
Wirtschaft von oben #336 – Federal Reserve: Hier sieht man, worüber Trump und Powell beim Besuch der Fed-Baustelle stritten
Bei einem Besuch der Baustelle des Hauptsitzes der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) in Washington haben sich Donald Trump und Fed-Chef Jerome Powell vor laufender Kamera einen Streit geliefert. 3,1 Milliarden Dollar: So viel werde die Renovierung des Hauptsitzes der Notenbank Federal Reserve (Fed) in Washington inzwischen kosten, behauptete Trump. Powell bestritt die Zahl kopfschüttelnd, korrigierte den Präsidenten, dass dieser fälschlicherweise einen Neubau einrechne, der schon vor fünf Jahren fertiggestellt worden sei.
Das Boulevardblatt „New York Post“ hatte im Vorfeld geunkt, die Fed baue sich einen „Palast von Versailles“. Und Trump macht Kostenüberschreitungen derweil zum Mittelpunkt seiner Attacke gegen Fed-Chef Powell. Er wirft ihm Missmanagement vor und drohte vor einigen Tagen gar damit, ihn deswegen abzusetzen. Offiziell wird derzeit mit 2,5 Milliarden Dollar Baukosten gerechnet.
Aktuelle Satellitenbilder von LiveEO, die die Baustelle an der berühmten National Mall zeigen, und Planungsunterlagen geben jetzt einen Einblick in das Vorhaben. Vor allem klärt sich, was das Bauvorhaben schräg gegenüber vom Lincoln Monument so teuer macht. Beobachter sind sich weitgehend einig, dass Trump die Kosten des Projekts nur als Vorwand nutzt: Er will einen neuen Fed-Chef installieren, der seiner Politik eine Mehrheit im Zentralbankrat verschaffen würde.
Doch was macht die Baustelle, die aus dem Eccles-Gebäude und dem FRB-East-Gebäude besteht, zu einem Milliardeninvestment? Die Aufnahmen zeigen etwa, dass die Fed massive neue unterirdische Anlagen errichtet. Das ist US-Medien zufolge notwendig geworden, weil die lokale Baugesetzgebung die Höhe der Häuser stark beschränkt. Neue Flächen ließen sich daher stellenweise nur gewinnen, indem mehrere Etagen in die Tiefe gegraben wird. Das ist meist teurer, als nach oben zu bauen.
Bilder: LiveEO/Google Earth/Airbus, LiveEO/Google Earth, LiveEO/Google Earth/Maxar
Diese dreistöckige, L-förmige Untergrundstruktur verbindet auch die zwei Zentralbankgebäude, die von der 20. Straße getrennt sind. Darin werden laut finalen Unterlagen der Hauptstadtplanungskommission Parkplätze für jeden fünften Mitarbeiter geschaffen. Bisherige Parkflächen werden bebaut oder anders genutzt.
Trump kritisierte bei seinem jetzigen Besuch die Entscheidung, die Parkplätze unterirdisch anzulegen. Er hätte die Kellergeschosse anders gelöst.
Was auf den neuesten Satellitenbildern bislang nicht zu sehen ist, sind mehrere Gebäudeerweiterungen an der Oberfläche. So bekommt das zurzeit U-förmige FRB-East-Gebäude im Norden einen großen Anbau, der dessen Bürofläche ungefähr verdoppeln dürfte. Und beim Eccles-Gebäude werden die je zwei westlichen und östlichen Flügel miteinander verbunden. Die so entstehenden Innenhöfe bekommen allesamt ein Glasdach.

Getrieben wurden die Kosten des 2021 final beschlossenen Projekts durch die Inflation. Zudem heißt es, dass mehr Asbest und Blei entfernt werden musste, als anfangs angenommen. An jenen Stellen, an denen die ursprüngliche Marmorstruktur der Häuser beschädigt ist, wird dieser zudem durch Marmor aus dem US-Bundesstaat Georgia ersetzt. Das Eccles-Gebäude wurde zwischen 1935 und 1937 gebaut, das FRB-East-Gebäude zwischen 1931 und 1933.
2024 kassierte die Notenbank, die seit 2022 keinen Gewinn mehr erwirtschaftet hat, ihre Pläne für die Renovierung eines dritten Gebäudes – aufgrund der gestiegenen Kosten. Die durch den Bau entstehenden Flächen würden der Zentralbank zufolge langfristig Kosten sparen, da sie weniger Büroflächen im Stadtgebiet anmieten müsse.
Die Regierung wirft der Notenbank eine Überschreitung der geplanten Kosten von 700 Millionen Dollar vor. Fed-Chairman Powell äußerte sich Ende der Woche persönlich zu den Baukosten. „Wir haben große Sorgfalt darauf verwendet, sicherzustellen, dass das Projekt sorgfältig überwacht wird, seit es zum ersten Mal vom Verwaltungsrat im Jahr 2017 genehmigt wurde“, schrieb Powell in seinem Brief an den Direktor des Office of Management and Budget im Weißen Haus, Russell Vought. Einen Dachgarten, wie von Kritikern behauptet, soll es ihm zufolge nicht geben.
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Die Rubrik entsteht in Kooperation mit dem Erdobservations-Start-up LiveEO – dieses ist eine Beteiligung der DvH Ventures, einer Schwestergesellschaft der Holding DvH Medien, ihrerseits alleiniger Anteilseigner der Handelsblatt Media Group, zu der auch die WirtschaftsWoche gehört.









