Der frühere Chef der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Frank Bsirske, gibt seine verbliebenen Aufsichtsratsposten auf. „Die nächste Aufsichtsratssitzung der Deutschen Bank wird meine letzte sein“, sagte der 69-Jährige der WirtschaftsWoche. Hintergrund ist seine Kandidatur für den Deutschen Bundestag. Bsirske tritt in Wolfsburg an und steht auf der Landesliste der Grünen in Niedersachsen auf Platz 6. Damit dürfte er höchstwahrscheinlich dem nächsten Parlament angehören.
Mit dem Antritt des Mandats werde er aus dem Aufsichtsrat der Deutschen Bank ausscheiden, sagte Bsirske. Regulär wäre seine Amtszeit bis 2023 gelaufen. Als Mitglied im Präsidial- und Nominierungsausschuss zählte Bsirske zu den wichtigsten Aufsichtsräten des Instituts. Dem Gremium gehört er seit 2013 an.
Zur Frage der Nachfolge will sich Verdi nicht äußern. Dabei war diese bei der Deutschen Bank eigentlich klar. Ersatzvertreter Bsirskes ist seit der Wahl der 2018 der Arbeitsrechtler Jens Schubert. Der 1969 geborene Jurist leitete bis Ende vergangenen Jahres den Bereich Recht und Rechtspolitik bei der Gewerkschaft. Seit Anfang des Jahres ist er Vorstandsvorsitzender des AWO Bundesverbandes. Ein anderer Kandidat oder eine Kandidatin käme nur in Betracht, wenn Schubert auf den Posten verzichtet, berichtete die WirtschaftsWoche vergangene Woche. Nun sorgte Schuber für Klarheit – zumindest was seine Person angeht. Wie der AWO Bundesverband am Montag bekanntgab, will Schubert auf das Amt verzichten, „um sich voll auf die anstehenden Aufgaben bei der Arbeiterwohlfahrt zu konzentrieren“, wie es in einer Pressemitteilung heißt.
Auch die Nachfolge von Aufsichtsratschef Paul Achleitner ist weiterhin offen. Seine Amtszeit endet im kommenden Mai. Mit Deutsche-Börse-Chef Theodor Weimer, dem früheren PwC-Deutschlandchef Norbert Winkeljohann und dem früheren VW-Finanzchef Frank Witte gibt es drei interne Kandidaten für den Posten. Die beiden ersteren haben jedoch durchblicken lassen, dass sie für den Posten kaum zur Verfügung stehen. Witte halten einige Investoren für zu unerfahren im Investmentbanking. Schon vor Wochen hieß es zudem in seinem Umfeld, dass er überrascht darüber gewesen sei, in diesem Zusammenhang genannt zu werden.
Bei einem Großaktionär hieß es zuletzt, Achleitner habe es als Option bezeichnet, seine Amtszeit für eine Übergangsphase zu verlängern. In seinem Umfeld und im Umfeld der Deutschen Bank wird das zurückgewiesen. Auch externe Kandidaten sollen mittlerweile in Betracht kommen.
Im Aufsichtsrat von RWE sitzt Bsirske bereits seit 2001, seine Amtszeit wäre regulär bereits vor einigen Wochen ausgelaufen. Coronabedingt wurde die Wahl der Vertreter der Arbeitnehmerseite jedoch zweimal verschoben. In den kommenden Tagen wird die Wahl der Arbeitnehmervertreter nachgeholt. „Damit endet meine Mitgliedschaft im Aufsichtsrat der Gesellschaft“, sagte Bsirske.
Dieser Artikel erschien in ursprünglicher Form erstmals am 13. September 2021 und wurde am 20. September 2021 bezüglich der Mitteilung des AWO Bundesverbandes aktualisiert.