
Was Bazin an diesem Montag anlässlich der Eröffnung des weltweit 1000. Ibis-Hotels in Berlin ankündigte, ist für die internationale Hotellerie so etwas wie eine Revolution und bedeutet eine totale Abkehr von den Grundprinzipien, die die großen Ketten in den vergangenen Jahren verfolgt haben. Während den Hotelketten früher ein Großteil ihrer Hotels selbst gehörte, setzte Anfang der Neunzigerjahre eine Neuorientierung ein: Fortan beschränkten sich die Hotelketten darauf, Hotels zu führen - das Investment überließen sie Banken oder Versicherungen und deren Immobiliengesellschaften.
Ob Sheraton, Marriott, Hilton oder eben auch Accor: Die Ketten schlossen mir den Investoren langjährige Pachtverträge oder (noch lieber) Managementverträge ab. Die haben im Vergleich zu Pachtverträgen den Vorteil, dass der Hotelbetreiber einen Großteil des Risikos beim Investor abladen kann: Statt selbst jährlich die Pacht verdienen und zahlen zu müssen, bekommt der Betreiber bei Managementverträgen eine Gebühr vom Eigentümer der Immobilie.
Die Ketten brauchen dazu kaum Eigenkapital, sondern nur eine starke Marke, Know-how in der Vermarktung und einen guten Vertrieb. Die konsequenteste Umsetzung dieser sogenannten Asset-Light-Strategie sind Franchise-Veträge, bei denen die Hotelkette nur noch die Marke beisteuert und dafür kassiert - das Risiko trägt ausschließlich der Investor.
Auch Accor war bisher ein Verfechter dieser Strategie, Bazins Vorgänger Denis Hennequin konzentrierte sich darauf, Hotels, die noch im Besitz der Gruppe waren, zu versilbern. Wachstum war nur noch im Rahmen von Management- oder Franchiseverträgen geplant. Bazin, vor seinem Wechsel in den Vorstand Aufsichtsratschef bei Accor, mochte nicht warten, bis Hennequins Strategie sich auch in der Rendite zeigte. Nach nicht einmal zwei Jahren musste der Mann an der Spitze gehen.
Jetzt steht der ehemalige Heuschrecken-Manager selbst an der Accor-Spitze und versucht seinen 160.000 Mitarbeitern den 180-Grad-Kurswechsel zu erklären. Denn in Zukunft will Bazin in Europa, dem immer noch wichtigsten Accor-Markt, möglichst viele neue Projekte durch eigene Investitionen und Immobilien-Eigentum realisieren. Nur in den Schwellenländern behält der neue Accor-Chef die Strategie seiner Vorgänger bei, dort will das Unternehmen vor allem durch Management- und Franchise-Verträge wachsen.