„Neuer Tiefpunkt“ Opel schließt Werkzeugbau komplett – 160 Stellen zusätzlich betroffen

Das Opel-Logo lehnt an einem Fenster in Rüsselsheim. Quelle: imago images

Opel schließt den Werkzeugbau komplett, bestehende Projekte sollen bis zum Jahresende auslaufen. 160 Stellen sind zusätzlich betroffen. Der Betriebsrat sieht einen Vertragsbruch.

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Die Belegschaft von Opel soll erneut schrumpfen. Die Geschäftsleitung habe den Gesamtbetriebsrat am heutigen Mittwochnachmittag darüber informiert, den Bereich TDO (Werkzeugbau) entgegen der bisherigen Vereinbarung „nicht nur zu verkleinern, sondern komplett zu schließen“. So steht es in einer Mitarbeiterinformation, die der WirtschaftsWoche vorliegt. Opel bestätigte die Pläne. Man habe auch die Mitarbeiter am Mittwoch über die Planungen im Werkzeugbau informiert. „Bestehende Projekte werden hier zum Jahresende auslaufen.“ 

Die Projekte für den klassischen Werkzeugbau hätten „bereits in der Vergangenheit stetig abgenommen – insbesondere infolge der Transformation der Automobilindustrie hin zur Elektrifizierung und Digitalisierung. Dieser Trend zeichnet sich weiterhin signifikant ab“, teilte Opel mit. Das Unternehmen habe „alle zumutbaren Maßnahmen unternommen, um die Auslastung und den Personalbedarf in einer angemessenen Balance zu halten. Trotz aller Anstrengungen wird jedoch ab 2022 dauerhaft keine angemessene Auslastung mehr möglich sein.“

Opel-Betriebsrat sieht neuen Tiefpunkt

Der Betriebsrat bezeichnete die Entwicklung als einen neuen „Tiefpunkt“. Er lehne die Pläne ab. Noch vor vier Monaten sei ein Teil-Interessenausgleich für den Bereich abgeschlossen worden. Darin habe sich Opel verpflichtet, den noch circa 100 Mitarbeitern, die nach den Plänen nicht im Werkzeugbau verbleiben sollten, einen „möglichst gleichwertigen Arbeitsplatz am Standort anzubieten“. Doch statt dieser Verantwortung nachzukommen, kündige die Geschäftsleitung mit der Schließung und dem damit verbundenen Wegfall von 160 weiteren Facharbeitsplätzen auch jenen Kollegen den Arbeitsplatz auf, die noch vor vier Monaten eine Stelle bekommen hätten. Das sei „nicht akzeptabel“. 

Der Betriebsrat spricht von Vertragsbruch. Opel sagt, um das Unternehmen auch im Interesse aller Beschäftigten zukunftssicher aufstellen zu können, müssten erforderliche Maßnahmen für den Bereich im Einklang mit den tariflichen Regelungen ergriffen werden. „Hierzu sollen nun weitere Gespräche mit dem Betriebsrat geführt werden.“ Ziel sei es, erforderliche Maßnahmen sozialverträglich umzusetzen. Opel verweist dazu auf „attraktive Freiwilligenprogramme“, die ein sozialverträgliches Ausscheiden ermöglichten. Zum anderen werde den Mitarbeitern „auch eine Weiterbeschäftigung in anderen Unternehmensbereichen angeboten, insbesondere im Fahrzeugwerk“.

Opel, sagt der Betriebsrat, habe sich aber zu Milliardeninvestitionen verpflichtet. Er fordert: Schluss mit der „permanenten und nie endenden Restrukturierung“.

Mehr zum Thema: Im Autokonzern Stellantis verliert der Deutschlandableger Opel immer weiter an Bedeutung. Am Ende könnte von dem einst führenden Hersteller kaum mehr als die Marke übrigbleiben. Protokoll einer Tragödie.

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