Hilfe für Krabbenfischer Insolvenzverwalter sucht Investor (mit Vorliebe für Nordseekrabben)

Zahlreiche Krabbenkutter liegen an einer Kaimauer Quelle: dpa

Ins Netz gegangen: Um einem insolventen Krabbenfischer den Neustart zu ermöglichen, sucht ein Insolvenzverwalter via LinkedIn nach Investoren. Ab Februar soll der Kutter „SU 24 Birte“ wieder losfischen.

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Normalerweise gilt die Investorensuche in Insolvenzverfahren als höchst aufwendiger Prozess: Scharen hochbezahlter Anwälte und Banker tummeln sich im so genannten Distressed-M&A, erstellen Verkaufsprospekte und nehmen Kontakt zu potenziellen Käufern auf. Später müssen dann Finanzierungsnachweise erbracht und Geschäftsunterlagen geprüft werden, es wird verhandelt, gesignt und irgendwann folgt – hoffentlich – das Closing, der Abschluss der Transaktion. 

Doch manchmal geht es auch ganz einfach: „Ich bin vorläufiger Insolvenzverwalter eines jungen Krabbenfischers aus Husum“, postete der Hamburger Insolvenzverwalter Arno Doebert am Montagabend im Berufsnetzwerk LinkedIn. Überschrift: „Investor:in gesucht!“ Seither sorgt der Beitrag für ordentlich Resonanz gesorgt – vor allem in der Restrukturierungs- und Finanzierungsszene. 

Die Geschichte des Fischers trifft offenbar einen Nerv: Der Mann sei 2018 mit seinem Kutter „SU 24 Birte“ in die Selbständigkeit gestartet, berichtet Doebert, der für die Kanzlei Reimer im Einsatz ist. Ein denkbar schlechter Zeitpunkt in der kriselnden Branche, die unter ausbleibenden Fangmengen und niedrigen Erzeugerpreise leidet. Im Dezember stellte der Fischer schließlich Insolvenzantrag. „Der Job ist unfassbar hart“, schreibt Doebert. „Wenn „mein“ Krabbenfischer und sein Decksmann von ihren Fangreisen erzählen, leuchten trotzdem ihre Augen“. Sie wollten „unbedingt weitermachen.“ 

Erhalt einer bedrohten Branche

Für einen ‚echten‘ Verkaufsprozess fehle in dem Verfahren zwar das Geld, berichtet der Verwalter gegenüber der WirtschaftsWoche. Aber er wolle trotzdem helfen und sucht nun über die Onlineplattform „nach einem risikoaffinen Investor, der Lust hat, etwas für diese traditionsreiche Branche an der Nordseeküste zu tun“. Die Gesamtinvestition zum Kauf des Kutters und die Startkosten veranschlagt Doebert mit 30.000 bis 40.000 Euro. „Im Februar könnte dann – wenn der Wind mitspielt – sofort losgefischt werden.“

Wichtig sei aber, dass der Retter oder die Retterin das Projekt nicht mit dem Fokus auf kurzfristige Rendite angeht, betont Doebert in seinem Post. Es gehe in erster Linie darum, etwas für den Erhalt einer bedrohten Branche zu tun und „einem Familienvater die Möglichkeit zu geben, die außergewöhnliche Tätigkeit, für die er brennt, trotz der aktuell schwierigen Marktsituation weiter auszuüben“. Gesucht werde also ein echter Business Angel, „idealerweise mit Vorliebe für frische Nordseekrabben“, schreibt Doebert.

Für seinen Einsatz bekommt der Verwalter in vielen Kommentaren Zuspruch. Und es finden sich erste Hinweise, dass es durchaus klappen könnte mit der Investorensuche via LinkedIn. „Ich würde €40.000 Kapital bereitstellen bis ein Crowdfunding organisiert und umgesetzt ist“, schreibt etwa der Inhaber einer Private Equity Gesellschaft. „3 Monate zinsfrei, danach 1%. Der Teil des Kapitals der nicht durch Crowdfunding eingesammelt wird decke ich dann gerne ab“. Einzige Bedingung: „Ab und zu ein paar Krabben würde ich gerne dazu haben.“

Doebert will nun die Ansätze prüfen. „Insbesondere eine Crowd-Funding-Lösung erscheint bei dem Echo sehr erfolgsversprechend“, sagt er. 

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