FIFA Funktionärs-Trio um Blatter bereichert sich um 79 Millionen Franken

Die Skandale bei der FIFA nehmen kein Ende: Ex-Präsident Joseph Blatter hat sich zusammen mit zwei anderen Ex-Funktionären bereichert und den Verband als Selbstbedienungsladen missbraucht.

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Ex-FIFA-Präsident Joseph Blatter. Quelle: dpa

Neue schwere Anschuldigungen gegen den langjährigen „Alleinherrscher“ Joseph Blatter und weitere Top-Funktionäre, dazu schon wieder eine Razzia in der FIFA-Zentrale auf dem Zürichberg: Der Korruptionsskandal beim Fußball-Weltverband tobt immer weiter und bringt den bereits gesperrten Blatter noch mehr in Bedrängnis.

Der Ex-Präsident sowie der frühere Generalsekretär Jérôme Valcke und der ehemalige Finanzdirektor Markus Kattner sollen sich laut einer internen FIFA-Untersuchung in den vergangenen fünf Jahren wie in einem Selbstbedienungsladen um mehr als 79 Millionen Schweizer Franken (umgerechnet 71,3 Millionen Euro) bereichert haben. Das teilte die FIFA am Freitag mit.

Der Weltverband hat die Unterlagen bereits an die Schweizer Bundesanwaltschaft und die US-Justizbehörde weitergeleitet und eine volle Kooperation angekündigt. Bei den möglichen Bereicherungen geht es laut der von der FIFA beauftragten Anwaltskanzlei Quinn Emanuel um Bonuszahlungen, Gehaltssteigerungen und andere Zuwendungen.

„Die Untersuchung hat Beweise für die Verletzung treuhänderischer Pflichten offenbart“, teilte die FIFA mit. Es sei klar, dass diese ersten Erkenntnisse weiterer Untersuchungen bedürfen. Die Zahlungen und die Vertragsabschlüsse hätten gegen Schweizer Recht verstoßen.

Die Schweizer Behörden wurden auch schon tätig. Bereits am Donnerstag rückten die Ermittler in der FIFA-Zentrale zur Razzia ein und durchsuchten Büros. „Konkret wurden Dokumente und elektronische Daten sichergestellt, die nun auf ihre Relevanz zum laufenden Verfahren geprüft werden“, erklärte die Bundesanwaltschaft, die seit September 2015 gegen Blatter wegen des Verdachts der Untreue und seit März dieses Jahres gegen Valcke wegen des Verdachts der mehrfachen ungetreuen Geschäftsbesorgung sowie weiterer Delikte ermittelt.


Zugleich hatte die FIFA selbst eine eigene Untersuchung eingeleitet und nun erste Ergebnisse präsentiert. Ausgerechnet zu jenem Zeitpunkt, an dem sich Blatters Nachfolger Gianni Infantino selbst gegen Vorwürfe wegen angeblich unsauberer Amtsführung erwehren muss.

Die von der FIFA vorgelegten Zahlen haben es aber trotzdem in sich. So haben sich Blatter und Co. offensichtlich regelmäßig Bonuszahlungen zugeschanzt. Beispielsweise wanderten am 1. Dezember 2010 als Bonus für die WM in Südafrika insgesamt 23 Millionen Schweizer Franken auf die Konten von Blatter, Valcke und Kattner. Schon ein Jahr später waren es 26 Millionen Schweizer Franken für die Endrunde 2014, obwohl das Turnier noch in weiter Ferne lag.

Nur ein kleiner Kreis hatte dabei Kenntnis von den Zahlungen, mitunter wurden die Verträge gegenseitig bewilligt. Auch die Unterschrift des 2014 verstorbenen Ex-FIFA-Vizes Julio Grondona, der Vorsitzender der Finanzkommission war, taucht häufig auf.

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