Deutschen Bahn Die Bauoffensive der Bahn sorgt für Ärger

Mit Rekord-Investitionen steckt die Deutsche Bahn Milliarden ins Netz. Doch Konkurrenten murren. Sie wollen weniger Vollsperrungen - und mehr Mitsprache. In China hat der Bundeskonzern große Pläne.

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Bahn-Baustellen sollen Fahrgäste seltener ausbremsen Quelle: dpa

Verspätungen, Streckensperrungen, Ersatzverkehr in Bussen: Die Bauoffensive der Deutschen Bahn bringt Konkurrenten auf der Schiene ins Schwitzen. Mehrere private Bahn-Anbieter dringen nach Branchenangaben auf Schadenersatz. Die Bundesnetzagentur prüft, ob der Bundeskonzern durch die Bauplanung den Zugang zum Netz hemmt.

„Wir freuen uns, dass es mehr Geld gibt. Aber wir müssen an einigen Stellen besser werden“, sagte Matthias Stoffregen, Geschäftsführer des Bahnkonkurrenten-Verbands Mofair, der Deutschen Presse-Agentur. „Die Auswirkungen auf den Personen- und Güterverkehr sind schon jetzt immens.“

Die Deutsche Bahn investiert in diesem Jahr die Rekordsumme von 7,5 Milliarden Euro ins Schienennetz der Bundesrepublik - mit neuen Gleisen, Weichen und Signalen. Das sind 200 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. In Spitzenzeiten soll es 850 Baustellen pro Tag geben.

„Mehrere Unternehmen sagen: Weil ihr eure Baustellen nicht im Griff habt, haben wir über den Baustellenfahrplan hinaus Verspätungen“, berichtete Stoffregen. Das führe dazu, dass Strafzahlungen an die Auftraggeber fällig werden: die Besteller-Organisationen der Länder.

Diese bilden die Bundesarbeitsgemeinschaft Schienenpersonennahverkehr. Sie sieht die Ursache in der Finanzierungsvereinbarung mit dem Bund. Durch sie sei DB Netz gehalten, möglichst wirtschaftlich zu bauen, erklärte Hauptgeschäftsführer Frank Zerban. Das gehe am besten mit Totalsperrungen. „Es hat aber den Nachteil, dass dann die Fahrgäste teilweise wochenlang Schienenersatzverkehr nutzen müssen, der meist deutlich längere Fahrzeiten mit sich bringt. Durch diese Beeinträchtigungen verlieren wir viele Fahrgäste langfristig.“

Damit sie nicht immer wieder Baustellen auf denselben Strecken aufmachen muss, bündelt die Bahn die wichtigsten Vorhaben zu 66 Komplexen - sogenannten Korridoren. Hier wünscht sich die Konkurrenz mehr Einfluss. „Die Planung muss noch dialogorientierter werden“, sagte Stoffregen.

Die Bahn sieht sich vor einer Herausforderung. „Es gilt, möglichst effizient zu bauen und zugleich den Eisenbahnverkehr möglichst wenig zu beeinträchtigen“, erklärte ein Sprecher. Einen Verdacht wies er entschieden zurück: „Der Vorwurf, dass wir so planen, dass es vor allem Dritte trifft, ist falsch.“ Auch die Besteller betonten: „Von den Auswirkungen der Baustellen sind alle Bahnunternehmen gleichermaßen betroffen, es handelt sich also nicht um eine Diskriminierung einzelner Player.“

Verbesserungsmöglichkeiten bespricht die Bahn mit allen Beteiligten bis zum Jahresende an einem runden Tisch. Die Auswirkungen auf die Fahrgäste sollen so weit wie möglich verringert werden, hieß es aus dem Konzern. Klar sei aber auch: „Am Ende kann es nur ein Kompromiss sein. Es wird nicht ohne Beeinträchtigungen gehen.“

In der Vergangenheit hatten Kritiker die Investitionen ins deutsche Schienennetz teils als zu niedrig bemängelt. Infrastruktur-Vorstand Ronald Pofalla betonte in der „Welt“ (Montag), Pläne für eine Ausweitung des Geschäfts in China würden nicht auf Kosten des heimischen Verkehrs gehen: „Jeder Euro, den wir im Ausland verdienen, kommt der DB zuhause zugute.“ Der Konzern hat demnach vor, seine chinesischen Aktivitäten auszubauen - unter anderem mit der Planung und Koordination neuer Schienenprojekte, der Wartung von Hochgeschwindigkeitszügen sowie mehr Güterverkehr zwischen China und Deutschland.

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