Als Achillesferse gilt aber das traditionelle Autogeschäft, das die Produktion von Achsen, Fahrwerks- und Karosserieteilen wie Stoßfängern, Dachrahmen, tragenden Metallsäulen sowie von Auspuffanlagen und Abgassystemen zur Schadstoffverringerung umfasst. Mit der Entwicklung, Fertigung und dem Vertrieb der Autoteile wechselt Benteler praktisch nur Geld. Zwar legte der Umsatz von 5,9 Milliarden Euro im vergangenen Jahr mit einem Plus von sechs Prozent schneller zu als der Markt. Doch blieb nach Abzug der Kosten am Ende nur ein Mickerbetrag von 41 Millionen Euro vor Steuern in der Kasse. Das entspricht einer Umsatzrendite von gerade mal 0,6 Prozent. Die Renditeschwäche ist chronisch: Selbst 2007, im Jahr vor der Lehman-Krise, erreichte Benteler nur knapp vier Prozent.
Nach Ansicht ehemaliger Mitarbeiter ist die Margenschwäche denn auch vor allem eine Hypothek der Vergangenheit, als Benteler einigen Autobauern zu große Zugeständnisse machte, um im Geschäft zu bleiben. "Die Automobilbranche ist ohnehin ein Geschäftsfeld mit sehr hohem Risiko", sagt ein Ex-Manager, "wer da zu große Preiszugeständnisse macht, hängt später am Fliegenfänger."
Benteler kann nicht loslassen
Das Unternehmen will sich dazu nicht konkret äußern. "Benteler ist ein global tätiges Unternehmen und hat überwiegend langjährige Kunden und Geschäftspartner", heißt es auf Anfrage. Es sei wichtig, die Auftragslage ganzheitlich zu betrachten. "Dabei ist es durchaus möglich, dass Aufträge mit sehr unterschiedlichen Margen gebucht werden. Diese Mischung sichert zum einen langjährige, partnerschaftliche Geschäfte und bietet zum anderen eine Auslastung der Werke und sichert somit Arbeitsplätze." Dem Unternehmen gehe es um nachhaltigen, nicht nur um einzelnen, kurzfristigen Erfolg.
Langjährige Kenner sehen allerdings noch eine andere tief sitzende Ursache für die Probleme. "Benteler hat eine ganz komische Firmenkultur", sagt ein Insider. Diese manifestiere sich vor allem in den Charaktereigenschaften des Firmenpatriarchen, Vorstandsvorsitzenden Hubertus Benteler, der das Unternehmen seit 1991 lenkt. Der inzwischen 66 Jahre alte Alleinherrscher über die Aktiengesellschaft, die vollständig im Familienbesitz liegt, kann nur schwer loslassen und Verantwortung an externe Manager delegieren – eine Schwäche, die Benteler mit vielen anderen starken Unternehmerpersönlichkeiten teilt. Sieben Top-Manager haben die Autosparte in den vergangenen sieben Jahren mehr oder weniger entnervt verlassen. "Entweder weil sie nicht durften, wie sie wollten, oder weil sie nicht wollten, wie sie sollten", sagt ein Insider.
Drei Chefs in 14 Jahren
Das amtierende Bereichsvorstandstrio kommt gemeinsam auf eine Amtszeit von nicht mal fünf Jahren. Sprecher Thomas Wünsche – er ist in Personalunion auch Sprecher der Geschäftsführung der Benteler Deutschland GmbH – ist seit knapp eineinhalb Jahren im Amt, sein Kollege James Sheehan gerade mal gut sechs Monate. Nur Ralf Göttel trägt schon seit zweieinhalb Jahren Verantwortung in dem Gremium. "Der häufige Wechsel hat dazu beigetragen, dass längst überfällige Strukturanpassungen immer wieder verschoben wurden", sagt ein Insider gegenüber der WirtschaftsWoche. Das Unternehmen spielt das Thema herunter. Der Konzernvorstand sei mit Hubertus Benteler und Finanzvorstand Siegmund Wenk, der dieser Tage aus Altersgründen aus dem Amt scheidet, sehr stabil, heißt es auf Anfrage. Die Automobilsparte habe in den vergangenen 14 Jahren nur drei Chefs gehabt – inklusive dem amtierenden.