Familien Porsche und Piëch sahnen ab Der Porsche-Börsengang ist eine Frechheit

Die Porsche AG soll am 29. September an die Börse gehen. Quelle: imago images

Vom Porsche-Börsengang profitiert niemand so sehr wie die Familien Porsche und Piëch. Sie holen sich die Kontrolle über Porsche zum Spottpreis zurück. Ihr Vorteil geht zulasten der übrigen Volkswagen-Aktionäre. Ein Kommentar.

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Volkswagen und seine Großaktionärsfamilien Porsche und Piëch fügen ihrer an Corporate-Governance-Sündenfällen reichen Unternehmensgeschichte mit dem Porsche-Börsengang ein weiteres fragwürdiges Kapitel hinzu. Die Doppelrolle von Oliver Blume als Chef des Sportwagenbauers und dessen Mutterkonzerns Volkswagen ist dabei nur das eine. 

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Mindestens ebenso schwer wiegt, dass VW eine Sperrminorität an Porsche viel zu billig an die Familie beziehungsweise deren börsennotierte Holding Porsche SE abgibt. Die Leidtragenden sind – mal wieder – die übrigen VW-Aktionäre, deren Vermögen unfair geschmälert wird. Das wirft ein schlechtes Licht auf die Emission, so sehr sich Investoren überall auf der Welt auch auf die Porsche-Aktie freuen. 

Zuallererst jedoch profitieren von dem IPO die Großaktionärsfamilien Porsche und Piëch, durch einen parallel abgeschlossenen Aktienkaufvertrag. Darin steht, dass die Porsche SE 25 Prozent plus eine Aktie der stimmberechtigten Stammaktien der Porsche AG erwirbt. Dafür, so ist es ausgehandelt, muss die Porsche SE nur eine Prämie von 7,5 Prozent auf den Ausgabepreis der Vorzugsaktien bezahlen. Das bedeutet im Ergebnis: Volkswagen gibt eine Sperrminorität an seinem wertvollsten Asset, nämlich einer der begehrtesten Sportwagenmarken der Welt, zu einem Spottpreis auf. 

Schon dafür, dass die Porsche SE stimmberechtigte Stammaktien und keine stimmrechtslosen Vorzugsaktien an der Porsche AG erwirbt, wäre normalerweise ein kräftiger Aufschlag fällig. Über die Höhe einer solchen Prämie streiten Experten; bei Volkswagen notiert die Stammaktie um gut 30 Prozent höher als die Vorzugsaktie. Die Stammaktie wird allerdings kaum gehandelt und der Kurs ist insofern nicht voll aussagekräftig. 

Hinzu kommt: Mit 25 Prozent plus einer Aktie an den Stämmen kann SE wichtige Entscheidungen blockieren. Dafür allein wären 25 Prozent Prämie fällig, glaubt der Frankfurter Corporate-Governance-Experte Christian Strenger. Insgesamt sähe Strenger einen Aufschlag von 25 Prozent auf den Preis für die Vorzugsaktien als Minimum an. Die Porsche SE und Volkswagen halten dagegen, sie hätten sich mit Gutachten abgesichert.

Die große Frage ist, warum Vorstand und Aufsichtsrat von Volkswagen bei all dem mitspielen. Ein Grund ist in den massiven personellen Verflechtungen zu sehen. Der Familienvertraute Hans Dieter Pötsch etwa forcierte als Vorstandschef der Porsche SE den Deal und leitet zugleich den Aufsichtsrat von Volkswagen, der den Kauf absegnete. 

Und die anderen VW-Aktionäre? Große institutionelle Anleger wie Qatar oder der norwegische Staatsfonds werden damit besänftigt, satte Zuteilungen an Porsche-Aktien zu erhalten. Viele VW-Kleinaktionäre werden dagegen in die Röhre schauen. Ein anderer mächtiger Beteiligter, das Land Niedersachen, wird mit milliardenschweren Sonderdividenden zufriedengestellt. VW hat nämlich angekündigt, 49 Prozent des gesamten Erlöses aus IPO und SE-Aktienkaufvertrag auszuschütten. Damit werden neun Milliarden Euro oder mehr als Sonderdividende an die VW-Eigner fließen.

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Das Schöne daran: Gut 31 Prozent der Summe erhält, entsprechend ihrer VW-Anteile, die Porsche SE. Damit kann die Familienholding fast ein Drittel des Kaufpreises von um die zehn Milliarden Euro refinanzieren. So clever dealt sonst nur Private Equity

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