Vodafone teilt aus Ametsreiter bezweifelt Kundenzahl der Konkurrenz

Der Deutschlandchef des Mobilfunkriesen Vodafone, Hannes Ametsreiter, wirft der Konkurrenz vor, ihre Kundenzahlen künstlich aufzublasen. Im Interview spricht er außerdem über die Wachstumspläne des Unternehmens.

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Vodafone Deutschland-Chef Hannes Ametsreiter wirft der Konkurrenz vor, ihre Kundenzahlen künstlich aufzublasen. Quelle: REUTERS

WirtschaftsWoche: Herr Ametsreiter, Sie wurden als neuer Chefarzt geholt, um Vodafone wieder auf die Beine zu stellen. Wie geht es dem Patienten?

Hannes Ametsreiter: Ich habe zwar einen Doktor-Titel, aber ich bin kein Chefarzt. Im Ernst: Wir investieren Milliarden in Netze und Technik, um die früher vorhandenen Qualitätsmängel zu beheben. Damit sind wir gut vorangekommen. Aber wir sind selbstkritisch genug, um zu erkennen, dass wir in den vergangenen vier Jahren zu viele Kunden und Umsätze verloren haben. Deshalb gibt es noch keinen Grund zu feiern. Wir müssen weiter hart arbeiten, um eine Wende zu schaffen: Unser Ziel ist die schnelle Rückkehr zu Wachstum. In einem Markt mit sehr starken Konkurrenten ist das eine Herkulesaufgabe.

Zur Person

Wie bewältigen Sie die?

Mit einer Vielzahl von Maßnahmen, die wir jetzt angestoßen haben. Ein kleines Beispiel ist eine Entscheidung zu DSL-Anschlüssen, die ich sehr schnell getroffen habe. Der Vertriebsbereich für DSL-Anschlüsse hat Kunden und damit Umsatz verloren. Ich habe mir den Prozess genau angeschaut, wie ein Kunde bei uns einen DSL-Anschluss bestellen kann. Dabei fiel mir unter anderem auf, dass eine viel zu komplizierte Bonitätsprüfung potenzielle Neukunden verschreckt hat. Die Prüfung haben wir vereinfacht und gewinnen seit November wieder jeden Monat DSL-Kunden dazu. Manchmal lässt sich mit Kleinigkeiten viel erreichen.

Auf den Fluren der Düsseldorfer Vodafone-Zentrale kursieren Gerüchte, dass Sie ein neues Sparprogramm vorbereiten und weitere 1000 Stellen abbauen. Wo wollen Sie den Rotstift ansetzen?

Ich habe die Gerüchte auch gehört, aber sie entbehren jeder Grundlage. Ich kann alle Mitarbeiter beruhigen. Es gibt bei Vodafone keinen Plan, großflächig Stellen in dieser Größenordnung abzubauen. Richtig ist aber: Wir wollen kontinuierlich im Rahmen unseres Programms „Fit for growth“ Kosten einsparen, um diese Gelder in unsere Netze zu investieren. Das läuft weiter.

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Wo wollen Sie denn genau sparen?

Der Schwerpunkt liegt derzeit bei den externen Kosten. Müssen wir externe Kräfte bei Projekten einspannen, wenn es im Unternehmen ähnliche Expertise gibt? Wir schauen uns an, ob wir wichtige Aufgaben noch an Dienstleister vergeben oder sie lieber selbst machen. Ich will jeden Cent, den wir ausgeben, umdrehen.

"Der Weg wird schwierig, aber wir werden das schaffen."

Und welche strategischen Ziele haben Sie sich gesetzt? Ihr Vorgänger wollte auf Augenhöhe mit Marktführerin Deutsche Telekom konkurrieren. Halten Sie daran fest?

Ich formuliere die Ziele dynamischer. Unsere Geschäftsfelder Fernsehen, superschnelles Internet und Mobilfunk sollen bei Umsatz und Marktanteil wieder stetig zulegen. Damit können wir unseren Unternehmenswert steigern. Wir starten von einem der hinteren Plätze und müssen uns nach vorn schieben. Der Weg wird schwierig, aber wir werden das schaffen. Die letzten Quartalszahlen zeigen, dass die Richtung stimmt.

Bei der Zahl der Mobilfunkkunden hatte sich der Abstand zur Telekom zuletzt aber auf zehn Millionen Teilnehmer vergrößert.

Der Abstand ist gar nicht so groß.

Wie bitte? Zuletzt hatten Sie 30,4 Millionen Mobilfunkkunden gemeldet, die Telekom mehr als 40 Millionen.

Das sind die veröffentlichten Zahlen. Die sind auch korrekt. Aber zwei wichtige Kundengruppen fließen in unsere Statistik nicht ein: erstens die Kunden von Drittanbietern, sogenannten virtuellen Netzbetreibern, wie etwa die unseres Partners 1&1. Und zweitens die in Maschinen eingebauten Sim-Karten, das sogenannte Machine-to-Machine-Geschäft (M2M) für das vernetzte Auto und die Fabrik 4.0. Deutsche Telekom und Telefónica zählen all diese Kunden mit. Wir sind da puristischer.

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Schweiz Quelle: dpa

Wie viele Kunden haben Sie tatsächlich?

Das weisen wir nicht aus. Aber gehen Sie davon aus, dass es einige Millionen Kunden mehr sind. Weltweit gehört Vodafone zu den größten M2M-Anbietern mit 35 Millionen installierten SIM-Karten.

Würden Sie mit diesen nicht gezählten Kunden die Telekom übertreffen?

Auch dazu kann ich nichts sagen. Aber ich gebe gern zu: Durch unsere Zählweise machen wir uns kleiner, als wir in Wirklichkeit sind. Ich kann mir vorstellen, dass wir das überdenken und eine höhere Transparenz der Kundenzahlen herstellen. Aber im Moment zählt für mich erst mal, bei Vodafone wieder Wachstum zu zeigen.

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