Biotechnologie Der Aids-Tester

Seite 2/2

Noch in den Neunzigerjahren beschäftigte Partec am Standort Münster nur rund 30 Mitarbeiter. Doch zur Jahrtausendwende startete die Familie eine weitere Produktionsstätte in Görlitz, wo seitdem weitere 90 Arbeitsplätze entstanden sind. Göhde brach damals zugunsten der Firma sein Studium der Mineralogie ab. Heute ist Partec ein Doppelunternehmen: Um den Standort in Münster kümmern sich die Eltern, um das Werk in Görlitz Roland Göhde, der dort auch Hauptgesellschafter ist.

Der große Durchbruch von Partec kam 2002, nachdem der US-Wissenschaftler Howard Shapiro Laborunternehmen und Forscher weltweit aufforderte, günstige Aids-Diagnostikverfahren zu entwickeln. Damals kostete eine HIV-Diagnose noch 40 Euro. Göhde sah seine Chance und setzte alle verfügbaren Forscher und Mittel ein, um die vom Vater entwickelte Technik an die finanziellen Möglichkeiten der Entwicklungsländer anzupassen. Das Ergebnis war das Minilabor im Schuhkarton-Format, einfach bedienbar auch von angelernten Kräften. Die Kosten pro Aids-Test sanken mit dem neuen Gerät unter zwei Euro.

Unternehmerisches Handeln mit humanem Effekt

In der Branche ist Göhde seit dem von ihm verursachten Preisrutsch nicht nur beliebt. "Da gibt es viele Neider", sagt ein Entwicklungsexperte. Rund 50 Prozent der Partec-Umsätze stammen aus dem Verkauf von Geräten und Reagenzien für die Aids-Analyse. Gut ein Drittel des Umsatzes erzielt Partec in der Dritten Welt.

"Wir ziehen einen Großteil unserer Motivation daraus, dass unser unternehmerisches Handeln einen humanen Effekt hat", sagt Göhde. Er versteht sich aber nicht nur als Gutmensch: "Wir hätten mit den herkömmlichen hohen Preisen nie den Umsatz erreicht, den wir heute haben." In den vergangenen fünf Jahren hat der Umsatz um 100 Prozent zugelegt.

Nun hat der Biotech-Unternehmer neue Zielgruppen im Visier: Künftig will er verstärkt Pathologen, Genforscher, Lebensmittel- und Kosmetikindustrie als Abnehmer der Durchflusszytometer gewinnen, in Görlitz sollen neue Lager und Produktionshallen entstehen. Göhde: "Unser Ziel ist es, den Umsatz bis 2016 mindestens zu verdoppeln."

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%