Die US-Bank Wells Fargo hat seit dem Jahr 2011 hunderttausende an Konten für Kunden eröffnet, ohne dazu deren Auftrag oder Einverständnis zu haben. Außerdem haben Bankmitarbeiter ungefragt Kreditkarten beantragt und sogar falsche Email-Adressen eröffnet, um Kunden zum Online-Banking anzumelden.
Das Bankhaus in San Francisco, das rund 40 Millionen Privatkunden hat und mehr als jeder Konkurrent in der breiten Fläche der USA vertreten ist, hat sich zur Zahlung einer Strafe von insgesamt 185 Millionen Dollar an drei US-Behörden verpflichtet. Der Löwenanteil geht mit 100 Millionen an das staatliche Büro zum Schutz der Kunden von Finanzdienstleistern (CFPB), das nach der Finanzkrise neu geschaffen wurde und in der Branche relativ unbeliebt ist. Es handelt sich um die bisher höchste Strafe dieser Behörde.
Die Bank hat außerdem 2,6 Millionen Dollar an Gebühren an die betroffenen Kunden zurückbezahlt, rund 25 Dollar pro Konto. Sie hat sich öffentlich für die Vorfälle entschuldigt. Bank-Chef John Stumpf wandte sich mit einem Schreiben an seine Mitarbeiter und forderte: „Wenn Sie je ein Verhalten bemerken, das mit unserem Ethik-Kodex unvereinbar ist, melden Sie das bitte sofort bei Ihrem Vorgesetzten, der Personalabteilung oder dem anonymen Ethik-Telefon.“
Die Bank hat von Anfang 2011 bis März 2016 in dem Zusammenhang insgesamt 5300 Mitarbeiter gefeuert, wie ein Sprecher auf Anfrage bestätigte. Der Konzern hat rund 268.000 Beschäftigte. Eine große Rolle spielten bei dem Fehlverhalten die finanziellen Anreize für die Banker. Einige von ihnen fühlten sich offenbar stark unter Druck, die Zahl der Konten und Kreditkarten in ihrem Bereich zu erhöhen.
CFPB-Direktor Richard Cordray stellt den Vorgang als warnendes Beispiel für die gesamte Branche hin: „Finanzielle Anreize können schwer wiegende rechtliche Folgen haben, wenn sie nicht mit sorgfältigen Kontrollen verbunden sind.“ Wells Fargo hat die Vorgänge mit externer Hilfe aufklären lassen und sich verpflichtet, die Kontrollen zu verbessern und die Kunden automatisch besser zu informieren – etwa bei Konto-Eröffnungen.
Im Vergleich zu anderen Bank-Skandalen sind die Strafe und der entstandene Schaden in diesem Fall überschaubar, aber das Vorgehen der Banker ist doch ungewöhnlich dreist und lässt zudem erahnen, dass bei der Steuerung der Bank Volumen-Ziele im Vordergrund vor dem Ertrag gestanden haben. Außerdem hatte die Bank offenbar Mühe, das Fehlverhalten in den Griff zu bekommen, nachdem schon 2011 die ersten Kündigungen deswegen ausgesprochen wurden.
Nach der Finanzkrise mussten in den USA tätige Banken bis zu zweistellige Milliardenstrafen zahlen, vor allem wegen der Vergabe problematischer Immobilienkredite. Wells Fargo kam hierbei glimpflicher davon als einige Konkurrenten wie JP Morgan oder Bank of America, hat aber Anfang des Jahres in dem Zusammenhang 1,2 Milliarden Dollar gezahlt.