Wenn nun mehr seiner Gäste in andere Regionen ausweichen, nimmt das Druck von Airbnb und gestattet zugleich neues Wachstum. Die Frage ist nur, wie beständig dieser Trend nach der Pandemie ist. Und ob die ländlichen Regionen diesen Besucherstrom überhaupt wollen.
Mit seiner neuen Werbekampagne will Chesky vor allem um neue Vermieter buhlen. Sie sollen sich künftig „innerhalb von zehn Minuten“ als Gastgeber auf der Plattform anmelden können.
Airbnb steht bei vielen seiner langjährigen Vermietern heftig in der Kritik. Kulant hatte der Internet-Konzern während der Coronakrise erlaubt, Buchungen kurzfristig abzusagen und die Stornogebühren erlassen. Doch das ging fast ausschließlich zu Lasten der Gastgeber. Die bekamen nach viel Druck zwar Einnahmeausfälle erstattet, jedoch nur einen Bruchteil davon. Professionelle Vermieter kamen so gleich doppelt in die Bredouille. Sie hatten über Nacht keine Einnahmen mehr, mussten allerdings die Hypotheken oder Mieten ihrer Objekte stemmen.
Chesky ficht die Kritik nicht an. „90 Prozent unserer vier Millionen Hosts sind individuelle Gastgeber“, behauptet er. Damit meint er Leute, die nur gelegentlich Zimmer in ihrem Haus, Ferienwohnung oder Ferienhaus vermieten – also die ursprüngliche Idee der Plattform.
„Sie setzen damit im Schnitt unter 10.000 Dollar im Jahr um“, gibt Chesky preis. Damit widerspricht er Marktbeobachtern, die von bis zu dreißig Prozent Profi-Anbietern ausgehen. Künftig will er noch stärker auf „individuelle Hosts“ setzen. Diese würden den „eigentlichen Reiz“ von Airbnb ausmachen, mit ihrem persönlichen Service und ihrer Lokalkenntnis. Seine Anzeigenkampagne hat Airbnb deshalb so gestaltet, dass tatsächliche Gäste und Gastgeber dort vorgestellt werden und nicht fiktive Personen.
Traditionelle Reiseanbieter konkurrieren mittlerweile um diese Klientel. „Konkurrierende Sektoren wie Fluggesellschaften gehen Partnerschaften ein, um Luxuswohnungen zu vermieten, und Hotelunternehmen zielen erfolgreich auf Freizeitkunden ab“, beobachtet Publicis Sapient-Berater Choi.
Chesky erinnerte daran, dass Airbnb nicht umsonst in einer Rezession gegründet wurde, damals in der Finanzkrise von 2008. Die Idee steckt im Namen–- die erste Vermietung war im San Francisco Apartment von Chesky und Mitgründer Joe Gebbia. Während einer Designkonferenz offerierten sie Luftmatratzen an Teilnehmer, die sich die hohen Hotelkosten in San Francisco nicht leisten konnten. So will es zumindest die Firmenfolklore. „Wir waren damals auf zusätzliche Einnahmen angewiesen, wie viele andere auch.“ Cheskys Vermögen wird dank des Börsengangs nun auf 14,3 Milliarden Dollar geschätzt.
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