Architektur Mikroapartments - so schön kann winzig sein

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Grüner Leben in der Stadt

In unserem Dossier bekommen Hauskäufer Tipps für die günstigste Finanzierung, Mieter und Vermieter die wichtigsten Ratschläge, wie Sie Steuern sparen und in Streitfällen zu Ihrem Recht kommen.

Wohnpionier Hill ist einer der wichtigsten Botschafter der räumlichen Reduktion, ein Vorkämpfer des Kleinen, der auf Konferenzen über Mikroapartments spricht, Gastkommentare in der „New York Times“ schreibt, und der sagt: „Große Wohnungen machen unglücklich und arm.“ Man müsse jeden Quadratmeter heizen oder kühlen, ihn beleuchten, mit Möbeln füllen und in Schuss halten. „Das kostet Geld, Energie und Zeit.“

Auch die Umwelt profitiert daher, wenn Menschen in Großstädten leben. Berechnungen der London School of Economics ergaben, dass die Ökobilanz von Städtern besser ist als die der Landbevölkerung – zumindest in Industrieländern: Jeder New Yorker etwa belastet das Klima pro Jahr mit gut zehn Tonnen Kohlendioxid (CO2); der Durchschnittsamerikaner dagegen mit fast 25 Tonnen. Hauptgrund ist, dass Städte wegen der hohen Bevölkerungsdichte effizienter mit Energie und Ressourcen zu versorgen sind. Auch viele Bürgermeister von Megacitys in Entwicklungsländern haben verstanden, dass sie ihre Städte schlauer und umweltfreundlicher machen müssen.

Stadtplaner und Architekten reagieren auf die Urbanisierung – auch mit den Zwergapartments. New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg initiierte vergangenes Jahr einen Wettbewerb, bei dem Architekten ein Hochhaus gestalten sollten, in dem möglichst viele Leute möglichst gut leben. AdAPT NYC hieß der Wettbewerb – ein Wortspiel aus Anpassung und dem englischen Kürzel für Apartment. Bei keiner Ausschreibung von Bauprojekten in New York wurden die Bewerbungsunterlagen häufiger heruntergeladen, bei keiner gab es mehr Einsendungen.

Auch Graham Hill hat mitgemacht. Gewonnen aber hat eine Idee der Baufirma Monadnock und des Architektenbüros nArchitects. Ab Ende 2013 wird ihr Hochhaus gebaut, es besteht aus 55 Wohnungen, die kleinsten haben nur 23 Quadratmeter. Das Besondere: Die Wohnungswürfel werden in einer Werft vorgefertigt und erst in Manhattan zu einem Gesamtgebäude zusammengestapelt.

Die Bauherren von Miniwohnungen greifen auch Ideen aus den Siebzigern des vergangenen Jahrhunderts auf: 1972 etwa entstand in Tokio der Nagakin Capsule Tower, ein Hochhaus voll Wohnkapseln, deren längste Wand nur 3,80 Meter weit reicht. „Der Trick ist das Licht“, sagt der Architekt Yasuhiro Yamashita, der 2002 das sogenannte Penguin House gebaut hat. Es ist mit nur 30 Quadratmeter Grundfläche sogar für Tokios Verhältnisse klein. „Wenn Räume hell und die Decken hoch sind, fühlen sie sich nicht klein an.“

Hier frisst die Miete das Gehalt auf
Die Mieten in den deutschen Großstädten werden nach einer Prognose des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung auch im nächsten Jahr kräftig steigen. Die Wissenschaftler rechnen mit einem Anstieg von durchschnittlich 3,5 Prozent, Kaufpreise legen demnach sogar um 6,5 Prozent zu. „Nach mehreren Jahrzehnten stagnierender Immobilienpreise befindet sich der deutsche Immobilienmarkt seit 2010 in einer Boomphase“, teilte das Institut mit. Ursache sei vor allem Wohnungsknappheit in den Städten, in die immer Menschen zögen. Besonders schlimm ist das in... Quelle: ZB
...Hamburg. In der Hansestadt eine freie Wohnung zu finden, ist eine regelrechte Herkules-Aufgabe: In der Hansestadt gibt es nur 1,5 Prozent Leerstand. Wegen des knappen Angebotes stieg der Preis deshalb binnen fünf Jahren um 26 Prozent. Das hat die Stiftung Warentest ermittelt. Quelle: dpa
Platz 6: Dresden Quelle: dpa
Platz 9: Hannover Quelle: obs
Platz 2: Berlin Quelle: dpa
Platz 8: Bremen Quelle: dapd
Platz 7: Köln Quelle: dpa

Um die kleinen Wohnungen herum entsteht eine ganze Branche. „Die Industrie passt sich dem Bedarf an“, sagt Stadtplaner Infranca aus New York. Der italienische Möbelbauer Clei etwa hat sich auf klappbare und platzsparende Möbel spezialisiert. Ressource Furniture importiert europäische Multifunktionsmöbel für kleine Wohnungen in die USA.

Und mit Itsy Bitsy Ritzy Shop gibt es seit vergangenem Herbst einen Online-Laden für Minimöbel. „In einem kleinen Raum ist es wichtig, sich mit Luxus zu umgeben“, sagt Gründerin Marcia Harris. „Es zählt die Qualität der Umgebung, nicht die Größte.“ Einrichtungshäuser wie Crate & Barrel haben eigene Linien für kleine Räume. Auch Ikea setzt seit einer Weile auf den Trend.

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