VW-Großaktionär kritisiert Macht des Betriebsrats Wolfgang Porsche sieht „Verkrustungen“ bei VW und Audi

Wolfgang Porsche sieht „Verkrustungen“ bei VW und Audi. Quelle: dpa

Volkswagen-Großaktionär Wolfgang Porsche geht mit seinem Unternehmen hart ins Gericht.

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Volkswagen-Miteigner Wolfgang Porsche hat Kritik an der Macht von Betriebsrat und Gewerkschaft bei dem Wolfsburger Autobauer geäußert. Er warf der Arbeitnehmervertretung am Rande des Genfer Autosalons indirekt vor, für verkrustete Strukturen sowohl bei Volkswagen als auch bei der Tochter Audi mitverantwortlich zu sein. VW müsse deutlich flexibler und produktiver werden, um gegen die Konkurrenz aus China bestehen zu können. Mit seinen Äußerungen brachte der 75-Jährige die Arbeitnehmervertretung in Rage. Betriebsratschef Bernd Osterloh erklärte, nicht etwa Tarifverträge oder eine große Zahl an Auszubildenden bei VW seien die Ursache der Probleme, sondern Managementfehler.

„Unsere Probleme heißen: WLTP, verschobene Fahrzeugprojekte, Abgasskandal, Synergien und Komplexität“, betonte Osterloh. Das seien Themen, die nichts mit der Belegschaft zu tun hätten. „Das kostete die Eigentümer bereits mehrere Milliarden. Und darauf sollte sich der Aufsichtsrat fokussieren.“ In Betriebsratskreisen wurde darauf hingewiesen, dass Konzernboss Herbert Diess, der auch die Hauptmarke VW leitet, letztlich die Verantwortung für die Verzögerungen bei der Einführung der schärferen Abgasmessregeln WLTP trage.

Damit kocht der Streit zwischen Osterloh und Diess womöglich wieder auf. Zwischen der Arbeitnehmervertretung von VW und dem Vorstand war es in der Vergangenheit wiederholt zu Konflikten gekommen. Vor zwei Jahren trug Osterloh einen Streit mit Diess über das geplante Sparprogramm bei VW öffentlich aus. Inzwischen wird bei Volkswagen über weitergehende Einsparungen diskutiert, der mit weiterem Personalabbau verbunden sein könnte.

Wolfgang Porsche hatte gezielt die bei Volkswagen besonders ausgeprägte Stellung des Betriebsrats aufs Korn genommen. Er legte nahe, dass die Arbeitnehmervertretung für den Mangel an Flexibilität bei VW mitverantwortlich sei. Auch bei der Tochter Audi seien solche Strukturen entstanden. „Das sind erste Verkrustungen in Ingolstadt. In Wolfsburg gibt es das schon lange“, sagte Porsche. Er betonte, er habe nichts gegen die Mitbestimmung der Arbeitnehmer. „Aber auch die Betriebsräte müssen sich bewegen.“

Porsche kritisierte auch die von VW im Zuge des Wandels zu einem führenden Anbieter von Elektroautos gewährten Jobgarantien für die Belegschaften in Deutschland: „Wir geben eine Arbeitsplatzgarantie bis 2025 oder sogar bis 2028 und wissen nicht, was in zwei Jahren aus China kommt. Das ist für mich problematisch.“ Porsche bekräftigte, er unterstütze den Kurs von Konzernchef Diess, der den lange als behäbig geltenden Wolfsburger Autobauer flott machen will und Einsparungen vorantreibt, um die hohen Investitionen für die Elektro-Offensive freizulegen. Dabei legt er Insidern zufolge ein Tempo vor, bei dem Mitarbeiter befürchten müssen, den Anschluss zu verlieren.

Wolfgang Porsche hatte sich früher bereits für eine stärkere Abgrenzung der Befugnisse des Betriebsrats bei dem Autobauer ausgesprochen. Arbeitnehmer sollten bei Themen, die die Mitarbeiter betreffen, mitbestimmen, sagte er damals dem Magazin „Stern“. Aber die Arbeitnehmervertretung sollte daraus keinen Anspruch auf ein 'Co-Management' ableiten.

Die Familien Porsche und Piech halten über die Porsche SE die Mehrheit an dem weltgrößten Autokonzern. Wolfgang Porsche ist Aufsichtsratsvorsitzender der Dachgesellschaft und sitzt zudem im Aufsichtsrat von Volkswagen. Der Betriebsrat ist aufgrund der bei dem Wolfsburger Autobauer ausgeprägten Mitbestimmung besonders einflussreich.

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