BayernLB Gerd Häuslers Bilanz

Für seine Anhänger ist BayernLB-Chef Gerd Häusler ein Hoffnungsträger, für seine Gegner ein eitler Selbstdarsteller. Was hat der Außenseiter an der Spitze der Landesbank wirklich bewirkt?

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Die Welt ist ihm genug - Bankchef Gerd Häusler will bei großen Themen mitreden Quelle: APN

Gerd Häusler steht am Pult und redet. Redet. Und redet dann noch weiter. Mit leicht gerötetem Gesicht, schwachem Schnaufen und etwas schleppender, tief tönender Stimme erklärt der Chef der BayernLB den in Frankfurt versammelten Zuhörern – Akademikern, Bankern, Journalisten – die Welt. Den „verschärften Regulierungsdruck und tief greifende staatliche Eingriffe in den Bankensektor“. Die „Regulationsarbitrage zwischen Sektoren und Regionen“. Den „langen Schatten der Finanzkrise“. Und warum all dies das Bankgeschäft künftig so furchtbar schwer macht.

Es ist mehr eine Vorlesung als ein Vortrag, ein Auftritt, wie ihn auch Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann gerne veranstaltet. Um Durchblick zu zeigen, wird da erst einmal die Weltlage analysiert, mit besonderem Fokus auf Regulierungsvorhaben der Regierungen. Am Schluss geht es dann knapp darum, was die großen Trends für das eigene Institut bedeuten. Heraus kommt dabei immer: Die Herausforderungen sind groß und nehmen weiter zu – so sehr, dass nur ein Held an der Spitze einer Bank sie einigermaßen bewältigen kann.

Bei der Bayerischen Landesbank glaubt das jeder Zuhörer sofort. Deren Vorstandsvorsitzender ist der 60-jährige Häusler seit knapp zwei Jahren. Er hat etwas Ruhe in das Institut gebracht, zwischendurch hat es sogar mal Gewinn gemacht. Häuslers Zuhause ist jedoch die weite Welt geblieben.

Kulturkonflikt in Person

Er saß im Zentralbankrat der Bundesbank, war Vorstand der Dresdner Bank, Abteilungsleiter beim Internationalen Währungsfonds IWF, Investmentbanker und Finanzinvestor. Anfang 2010, als die Bank nach einem Verlust von mehr als drei Milliarden Euro am Tiefpunkt angelangt war, ist er in München gelandet. Oder gestrandet, wie Kritiker meinen, die ihm vorwerfen, dort nie ernsthaft angekommen zu sein.

Statt mit Notenbankern und Aufsehern Regulierungsfragen zu diskutieren oder mit Unternehmen Transaktionen zu verhandeln, hat Häusler es nun mit EU-Bürokraten, Landespolitikern und Sparkassenvertretern zu tun. Dass ihm die Umstellung schwerfällt, ist kaum verwunderlich. Dass es immer wieder zu Spannungen kommt, ebenso. Häusler bewegt sich mitunter durch München wie ein personifizierter Kulturkonflikt. Und das nicht nur, weil er dort, wie er selbst sagt, „weiter ein Auto mit Frankfurter Kennzeichen fährt“.

Ergebnisentwicklung der BayernLB

Sein Job ist von Anfang an alles andere als leicht gewesen. Unter allen deutschen Skandalinstituten hat es die BayernLB mit am schlimmsten getrieben. Abermilliarden strukturierter Kreditpapiere, die 2008 zu horrenden Verlusten führten, hatten auch andere Banken gekauft. Die Bayern hatten sich aber noch die Kärntner Hypo Alpe Adria einverleibt, die sich als Milliardengrab entpuppte. Und hatten auch noch den Vorstand Gerhard Gribkowsky, der wegen dubioser Deals rund um die Formel 1 vor dem Strafgericht steht. Mit zehn Milliarden Euro hat das Land das Institut gerettet. Ob das Geld zurückfließt, ist offen.

Zudem ist immer noch nicht entschieden, wie die Bank künftig aussieht. Als einziges deutsches Kreditinstitut verhandelt die BayernLB noch mit der EU-Wettbewerbskommission in Brüssel über die angemessenen Sanktionen für die erhaltenen staatlichen Beihilfen. Schon Häuslers Vorvorgänger Michael Kemmer hatte einen baldigen Abschluss des Verfahrens in Aussicht gestellt. Das ist drei Jahre her.

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