Doch nicht überall stoßen die Elektroautos auf uneingeschränkte Zustimmung. Denn je mehr von ihnen auf die Straße kommen, desto mehr Reibereien gibt es mit anderen Verkehrsteilnehmern.
Oslo, Hauptverkehrszeit, Hauptstraßenkampfzeit. Da die E-Autos die Busspuren benutzen dürfen, müssen sich die Busfahrer im chaotischen Berufsverkehr auch noch damit arrangieren. „Das Problem sind die östlichen Routen auf den zweispurigen Highways. Ich bin in der Rushhour immer zu spät“, klagt Busfahrer Ali Awad.
Der Norweger fährt für das Busunternehmen Nobina die Route 31 aus den östlichen Vororten durch die City Richtung Westen. „Auf den Busspuren wird man manchmal auch von den schnelleren E-Autos angeblinkt“, sagt er. Nobina-Manager Jon Skaale beschwichtigt: „Eigentlich beschweren sich unsere Fahrer wenig.“
Dennoch ist das Murren bei der Regierung angekommen. Deshalb überlegt diese bereits, das Privileg der E-Autos auf Busspuren zurückzunehmen. Allerdings geht Nobina-Manager Skaale davon aus, dass das noch dauern wird: „Die Regierung hat die Befreiung der Auto- und Mehrwertsteuer bis 2017 garantiert, und sonstige Privilegien wie die Nutzung der Busspur werden höchstwahrscheinlich erst zu diesem Zeitpunkt nochmals bewertet.“
Elektrofahrerin Myro kümmert das nicht. Sie hat den Feierabendverkehr im Großraum Oslo längst hinter sich gelassen. In Drammen, rund 20 Kilometer westlich von Oslo, lädt sie ihr Auto noch einmal 20 Minuten lang und fährt dann weiter in Richtung Porsgrunn zur Wohnungsbesichtigung. Ob es dort eine Garage gibt, in der sie ihr E-Auto laden kann, weiß sie noch nicht. Vorsichtshalber legt sie kurz vor dem Ziel noch einen kleinen Ladestopp ein. Dann genießt sie die leise Fahrt, kein Motor röhrt beim Beschleunigen, kein Brummen stört auf langen Strecken, nur ein Sirren und Surren und hier und da der Wind.
Das könnte sich ändern. Die EU will, dass E-Autos künftig zum Schutz der Fußgänger Geräusche von sich geben. Zwar ist Norwegen kein EU-Land, würde als Mitglied des Europäischen Wirtschaftsraums die Regel wohl übernehmen. „Mein Mann Ole Jacob hätte dann gerne einen Ferrari-Sound“, sagt Myro, und ihr E-Mobil surrt leise weiter.