Autonom fahrende Autos VW-China-Chef rechnet mit Roboterautos in „drei bis vier Jahren“

Der Volkswagen-Chef in China, Stephan Wöllenstein. Quelle: dpa

Volkswagens China-Chef Stephan Wöllenstein erwartet bereits in wenigen Jahren völlig autonom fahrende Autos auf chinesischen Straßen. Doch auch in Europa wollen chinesische Wettbewerber angreifen, so Wöllenstein.

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Der Volkswagen-Chef in China, Stephan Wöllenstein, rechnet in wenigen Jahren mit vollständig autonom fahrenden Roboterautos auf Chinas Straßen. „Wettbewerber aus China haben schon angekündigt, bei der Hardware die technische Voraussetzung für das Autonome Fahren mit Level 3 oder 4 zu habe“, sagte Wöllenstein im Gespräch mit der WirtschaftsWoche. Level 3 des Autonomen Fahrens bedeutet, das Autos zeitweise selbstständig fahren. Level 4 bedeutet, dass der Fahrer die Fahrzeugführung komplett abgeben kann und zum Passagier wird.

„Wir erwarten, dass in den nächsten drei bis vier Jahren das vollautomatisierte Fahren mit Level 4 in China in Serienfahrzeugen Einzug halten wird“, sagte Wöllenstein. Die Fahrzeuge würden dann auch Situationen bewältigen, die nicht so einfach seien wie die Fahrt auf einer deutschen Autobahn: „Etwa Fahrten im urbanen Raum, das Bewältigen von Situationen an Kreuzungen, an denen es in China noch deutlich komplexer zugeht als in Deutschland.“

Für Wöllenstein ist dies „ein Paradigmenwechsel“. Bis vor kurzem seien die wesentlichen Kerntechnologien des Autos dominiert worden von den internationalen Automobilherstellern. Die chinesischen Wettbewerber hätten versucht, dort gleichzuziehen. „Bei Elektroautos, beim autonomen Fahren und bei der Konnektivität sind nun einige chinesischen Anbieter mindestens gleich auf“, so der VW-Manager. „Volkswagen wird deshalb Forschung und Entwicklung in China wesentlich stärken, weil bei diesen wichtigen neuen Technologiefeldern China die größte Dynamik aufweist.“ Deshalb werde Volkswagen die Zahl der Mitarbeiter der Software-Tochter Cariad in China von derzeit rund 700 Mitarbeitern in den kommenden Jahren verdoppeln.

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von Martin Seiwert, Jörn Petring

Volkswagen erwartet durch die chinesischen Wettbewerber nicht nur in China einen verschärften Wettbewerb, sondern auch in Europa. Laut Wöllenstein bereiten „nahezu alle größeren chinesischen Elektroautohersteller den Markteintritt in Europa vor oder prüfen ihn zumindest gründlich“. Volkswagen habe Erkenntnisse darüber, „dass sich einer unserer chinesischen Kernwettbewerber im Moment sehr intensiv mit der Frage beschäftigt, ob er in Europa im PKW-Bereich durchstartet“.

Nach Informationen der WirtschaftsWoche soll es sich um den Hersteller BYD handeln, der bei Elektroautos klarer Marktführer in China ist und dort im vergangenen Jahr rund fünf Mal so viele E-Autos absetzte wie Volkswagen. Wöllenstein wollte dies nicht kommentieren. Wöllenstein sagte jedoch, er gehe davon aus, „dass wir in den nächsten Jahren in Europa bei den chinesischen Marken eine ähnliche Entwicklung sehen werden, wie wir sie vor 15 Jahren bei den koreanischen Marken gesehen haben“. Die südkoreanischen Marken Hyundai und Kia verfügen in Europa über einen Marktanteil von rund 8 Prozent.

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