Deutsche-Bahn-Vorstand Berthold Huber Dieser Mann soll den Fernverkehr fit machen

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So will die Bahn Zeit aufholen

Auf Fragen aus dem Publikum wartet Huber gar nicht, er stellt sie sich selbst. Wo denn die Bahn in fünf Jahren stehe. „Ich will die beste Eisenbahn in Europa sein. Dann sind wir automatisch besser als das Auto und das Flugzeug.“ Huber räumt nun mit der Doktrin der Gewinnmaximierung auf, die den Konzern seit der Bahn-Reform 1994 lähmt.

Ex-Bahn-Chef Hartmut Mehdorn trimmte den Konzern auf den dann abgesagten Börsengang, Grube änderte wenig. Seit einem Jahr flüstern Huber und Konzern-Vize Volker Kefer dem Bahn-Chef einen Strategieschwenk zu: Die Bahn will Reserven aufbauen und mehr Geld in die Prävention investieren. „Zusätzlich verfügbare Züge und einwandfreie Infrastruktur sind am Ende wirtschaftlich mehr wert, als auch noch den allerletzten Euro einzusparen“, sagt Huber.

So plant die Bahn tiefe Einschnitte im System, um verlorene Zeit aufzuholen:

Sekunden will Huber an überlasteten Bahnhöfen gewinnen. Eine Idee: Sondersignale zeigen dem Lokführer, wenn sein Zug den Bahnhof als Übernächster verlassen darf. Lokführer eines Regionalzugs können Türen früher schließen. Das bringt etwa 20 Sekunden.

Minuten will die Bahn einsparen, indem sie Zeitpuffer von der Strecke in einige Bahnhöfe verlagert. Dort ist flexibles Planen wichtiger als unterwegs.

Stunden will Huber über eine höhere Netz-Qualität sparen. Ein Zug von Dortmund nach München überquert 4500 Gleise, Weichen und Signale. Sensoren an den technischen Anlagen sollen Störungen frühzeitig signalisieren. Das reduziert den Weichenausfall.

Tage will sich die Bahn über mobile Instandhaltungsteams sichern. Huber schickt sie schon bald in die Züge, um noch unterwegs Toiletten, Kaffeemaschinen und Sitzplatzanzeigen zu reparieren. Heute ist dafür noch ein Werkstatt-Stopp notwendig. All das soll die Bahn pünktlicher machen – und erfolgreich.

Vertrauliche Zahlen verraten: Für 2020 plant das Unternehmen im Fernverkehr einen Umsatz von 4,9 Milliarden Euro. Das wäre eine Milliarde Euro und 26 Prozent mehr als 2015. Die Bahn will bis dahin auch Städte mit 100 000 Einwohnern an den Intercity angeschlossen und Metropolen wie Berlin und Hamburg im ICE-Halbstundentakt verbunden haben. So soll dann ein operativer Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) von 600 Millionen Euro zustande kommen.

Der Fernverkehr müsse „ein verlässliches Aushängeschild der Deutschen Bahn werden“, sagt Huber. Ganz schön viel für einen Huber? Nun, er stützt sich da auf seine familiäre Vorgeschichte. Sein Urgroßvater elektrifizierte die erste Schienenstrecke auf dem Land – und revolutionierte das Bahnfahren. In diese Fußstapfen würde Huber gerne treten. Beobachter halten das für möglich.

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