Werke sollen schnell eröffnen VW drückt in China mächtig aufs Tempo

Showdown im Reich der Mitte: Mit hoher Geschwindigkeit erschließt sich Volkswagen neue Chancen für Wachstum in China. Noch dieses Jahr werden fünf neue Werke eröffnet. Die massive Absatzflaute in Europa setzt sich fort.

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Ein Arbeiter reinigt das Firmenschild eines Volkswagen-Autohauses in der Nähe von Schanghai. VW setzt in Sachen Wachstum auf den chinesischen Markt. Quelle: dpa

Volkswagen macht beim Ausbau seines Fabriknetzes in China kräftig Tempo. Von den insgesamt sieben neuen Werken, die VW im Reich der Mitte baut, sollen fünf noch dieses Jahr eröffnen. Das teilte der Dax-Konzern auf Anfrage mit. Mehr lokale Produktion in dem asiatischen Riesenreich ist ein zentraler Schlüssel beim Ziel von VW, bis 2018 Toyota und General Motors an der Weltspitze abzulösen. China ist absehbar der größte Pkw-Einzelmarkt der Welt und schon heute die mit Abstand wichtigste Verkaufsregion für die Wolfsburger, in welcher der Konzern nach bisherigem Stand zwölf Produktionsstandorte zählt.

Die massive Absatzflaute auf dem Heimatkontinent hat Europas größtem Autobauer in der Verkaufsbilanz für das erste Halbjahr einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Während der wichtigste Einzelmarkt China - er steht für rund jedes dritte VW-Fahrzeug - um 19 Prozent zulegte, lag Europa mit seinen knapp 1,9 Millionen Auslieferungen fast 4 Prozent im Minus. Das teilte der Dax-Konzern am Freitag in Wolfsburg mit.

VW plant Crafter-Werk in Polen
Posen, PolenVolkswagen steht kurz vor dem Bau eines neuen Werkes in Polen für seinen Großtransporter Crafter. Die Konzernzentrale in Wolfsburg favorisiere den Standort im Großraum Posen, erfuhr die Nachrichtenagentur dpa aus Kreisen des Managements im VW-Nutzfahrzeugwerk Hannover-Stöcken, das auch auf den Zuschlag für den Crafter-Bau hoffte. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtete ebenfalls von entsprechenden Plänen. Bisher lässt VW den Großtransporter bei Daimler bauen, der Crafter gleicht größtenteils dem Mercedes-Sprinter. Die Kooperation läuft 2016 aus. Nach dpa-Informationen könnte die Fabrik in Stöcken künftig Teile der Produktion des VW-Kompaktvans Touran bekommen. VW war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen. Quelle: dpa
Puebla, MexicoVW gilt in Mexiko als Erfolgsgeschichte. Rund zehn Millionen Autos haben die Wolfsburger bislang am Standort Puebla gebaut. Eine ganze Region hängt an dem Riesenwerk. Auf dem Weg zum größten Autokonzern der Welt soll der neue Golf nun den schwierigen US-Markt erobern. „Der Produktionsstart des Golf 7 wird Volkswagen in Nordamerika ordentlich Schub nach vorn geben“, sagt auch VW-Vorstandsvorsitzender Martin Winterkorn bei der Jubiläumsfeier. Bis 2018 will Volkswagen in der Region sieben Milliarden US-Dollar investieren. Ein Großteil davon dürfte nach Mexiko fließen. Quelle: AP
Foshan, China300.000 neue Golf-Modelle sollen in Foshan jährlich vom Band rollen - vorerst. Das neue Volkswagen-Werk in der südchinesischen Provinz Guangdong, nahe der Stadt Foshan soll in einer zweite Phase auf eine Kapazität von 600.000 Fahrzeuge ausgebaut werden. 6500 Beschäftige hat das Werk bisher. VW-China-Vorstand Jochem Heizmann erklärte, VW befinde sich zudem in "intensiven Gesprächen" mit seinem chinesischen Partner FAW. Dabei gehe es um eine Erhöhung des VW-Anteils am Joint-Venture FAW-Volkswagen auf von 40 auf 50 Prozent. Angesichts der Krise auf dem europäischen Automarkt wird für VW das Geschäft in China immer wichtiger. Im vergangenen Jahr produzierten die Wolfsburger mit ihren beiden chinesischen Partnern SAIC und FAW gut 2,6 Millionen Fahrzeuge. Bis 2018 sollen die Kapazitäten früheren Angaben zufolge in China auf vier Millionen Autos pro Jahr ausgebaut werden. Quelle: dpa
Changchun, ChinaModelle: VW Jetta, New bora, Golf, Sagitar, Magotan, Magotan CC, Motoren, Getriebe Das Joint-Venture mit FAW gingen die Wolfsburger 1991 ein. Fast 16.000 Menschen arbeiten in den gemeinsamen Werken. In Ningbo hat Volkswagen mit dem Bau eines neuen Werkes in China begonnen. Es soll 2014 fertig gestellt sein und eine Kapazität von 300.000 Fahrzeugen jährlich haben. Quelle: dpa/dpaweb
Puebla, MexikoModelle: Beetle, Jetta, Golf Variant In Puebla produziert Volkswagen seit 1964. Mehr als 15.000 Menschen arbeiten hier für Volkswagen. Werk Nummer 101 soll übrigens ebenfalls in Mexiko entstehen. Ab 2016 wird Audi hier den Q 5 produzieren. Quelle: dpa
Wolfsburg, DeutschlandModelle: Tiguan, Touran, Golf, Golf Plus Seit 1938 besteht das Werk Wolfsburg. Am Stammsitz des Volkswagen-Konzerns arbeiten fast 50.000 Menschen. Quelle: dpa
Chattanooga, USAIm Mai 2009 war in Chattanooga der offizielle Baubeginn des ersten amerikanischen VW-Werkes. Die Fertigung dort sollte laut Konzernangaben 2011 mit einer jährlichen Gesamtkapazität von bis zu 150.000 Fahrzeugen starten. Dieses Ziel hat der Autobauer erreicht: Mittlerweile ist dort der 250.000. Passat vom Band gelaufen. „Vor zwei Jahren haben unsere Leute gerade mal gelernt, Autos zu bauen“, erklärte Werksleiter Frank Fischer. „Ich bin sehr stolz auf dieses Team.“ Der US-Passat ist eine Erfolgsgeschichte: Die Produktion hatte am 18. April 2011 begonnen. Das auf den amerikanischen Geschmack abgestimmte Modell verkaufte sich auf Anhieb deutlich besser als der aus Europa importierte Vorgänger. Auch dank des Passat haben sich die Verkäufe der Marke VW in den USA von 2009 bis 2012 verdoppelt. Quelle: dpa

VW lieferte von Januar bis Ende Juni 2013 weltweit 4,7 Millionen Pkw und leichte Nutzfahrzeuge aus - 5,5 Prozent mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum. Bereinigt um die Verkäufe der neuen Marke Porsche, die vor einem Jahr noch nicht in die Statistiken einfloss, sinkt der Zuwachs auf unter vier Prozent. Zum Vergleich: In der Halbjahresbilanz vor einem Jahr hatte das Plus mit 9 Prozent noch merklich höher gelegen. Angesichts der Absatzkrise daheim sprach VW von „enormen Herausforderungen“ in naher Zukunft.

Der Konzern fertigt aktuell in China rund 20 Pkw-Modelle der Marken Volkswagen, Skoda und Audi. Zudem werden rund 50 Modelle nach China importiert. Bis zum Jahr 2015 sollen schon 30 Modelle lokal produziert und 60 Modelle importiert werden. Ob die spanische Tochter Seat demnächst lokal produzieren soll, hat VW noch nicht entschieden. Die sieben neuen Werke unterteilen sich in vier Fahrzeugfabriken, in denen komplette Autos vom Band rollen, und in drei sogenannte Komponentenwerke, die Teilebereiche abdecken. Die Fahrzeugwerke in den Städten Foshan und Ürümqi sollen nach Konzernangaben sogar noch in diesem Quartal - also spätestens im September - ihren Betrieb starten. Die Autofabrik in Ningbo folgt laut Plan zum Jahresende.

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