




Dass die ersten vier Monate dieses Jahres schlecht liefen, hat Bahn-Chef Grube schon durchsickern lassen: Insgesamt rund 320 Millionen Euro weniger Gewinn vor Abzug von Zinsen und Steuern im Gesamtkonzern, davon fast 30 Millionen Euro im Schienengüterverkehr. Zwar legte der Schienenfernverkehr beim Umsatz von 1,3 Milliarden Euro um 45 Millionen Euro zu. Recht freuen kann das Plus bei ICE und Intercity Grube aber nicht. Der Zuwachs beim Umsatz wurde durch fast zehn Millionen Euro weniger Gewinn vor Zinsen und Steuern erkauft.
Wieder zeigt sich, dass die Deutsche Bahn als Konzern ein konjunkturanfälliges Konstrukt ist. So sollte das Schienennetz, in das der Bund jedes Jahr rund 2,5 Milliarden für die Instandhaltung zuschießt, zu einem der großen Gewinnbringer des Konzerns werden. Doch damit sieht es nach den ersten vier Monaten dieses Jahres schlecht aus. Und schuld daran ist nicht das Hochwasser, das die Bahn angeblich eine Milliarde Euro kostet. Die Probleme gab es schon vorher: Nach rund 270 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum machte die Netzsparte mit ihren fast konstanten Einnahmen von 1,6 Milliarden Euro nur noch rund 160 Millionen Plus vor Abzug von Zinsen und Steuern. Es wird spannend, wie die Bahn dies begründen wird.
Schlechter Jahresbeginn Geschäft der Deutschen Bahn von Januar bis Ende April 2013 (in Millionen Euro) | ||||
Sparte | Umsatz | Abweichung Vorjahr | Abweichung Plan | Gewinn* |
Fernverkehr | 1299 | +45 | +17 | 76 |
Regionalverkehr | 2897 | -34 | -35 | 235 |
Arriva | 1291 | +128 | -67 | 48 |
DB Schenker Rail | 1606 | -39 | -30 | -30 |
DB Schenkerlogistik | 4900 | -96 | -426 | 75 |
DB Dienstleister | 1012 | -22 | -80 | -7 |
DB Fahrweg | 1551 | +8 | -2 | 162 |
DB Netze Personenbahnhöfe | 375 | +6 | +1 | 78 |
DB Netze Energie | 938 | -43 | -74 | 24 |
Konzern | 12757 | k.A. | -809 | 474 |
*vor Zinsen und Steuern (Ebit); Quelle: Deutsche Bahn |
Der große Problemfall der Bahn ist jedoch die Gütersparte, die nach Abzug der Zinsen und Steuern in den ersten vier Monaten mindestens so viel Verluste eingefahren haben dürfte wie im ganzen Jahr 2011, das noch von den Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 gezeichnet war. Für Insider steht fest, dass daran nicht nur die Konjunktur Schuld hat, sondern auch Spartenschef Hedderich. Der Zögling von Ex-Bahn-Chef Hartmut Mehdorn, der wegen der Bespitzelung von Mitarbeitern 2009 abdanken musste, macht sich immer mehr als Meister der Ankündigung einen Namen. Beim Umsatz blieb er in den ersten vier Monaten noch vergleichsweise wenig, um zehn Prozent, zurück. Beim Gewinn vor Zinsen und Steuern vergaloppierte er sich jedoch um 166 Prozent und verbuchte statt wie geplant rund 45 Millionen einen Verlust von rund 30 Millionen.
Derlei hat bei Hedderich Tradition. So blieb er 2012 beim Gewinn vor Abzug von Zinsen und Steuern um rund 46 Prozent hinter seinen Ankündigungen zurück. Das operative Ergebnis nach Abzug von Zinsen und Steuern lag nicht wie von Hedderich geplant bei 58 Millionen Euro sondern bei einer Million Euro. Gleichzeitig hatte er sich bei den Investitionen dermaßen verplant, dass er fast 30 Prozent mehr ausgeben musste. Dies alles trug dazu bei, dass er die Verschuldung der Sparte von rund 1,5 Milliarden Euro nicht auf eine Milliarde Euro zurückführen konnte, sondern auf 1,8 Milliarden erhöhen musste Abweichung: plus 76 Prozent.
Bahn-Chef Grube muss vor diesem Hintergrund schnell entscheiden, wie lange er Hedderich noch gewähren lässt. Immerhin ist der promovierte Verkehrswissenschaftler und frühere Chefstratege Mehdorns zurzeit dabei, den gesamten Schienengüterverkehr zur einer, wie er sagt, Netzwerk-Bahn umzukrempeln. Und auch hier gibt es die ersten im Aufsichtsrat der Bahn, die bezweifeln, ob Hedderich dies - wie angekündigt - hinbekommt.