Statt Dieter Zetsche Pischetsrieder wird neuer Aufsichtsratschef bei Daimler

Bernd Pischetsrieder soll neuer Vorsitzender des Daimler-Aufsichtsrates werden. Quelle: dpa

Bernd Pischetsrieder soll bei Daimler der Nachfolger von Manfred Bischoff werden. Doch ist der künftige Aufsichtsratschef mehr als eine Übergangslösung?

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Der ehemalige BMW- und Volkswagen-Chef Bernd Pischetsrieder soll Ende März an die Spitze des Aufsichtsrats beim Stuttgarter Autobauer Daimler rücken. Das Gremium nominierte den 72-jährigen Bayern am Donnerstag als Nachfolger von Manfred Bischoff, der mit der Hauptversammlung 2021 aus dem Aufsichtsrat ausscheidet, wie Daimler mitteilte. „Pischetsrieder ist einer der international anerkanntesten Automobilexperten“, begrüßte Bischoff die Festlegung auf seinen Nachfolger. Der Abschied des 78-Jährigen stand schon länger fest. Eigentlich war der frühere Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche für den Posten vorgesehen. Er hatte aber im September nach wachsender Kritik von Investoren an seiner Bilanz in Diensten des Oberklasse-Herstellers verzichtet.

Pischetsrieder dürfte eine Übergangslösung sein. Er gehört dem Aufsichtsgremium von Daimler seit 2014 an, sein Mandat läuft noch bis 2024. Dann ist er für eine Wiederwahl für eine weitere volle Amtszeit eigentlich zu alt. Die Geschäftsordnung sieht für die Wahl in den Daimler-Aufsichtsrat „in der Regel“ eine Altersgrenze von 72 Jahren vor; Pischetsrieder wäre dann schon 76. Ein Sprecher betonte, bei der Regel handle es sich um eine „Kann-Bestimmung“, auch Bischoff sei bei seiner letzten Wahl schon älter gewesen. Er steht seit 2007 an der Spitze des Aufsichtsrats.

Pischetsrieder hatte bis 2019 den Aufsichtsrat des weltgrößten Rückversicherers Münchener Rück geführt, wo er für den ehemaligen Vorstandschef Nikolaus von Bomhard Platz machte. Für den Posten bei Daimler war der scheidende Siemens-Chef Joe Kaeser als aussichtsreicher Kandidat gehandelt worden.

Bischoff erklärte, er schätze Pischetsrieder menschlich und fachlich sehr: „Er hat die Entscheidungen, den Konzern zu digitalisieren und das Produktportfolio zu elektrifizieren und damit neu auszurichten, intensiv begleitet.“ Zetsche waren nach dem Führungswechsel auf Ola Källenius unter anderem Versäumnisse bei der Elektroauto-Strategie vorgeworfen worden. Sowohl bei BMW als auch bei VW hatte Pischetsrieder vorzeitig gehen müssen. In München wurde ihm 1999 die unglückliche Übernahme von Rover zum Verhängnis, in Wolfsburg hatte er sich 2006 mit Großaktionär und Aufsichtsratschef Ferdinand Piech überworfen.

Nach der Daimler-Hauptversammlung am 31. März 2021 sollen drei neue Mitglieder in den Aufsichtsrat einziehen: Die frühere Nestle-Managerin Petraea Heynike und BASF-Aufsichtsratschef Jürgen Hambrecht scheiden gemeinsam mit Bischoff aus. Gewählt werden sollen dann die Cisco-Managerin Elizabeth Centoni, Shell-Chef Ben van Beurden und BASF-Vorstandschef Martin Brudermüller.
Mehr zum Thema: Im globalen Maßstab ist Daimler schon heute ein Zwerg beim Absatz. Jetzt will sich der Stuttgarter Autobauer noch stärker auf Luxus konzentrieren.

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