Kassel-Calden Deutschlands überflüssigster Airport

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Gewinn durch Nebeneinahmen

Die größten Airport-Pannen
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Nach dem Vorbild anderer Airports wollen die Kassler das gewaltige Manko durch Nebeneinnahmen aus den Läden im Flughafen wettmachen und zugleich mit einer wachsenden Zahl an Reisenden die Gebühren auf immer mehr Passagiere umlegen. Doch bei beidem sieht es schlecht aus.

Kein natürlicher Verkehr

So befindet sich die ganze Airportbranche derzeit im Sinkflug. „In Deutschland macht nur ein halbes Dutzend der internationalen Verkehrsflughäfen Gewinn“, sagt Ralph Beisel, Chef des Flughafenverbands ADV. Als die hessische Regierung und die Stadtverwaltung Kassel den Airport vor gut zehn Jahren planten, bauten sie auf einen Boom im Regionalverkehr. Doch angesichts der unsicheren Konjunktur, steigender Kosten beim Sprit und Steuern wie der deutschen Luftverkehrsabgabe haben Lufthansa und Air Berlin Verluststrecken abseits großer Airports gestrichen.

Entwicklung der Passagierzahlen an deutschen Flughäfen (in Prozent zum Vorjahr, zum Vergrößern bitte Bild anklicken)

Und ein Ersatz ist derzeit kaum in Sicht. Laut einer Studie der Hamburger Unternehmensberatung ProLogis haben seit 2008 in Europa bereits 65 Regionallinien Pleite gemacht. Dadurch verloren Regionalairports wie Paderborn oder Münster seit 2011 bis zu 40 Prozent der Passagiere und leiden unter wachsenden Verlusten. Der Flughafen im thüringischen Altenburg hat bereits die Tore geschlossen. „Es ist nicht Aufgabe einer Kommune, Fluggesellschaften zu helfen oder fremden Leuten billig Flüge zu ermöglichen“, sagt Altenburgs Oberbürgermeister Michael Wolf.

Das ausgedünnte Liniennetz hinterlässt schon jetzt in dem Kasseler Flugplan tiefe Spuren, ohne dass auch nur eine einzige Maschine an das Gate gerollt wäre. Um die geplanten gut 500.000 Passagiere im Jahr zu erreichen, wären 70 Flüge pro Woche nötig. Tatsächlich stehen im ersten Sommer nur elf Starts pro Woche fest im Programm. Und obwohl Aufsichtsratschef Schäfer den Bau vor allem mit Flügen für Geschäftsreisende begründete, führen sie ausschließlich in Urlaubsregionen wie Mallorca oder die Türkei.

Ein Flug, den der Reiseveranstalter Rewe Touristik ankündigte, wurde bereits zweimal abgesagt, weil die erste Airline Pleite machte und die nächste in der vorigen Woche einen Rückzieher machte. „Es gibt halt keinen natürlichen Verkehr“, kommentiert Condor-Chef Teckentrup die aussichtslose Lage in Nordhessen. „Also werden Flughafen und Politik jetzt wohl weiteres Geld ausgeben, um Fluggesellschaften nach Kassel zu locken.“

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