Das erste in China entwickelte Passagierflugzeug ist am Sonntag zu seinem kommerziellen Premierenflug gestartet. Die von der Commercial Aviation Corporation of China – kurz Comac – gebaute Maschine vom Typ C919 beförderte nach Angaben der staatlichen Zeitung „China Daily“ rund 130 Passagiere vom Flughafen Shanghai Hongqiao nach Peking. Der Flug dauerte weniger als zwei Stunden.
China versucht, auf dem globalen Flugzeugmarkt mit Branchenriesen wie Boeing und Airbus zu konkurrieren. Auf der Maschine prangte der Schriftzug: „Die erste C919 der Welt“. Früheren Berichten staatlicher Medien zufolge plant die Commercial Aviation Corporation, in den nächsten fünf Jahren jährlich 150 C919-Flugzeuge zu bauen. Das Unternehmen bezieht allerdings einige Schlüsselkomponenten, darunter auch das Triebwerk, aus dem Westen. Die C919, die seit 16 Jahren in der Entwicklung war, hat eine maximale Reichweite von etwa 5500 Kilometern und ist für 158 bis 168 Passagiere ausgelegt.
Fraglich ist, ob das Mittelstreckenflugzeug ein reines Prestigeprojekt von Chinas Staatschef Xi Jinping ist oder tatsächlich eine ernstzunehmenden Konkurrenz für die Platzhirsche Boeing und Airbus werden kann. „In Sachen Zuverlässigkeit und Betriebskosten hinkt die Maschine aktuellen Modellen aus Europa und Nordamerika um mindestens zehn Jahre hinterher“, sagte der Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt der WirtschaftsWoche. Und Richard Aboulafia, Managing Director der auf die Branche spezialisierten Beratung AeroDynamic Advisory, urteilte im vergangenen Jahr: „Es ist ein atemberaubend überflüssiger Flieger.“
Schon der Weg zum Erstflug war weit und pannenreich: Comac begann bereits 2008 mit der Entwicklung des Fliegers und ging Ende 2011 in Produktion. Es dauerte jedoch bis September 2022, bevor die C919 die offizielle Zulassung zum Fliegen erhielt. Und die Skepsis am Markt bleibt: Comac hat offziell mehr als 1.000 Bestellungen für die C919 erhalten. Laut dem Wirtschaftsdienst Bloomberg sind die meisten davon jedoch nicht bestätigt und viele stammen von chinesischen Flugzeugvermietern, die das Flugzeug noch keiner Fluggesellschaft zugeteilt haben.
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