasen im gegenwärtigen Umfang oder darüber „würde Veränderungen in allen Bereichen des Klimasystems verursachen, einige davon wahrscheinlich beispiellos in Hunderten oder Tausenden von Jahren“, heißt es in dem Entwurf weiter.
So oder so wird der IPCC-Bericht, über den kommende Woche noch einmal beraten und dessen Zusammenfassung am Freitag in Stockholm vorgestellt wird, wieder öffentliches Interesse finden. 2007 erwuchs aus den Erkenntnissen eine globale Anstrengung für ein UN-Klimaabkommen. Nun steht der Pakt erneut auf der Tagesordnung: Bis 2015 soll er ausgehandelt sein.