Deutschlands zweitgrößter Wohnungskonzern Deutsche Wohnen schraubt wie etliche Rivalen sein Gewinnziel hoch. Im Gesamtjahr soll nun ein operatives Ergebnis aus dem Vermietungsgeschäft (FFO) von mindestens 380 (2015: 303) Millionen Euro zu Buche stehen, wie Vorstandschef Michael Zahn am Freitag ankündigte. Das sind 20 Millionen mehr, als bislang in Aussicht gestellt wurde. Hintergrund: Der Bestand von knapp 160.000 Wohnungen ist fast voll vermietet, die Mieten stiegen zuletzt sogar und die Kosten sinken.
Nach den ersten sechs Monaten kommt Deutsche Wohnen auf ein FFO von 197 Millionen Euro, zum Vorjahr ein Plus von 38 Prozent. Der Überschuss kletterte auf 623 (543) Millionen Euro. Hier profitierte der Konzern von einer Aufwertung seiner Immobilien durch Gutachter, weil gerade der Berliner Heimatmarkt boomt und die Preise stetig steigen.
So erhöhte sich der Wert des gesamten Bestandes von Deutsche Wohnen um rund 730 Millionen auf 13,5 Milliarden Euro. Bewertungseffekte können in schlechteren Zeiten allerdings zum Bumerang werden: Dann müssen die Immobilien auch wieder - der Marktentwicklung entsprechend - abgewertet werden.
Auch Branchenführerin Vonovia und die auf Nordrhein-Westfalen fokussierte LEG Immobilien schauen inzwischen optimistischer auf das Gesamtjahr. Sie alle haben aber das gleiche Problem: Zukäufe gestalten sich immer schwieriger, größere Portfolios sind kaum noch zu finden. Die Branchenkonsolidierung wiederum kam zuletzt zum Stillstand. Sowohl ein Zusammenschluss von Deutsche Wohnen und Vonovia als auch von Deutsche Wohnen und LEG scheiterten am Widerstand der Investoren.
So lange es im Kerngeschäft keine Zukaufsmöglichkeiten mehr gibt, versucht Deutsche Wohnen, sein kleineres Standbein zu stärken: das Verwalten von Pflegeheimen. Der Konzern ist bereits an der Katharinenhof-Gesellschaft beteiligt, die rund 2.000 Pflegeplätze in Berlin, Brandenburg, Sachsen und Niedersachsen betreibt. Jetzt sollen 28 Pflegeheime mit insgesamt gut 4.100 Plätzen in Westdeutschland hinzukommen, wie Deutsche Wohnen ankündigte. Der Zukauf soll zum Jahresende abgeschlossen sein, einen Preis nannte Vorstandschef Zahn nicht. "Der deutsche Pflegemarkt ist aufgrund der demografischen Entwicklungen ein klarer Wachstumsmarkt für uns", erklärte er. Von einem Strategieschwenk könne aber keine Rede sein.
An der Börse sorgte der Deal für wenig Begeisterung: Die Deutsche-Wohnen-Aktie verlor zum Wochenausklang ein Prozent und damit stärker als der Gesamtmarkt.