Weltpremiere EQA „Daimlers EQA ist der Beginn einer neuen Ära“

Mercedes-Benz EQA Quelle: Mercedes-Benz

Daimler bringt den neuen Elektro-SUV mit Stern auf den Markt. Warum der EQA für die Stuttgarter so wichtig ist – und Autoexperten ihn gar für „die letzte Chance“ halten, sich gegen Tesla und Co. zu behaupten.

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Daimler feiert Weltpremiere mit dem EQA, dem neuen, vollelektrischen Kompaktwagen der Marke Mercedes-Benz. Am 4. Februar beginnt der Verkauf in Europa. Schon die Presseerklärung zur Veranstaltung versprach viel – und die zehnminütige Live-Show wurde der Ankündigung gerecht. Drei internationale Influencer aus der „Automobil-, Technik- und Lifestylewelt“ berichteten über ihre „first time moments“ an Bord des neuen EQA. Nun haben ihn die Fans vollständig zu Gesicht. bekommen Denn die Bilder im Vorfeld verrieten wenig, zeigten sie doch nur schemenhaft das Interieur des Fahrzeugs, um das es heute geht: den ersten vollelektrischen Kompaktwagen von Mercedes-Benz. Blaue Armaturen, ein Symbol für Elektrostrom, erleuchten das Fahrzeuginnere, kleine Mercedes-Sterne schmücken den Nachthimmel. Dazu die vertrauten, silbernen Lettern auf schwarzem Grund.

Daimler kann Marketing. Und vermittelt einmal mehr, was der Konzern schon seit mehreren Jahren bewirbt: Elektrostrom und Luxus gehen Hand in Hand. Wer vor der Weltpremiere auf den Einladungslink klickte, wurde zu einer Website weitergeleitet, auf der ein Countdown die Tage, Stunden und Minuten bis zum Beginn der Premiere zählte.

Fans diskutierten schon seit Monaten in den sozialen Netzen: „Weiß man schon, wie die Batteriekapazität ausfallen wird?“, fragte jemand. Ein anderer kommentierte: „Eine Elektro-A-Klasse wäre der Hammer. Die ist eh schon nice, aber stellt euch die mal als Elektroversion vor. Das hätte ein echter Renner werden können.“

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Mit der Marke EQ will Daimler elektrische Alternativen zu sämtlichen Fahrzeugen der Flotte bieten, vom Kompaktwagen bis zum Luxusauto. Als Dieter Zetsche 2018 mit dem EQC den ersten vollelektrischen SUV von Mercedes-Benz vorstellte, war er sicher, damit alle Autobauer zu übertreffen. Gelungen ist ihm das nicht. Schon kurz nach dem Verkaufsstart entschuldigte sich der ehemalige Daimler-Chef: „Wir sind sicher, dass wir die Nachfrage 2019 nicht befriedigen können und vermutlich auch 2020 nicht.“ Wie das Kraftfahrt-Bundesamt ein Jahr später verkündete, ist der Hoffnungsträger EQC deutlich hinter seinen Erwartungen zurückgeblieben. In der ersten Hälfte des vergangenen Jahres wurden nur 700 Fahrzeuge zugelassen, das sind im selben Zeitraum fast siebenmal weniger als Audi e-trons. Gelingt den Stuttgartern mit dem EQA nun der Durchbruch?

In ersten Tests schneidet das Auto gut ab. Mit einer Motorleistung von 140 kW und hohem Drehmoment gewinnt der EQA, der an das Verbrennermodell GLA anknüpft, schnell an Geschwindigkeit, heißt es in Fachzeitschriften. Sie rechnen bei durchschnittlichem Verbrauch mit 420 Kilometern Reichweite und einem Ladevolumen von 80 Prozent in 30 Minuten. Daher sei er besonders für Langstrecken geeignet. Fachzeitschriften titeln: Der EQA sei auf „Komfort getrimmt“.

Neue Ära für Daimler

Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management, erklärt: „Der EQA ist der Beginn einer neuen Ära.“ Lange habe Daimler das Thema Elektromobilität unterschätzt. Deshalb sei jedes E-Auto, das die Flotte erweitert, für das Gesamtportfolio wichtig. Nachdem der Verkauf des EQC nur schleppend voranging, „ist der EQA die letzte Chance“ für den Stuttgarter Autokonzern, sich im Markt mit Elektroautos gut zu platzieren. „Der Schuss muss jetzt sitzen“, sagt Bratzel. Im Wettbewerbsvergleich liege Daimler allenfalls im Mittelfeld. Ein Unternehmen, das sich durch Innovationskraft auszeichnet, dürfe beim Zukunftsthema E-Mobilität nicht nur dabei sein, sondern müsse es anführen.

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Auch Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer erwartet einen erfolgreichen Start des neuen Elektro-Modells. „Als erstes vollelektrisches Premium-Kompaktklasse-Fahrzeug ist der EQA für Daimler sehr wichtig.“ Der Stuttgarter Autobauer müsse ihn geschickt im Markt platzieren. Denn hohe Verkaufszahlen seien wichtig, um den CO2-Verbrauch der gesamten Fahrzeugflotte zu verringern und damit den EU-Grenzwerten gerecht zu werden. Dudenhöffer veranschaulicht das anhand einer einfachen Rechnung: Wenn Daimler einen EQA mit einem CO2-Ausstoß von null und einen AMG mit einem Schadstoffausstoß von 200 verkaufe, liege die Schadstoffbilanz im Ergebnis bei 100.

Kritik übten die Autoexperten nur wenig, schließlich hatte Daimler sämtliche Details vor der Weltpremiere geheim gehalten. Einzig kritisch findet Bratzel den Preis des Fahrzeugs. Zwar sei er mit 48.000 Euro Basispreis immer noch etwa 20.000 Euro günstiger als der EQC. Um sich in der breiten Masse durchzusetzen, „ist das noch immer ein stolzer Preis“. Aber „Daimler will Luxus anbieten und dazu gehören nun mal hohe Preise“, so Bratzel. Luxuriös sei vor allem das Infotainment-Angebot. Daimler habe das Multimediasystem „Mercedes Benz User Experience“ stetig fortentwickelt und mit künstlicher Intelligenz gespickt. Die Sprachbedienung „Hey Mercedes“ erkennt den Fahrer, schlägt ihm Ziele vor, warnt ihn vor Hindernissen. Das Navigationssystem plant die schnellste Route und berechnet Ladestopps, Topografie und Wetter mit ein. „Der EQA steht dem Verbrenner in nichts nach“, erklärt Bratzel. Auch optisch macht der EQA viel her. „Junge Leute würden ‚geil‘ sagen“, sagt Dudenhöffer, und rechnet vor allem mit Begeisterung bei jungen Menschen, die sich für Technik interessieren. Das würde zu den Influencern, die sich bei der digitalen Weltpremiere im EQA in Szene setzen, passen. 

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