Elektroautos in Norwegen Mit dem Stromer durchs E-Mobil-Paradies

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Kampf um die Busspur

Doch nicht überall stoßen die Elektroautos auf uneingeschränkte Zustimmung. Denn je mehr von ihnen auf die Straße kommen, desto mehr Reibereien gibt es mit anderen Verkehrsteilnehmern.

Oslo, Hauptverkehrszeit, Hauptstraßenkampfzeit. Da die E-Autos die Busspuren benutzen dürfen, müssen sich die Busfahrer im chaotischen Berufsverkehr auch noch damit arrangieren. „Das Problem sind die östlichen Routen auf den zweispurigen Highways. Ich bin in der Rushhour immer zu spät“, klagt Busfahrer Ali Awad.

Die schnellsten Elektroflitzer
Audi R8 e-tron Erst sollte er nicht in Serie gehen, jetzt kommt er doch. Der Audi R8 e-tron. Auf der Teststrecke fährt er bis zu 200 km/h Spitze. Quelle: Audi
BMW i8Der E-Hybrid-Flitzer aus München ist vorne dabei, wenn es um Schnelligkeit geht. Mit Hybridunterstützung liegt die Höchstgeschwindigkeit bei 250 Km/h, rein elektrisch sind es 120 Stundenkilometer. Quelle: BMW
Porsche Panamera S E-HybridZumindest mit Hybridunterstützung istder Porsche Klassenbester. Auf 270 km/h bringt er es, rein elektrisch auf 135 km/h. Der Spaß hat seinen Preis. Ab 110.409 Euro ist der E-Porsche zu haben. Quelle: Porsche
Tesla RoadsterWer sagt, dass Elektroautos nur was für Öko-Latschen-Träger sind und nicht schnell und sexy sein können? Der Tesla Roadster beweist das Gegenteil. Mit 288 PS kommt er in 3,7 Sekunden von 0 auf 97 Stundenkilometer. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei vollen 201 km/h. Quelle: Tesla
Volvo V60 HybridEin sparsamer Dieselmotor plus ein emissionsfreier und effizienter E-Motor samt großer Batterie, das ist der neue Volvo V60 D6 AWD. Er kombiniert einen 215 PS starken Fünfzylinder-Diesel mit einem 70 PS-Synchronmotor. So kommt der Diesel-Hybrid auf eine Systemleistung von 280 PS. Von null auf hundert beschleunigt der zwei Tonnen schwer Schwede in sieben Sekunden. Höchstgeschwindigkeit: Satte 230 km/h. Quelle: Volvo
Tesla Model SDer Markenbruder Tesla S unterscheidet sich was die Spitzengeschwindigkeit angeht kaum - er bringt es auf 200 Stundenkilometer. Quelle: Tesla
Jetcar ElektroSieht nicht nur interessantaus, ist auch schnell: Auf 160 km/h Spitzengeschwindigkeit bringt es das Jetcar. Quelle: Presse

Der Norweger fährt für das Busunternehmen Nobina die Route 31 aus den östlichen Vororten durch die City Richtung Westen. „Auf den Busspuren wird man manchmal auch von den schnelleren E-Autos angeblinkt“, sagt er. Nobina-Manager Jon Skaale beschwichtigt: „Eigentlich beschweren sich unsere Fahrer wenig.“

Dennoch ist das Murren bei der Regierung angekommen. Deshalb überlegt diese bereits, das Privileg der E-Autos auf Busspuren zurückzunehmen. Allerdings geht Nobina-Manager Skaale davon aus, dass das noch dauern wird: „Die Regierung hat die Befreiung der Auto- und Mehrwertsteuer bis 2017 garantiert, und sonstige Privilegien wie die Nutzung der Busspur werden höchstwahrscheinlich erst zu diesem Zeitpunkt nochmals bewertet.“

Elektrofahrerin Myro kümmert das nicht. Sie hat den Feierabendverkehr im Großraum Oslo längst hinter sich gelassen. In Drammen, rund 20 Kilometer westlich von Oslo, lädt sie ihr Auto noch einmal 20 Minuten lang und fährt dann weiter in Richtung Porsgrunn zur Wohnungsbesichtigung. Ob es dort eine Garage gibt, in der sie ihr E-Auto laden kann, weiß sie noch nicht. Vorsichtshalber legt sie kurz vor dem Ziel noch einen kleinen Ladestopp ein. Dann genießt sie die leise Fahrt, kein Motor röhrt beim Beschleunigen, kein Brummen stört auf langen Strecken, nur ein Sirren und Surren und hier und da der Wind.

Das könnte sich ändern. Die EU will, dass E-Autos künftig zum Schutz der Fußgänger Geräusche von sich geben. Zwar ist Norwegen kein EU-Land, würde als Mitglied des Europäischen Wirtschaftsraums die Regel wohl übernehmen. „Mein Mann Ole Jacob hätte dann gerne einen Ferrari-Sound“, sagt Myro, und ihr E-Mobil surrt leise weiter.

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