Apple Das iPad ist der "heilige Gral der Pornoindustrie"

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iPad: Attraktiv für Quelle: APN

Das iPad ist das jüngste Symbol für Apples dauerhafte Erfolgsstrategie. Mit einem kreativen Kraftakt entwickelte Jobs das Unternehmen seit 1997 vom Pleitekandidaten zum nach Exxon zweitwertvollsten Börsenwert der USA. Apples aktuelle Marktkapitalisierung liegt bei 235 Mrd. Dollar - das sind zwölf Milliarden Dollar mehr, als Konkurrent Microsoft ausweist.

Jobs räumte radikal mit der Vergangenheit auf. Von den 15,7 Mrd. Dollar Umsatz im abgelaufenen Quartal wurden alleine rund 7,4 Mrd. Dollar mit iPad und iPhone umgesetzt, mit Hardware also, die es vor 2007 noch gar nicht bei Apple gegeben hat. Nimmt man den Musikspieler iPod dazu, erzielt Apple schon mehr als 50 Prozent des Umsatzes mit Produktsparten, die jünger sind als zehn Jahre. Das ist selbst in der schnelllebigen Informationstechnologie ein ungewöhnlich hoher Wert.

Nikolaus Mohr, Medienexperte bei der internationalen Beratungsfirma Accenture, sagte dem Handelsblatt: "Die neue Nutzungsart des iPads wird Trends setzen und die Industrie verändern. Wir leben noch im Maus-Zeitalter, aber sind schon fast im Touch-Zeitalter angekommen." Bei Berichten von der Fußball-WM beispielsweise zogen Fernseh-Moderatoren wie Gerhard Delling mit einem Fingerwisch Spielszenen auf einen Bildschirm.

Weiter Weg zum Massenmarkt

Auf der anderen Seite, so Mohr, müsse man aber auch sehen, dass es noch ein weiter Weg sei, bis das iPad wirklich im Massenmarkt angekommen sein wird. Viel hänge nun davon ab, ob Unternehmen und Softwareentwickler die Chancen des Geräts erkennen und nutzen könnten.

Immerhin: Zahlreiche Firmen ahnen zumindest, dass sich hier ein neues Potenzial eröffnet. "Völlig überrascht", so Apple-Vorstand Tim Cook in einem Analysten-Gespräch, "haben wir festgestellt, dass innerhalb von 90 Tagen bereits 50 Prozent der 100 größten Unternehmen in den USA mit dem iPad arbeiten oder Applikationen für das iPad entwickeln."

Doch wird sich der Einsatz der Unternehmen am Ende auch wirklich auszahlen? Das hängt vor allem davon ab, in welchen Märkten und Zielgruppen sich das iPad etablieren wird und wofür es verwendet wird.

Der Web-Gigant Yahoo, mit 500 Mio. Nutzern pro Monat neben Google, Microsoft und Facebook eine der größten Webseiten der Welt, ist diesen Fragen bereits nachgegangen. Für Yahoo, zugleich auch eine der größten Online-Werbefirmen der Welt, ist es entscheidend zu wissen, wer die Yahoo-Apps nutzt oder über den Web-Browser aufruft.

Zugriffszahlen versiebenfacht

Waren direkt nach dem Verkaufsstart - am ersten Tag wurden 300 000 iPads verkauft - die Besucher der Yahoo-Webseiten noch zu 34 Prozent weiblich, stieg ihr Anteil Anfang Juli bereits auf 39 Prozent. Gleichzeitig hatten sich die Zugriffszahlen versiebenfacht. Über 13 Prozent der iPad-Besucher waren älter als 55 Jahre - äußerst ungewöhnlich für ein exponiertes High-Tech-Produkt bereits in der Anfangszeit der Vermarktung. Die größte Verbreitung hatte das iPad bei den kaufkräftigen 35- bis 44-Jährigen.

Überwog in den ersten Tagen noch die Nutzung mehr technologiebezogener Seiten, lagen im Juli bereits Angebote wie Shopping, Yahoo-Finance, Reiseseiten und vor allem das Fotoportal Flickr ganz vorn. Das iPad ist eine Medienkonsum-Maschine - ideal für das schnelle Surfen auf der Wohnzimmercouch.

Bleibt die Frage, ob Apple Angst hat, am eigenen Erfolg zu ersticken. Denn womöglich wird das iPad mit einem Durchschnittspreis von 640 Dollar andere Apple-Produkte wie teure Laptops oder iMacs ersetzen. "Diese Frage kann man jetzt noch nicht beantworten", meint Apple-Manager Cook. Aber selbst wenn dem so sei: "Sollte das iPad den PC-Markt kannibalisieren, ist es gut, dass wir hier nur einen kleinen Marktanteil haben."

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