BayernLB Gerd Häuslers Bilanz

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Harte Auflagen werden folgen

Schrumpfkurs - Die BayernLB soll kleiner werden und riskante Geschäfte aufgeben Quelle: dpa

Seitdem leben die Mitarbeiter in Unsicherheit. „Das ist schwer“, sagt ein Mitglied des Verwaltungsrats der Bank. „Aber vielleicht leichter, als wenn sie wissen, was passiert.“ Demnächst wird Brüssel entscheiden, was von der Münchner Bank übrig bleibt. Harte Auflagen sind sicher.

So weit, so desolat. Und so fragen sich weiter viele, was den Weltmann Häusler in den verwinkelten Gebäudekomplex an der Brienner Straße gezogen hat, der eher an eine Gesamtschule oder ein Behördenzentrum erinnert als an ein Finanzinstitut. FDP-Mitglied Häusler selbst würde auf sein Pflichtgefühl nach 23 Jahren im Staatsdienst verweisen. Er sei „zum Wehrdienst eingezogen worden“, sagt er spöttisch.

Andere unterstellen niedrigere Beweggründe. „Das war zum Ende seines Berufslebens eine unerwartete und unverdiente Chance“, sagt einer, der ihn kennt. Häusler, der schon vorher in den Verwaltungsrat der Bank eingezogen war und die Rückgabe der Hypo Alpe Adria an Österreich mitverhandelt hatte, habe mit seiner weltmännischen Art den Ministerpräsidenten Horst Seehofer schlicht geblendet.

Ein Weggefährte erkennt dagegen sogar Kontinuität in Häuslers Werdegang. „Er war immer dort, wo es große Umbrüche gab“, sagt er. Bei der Dresdner war es die gescheiterte Fusion mit der Deutschen Bank, beim IWF dessen damals drohender Abstieg in die Bedeutungslosigkeit. Die Aussage ist als Kompliment gedacht, zeigt aber auch, dass Häusler in seiner Karriere nicht unbedingt das gewesen ist, was im Fußball als Meistertrainer durchgeht.

In München aber ist von Beginn an ohnehin Abstiegskampf pur angesagt gewesen. Vielleicht hat der Vater von zwei Töchtern das zunächst unterschätzt, als er kurz nach seinem Amtsantritt mit der WestLB anbandelte und eine Fusion prüfen ließ. Andere Banker hielten das gleich für keine gute Idee, schon nach ein paar Wochen sah das auch Häusler ein. Der abrupte Abbruch der Verhandlungen hat ihm in Düsseldorf keine Freunde gemacht.

Es kann nur besser werden

Auffälligster Schmuck im großen Besprechungszimmer neben Häuslers Chefbüro ist eine Farbleinwand, die das Sergeant-Pepper’s-Album der Beatles thematisiert. Auf dem befindet sich ein Lied, das er gut als Motto für seine Mission verwenden könnte. Paul McCartney singt im Refrain „It’s getting better all the time“, worauf John Lennon „It can’t get no worse“ antwortet.

Das gilt 2010 auch für die BayernLB. Von Beginn an geht es für Häusler um den Abbau von Stellen, den Abbau von Risiken, den Abbau internationaler Aktivitäten. Nebenbei muss ein neues Geschäftsmodell her. Für Gewinne soll vor allem das forcierte Mittelstandsgeschäft sorgen, dazu Finanzierung von Gewerbeimmobilien und erneuerbaren Energien. Alles nicht sehr spektakulär, ähnliche Konzepte verfolgen auch die anderen Landesbanken. Keiner weiß, ob sie auf Dauer genug einbringen.

Häusler hat keine Erfahrungen im öffentlichen Bankwesen und nie ein Institut geleitet. „Aber er kennt die Politik und weiß, wie Regulierung Geschäftsmodelle verändert“, sagt einer, der lange für ihn gearbeitet hat und ihn als „schnellen, intelligenten und manchmal etwas ruppigen“ Chef beschreibt. Ein Arbeitnehmervertreter schätzt Häusler als „absoluten Fachmann“ und beurteilt den Abbau von bisher rund 1.000 Stellen als fair. Er sei zugänglicher als seine Vorgänger. Seine durch penetrante Verweise auf frühere Stationen zur Schau gestellte Weltläufigkeit wirkt auf viele jedoch arrogant bis abschreckend.

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