Bilfinger Kein Ende der Unsicherheit

Eine wichtige Entscheidung bei dem kriselnden MDax-Konzern ist gefallen, aber viele Bilfinger-Beschäftigte wissen immer noch nicht, wo ihre Zukunft ist.

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Auch nach dem Verkauf der profitablen Sparte des krisengeschüttelten Unternehmens bleiben viele Fragen offen. Quelle: REUTERS

Zumindest eine der großen Fragen beim krisengeschüttelten Konzern hat der Bilfinger-Aufsichtsrat nun beantwortet: Der einzig erfolgreiche Bereich Bau- und Gebäudemanagement wird an den Finanzdienstleister EQT verkauft, und Bilfinger hat künftig nur eine Säule, die das Kerngeschäft ausmacht – nämlich den Bereich Industrieservice.

Der Bereich Kraftwerksdienstleistungen wird nur deshalb nicht verkauft, weil ihn keiner haben will – jedenfalls nicht als Ganzes zu einem attraktiven Preis. Also verkauft Bilfinger das Power-Segment nun stückchenweise und behält, was irgendwie zum Industrieservicegeschäft passt.

Die Zwei-Säulen-Strategie aus Industrieservice plus Bau- und Gebäudemanagement, die Bilfinger im Herbst 2015 vorstellte und die noch im März den Geschäftsbericht prägte, ist also schon wenige Monate später Makulatur. Eine Kehrtwende sondergleichen.

Kehrt damit Ruhe ein in dem einstigen M-Dax-Glanzlicht? Nein, bestimmt nicht, und zwar aus vielen Gründen:

  • Maximal verunsichert sind die rund 10.000 Mitarbeiter der Power-Sparte, weil sie nicht wissen, ob ihre Jobs erhalten und ob ihre Unternehmen bei Bilfinger bleiben oder an wen sie verkauft werden.
  • Verunsichert sind auch viele der 30.000 Mitarbeiter aus dem Industrieservice, weil auch dort erst einmal ein Umsatzverlust droht. Finanzchef und Interims-CEO Axel Salzmann geht dort wegen der Nachfrageschwäche im Öl- und Gasbereich sowie wegen auslaufender Projekte für 2016 von einem deutlichen Rückgang der Leistung aus, die 2015 noch 3,65 Milliarden Euro ausmachte.
  • Zudem macht Bilfinger über 20 Prozent des Geschäfts – sowohl im Bereich Industrieservice als auch im Bereich Kraftwerkservice – außerhalb Europas. Auf Europa will sich Bilfinger künftig konzentrieren. Also stehen allein wegen dieser strategischen Entscheidung weitere Unternehmensteile zum Verkauf.
  • Wenn ein ganzes Geschäftsfeld geht und die anderen verkleinert werden, muss auch das Hauptquartier schrumpfen. Also sind auch die rund 700 Mitarbeiter in Mannheim unsicher, wo ihre Zukunft ist. Salzmann legte ihnen in der Telefonkonferenz mit den Medien nahe, eventuell mitzugehen zum Käufer EQT.

Dann bleibt noch die Frage, welche Akzente der künftige Vorstandschef Thomas Blades setzt, der frühestens im dritten Quartal in Mannheim am Chefschreibtisch sitzt. Und die Frage, wie ein zerstrittener Aufsichtsrat sich über die Zukunft des Unternehmens einig werden soll. Die Arbeitnehmerseite war ja gegen den Verkauf des Tafelsilbers, aber Hauptinvestor Cevian setzte ihn durch.

Damit die Abstimmung pro Verkauf der Bau- und Gebäudemanagementsparte nicht scheiterte, musste Aufsichtsratschef Eckhard Cordes sogar den radikalen Umbau des Gremiums und den Abgang der Kritiker im Arbeitnehmerlager erzwingen.

Bilfinger bleibt vorerst, was es seit Roland Kochs Scheitern vor zwei Jahren ist: Ein tief verunsichertes Unternehmen.

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