Lufthansa-Pläne für Eurowings Der größte Tabubruch des Kranichs

Seite 2/3

Das kühnste Franchisesystem der Branche

Eurowings startet das kühnste Franchisesystem der Branche. Dabei sollen Fluglinien aus Europa künftig mit dem gleichen Service sowie in Jets in der Eurowings-Bemalung fliegen.

Organisiert wird das unter dem Dach einer neu gegründeten Eurowings Aviation Holding (EAH) mit Sitz in Düsseldorf. Sie organisiert Zentralfunktionen wie Marketing, Verkauf, Flugplanung oder die IT. Dazu verhandelt die EAH zentral für alle Mitglieder die Preise für Sprit oder die Flughafengebühren.

Auf der Ebene darunter stehen die einzelnen Fluglinien, die sich dann auf den reinen Flugbetrieb sowie kleine Verwaltungsjobs konzentrieren. Bislang stehen hier die heutige Germanwings, das für den Langstreckenverkehr zuständige Joint Venture mit Turkish Airlines, Sun Express, die Eurowings Deutschland und Eurowings Europe mit Sitz in Wien.

Die sechs größten Baustellen der Lufthansa

Wie die Airlines unter dem Dach arbeiten, bestimmt ein strenges Regelbuch für die neuen Partner, das am Ende bis zu 300 Seiten haben dürfte. Der sichtbarste Teil sind die Vorschriften für den Service. „Alles, womit der Kunde in Berührung kommt, soll gleich sein“, sagt Karl Garnadt, im Lufthansa-Vorstand für Eurowings verantwortlich.

Alle Partner sollen, wie Eurowings, die Kabine teilen in die drei Klassen „Basic“ mit engerem Sitzabstand, „Smart“ mit etwas mehr Platz und einer „Best“ genannten Billigflieger-Version der Business Class. Die Eurowingsfibel listet selbst die Farbtöne der Essensbeutel für Smart-Kunden, das Design von Sitzen oder Uniformen und die Regeln am Flughafen auf. Weitere Regeln dürften folgen.

Die Vorschriften enden nicht beim Service. Wie die künftigen Auftragsfluglinien mit Eurowings hinter den Kulissen zusammenarbeiten, führt Garnadts Partnerfibel in nicht weniger 30 Punkten auf. Dazu zählt auch, wie die künftigen Auftragsflieger ihre IT stricken müssen, damit die zur Eurowings-EDV passt.

Die wichtigsten Billigflieger in Deutschland

Mehr Spielraum lässt Garnadt den Neulingen bei der Frage, wie viel finanzielles Risiko die Partner tragen wollen. Galt bisher ein Franchisesystem, bei dem der Partner zumindest einen Teil des Geschäftsrisikos trägt, als Maß aller Dinge, ist nun eine Palette an Kooperationsmodellen möglich.

Hinzugekommen ist das reine Auftragsfliegen, bei dem Eurowings die Partner quasi nach Flugstunde bezahlt und das komplette Risiko trägt. Ebenfalls ein Novum ist die intern „Eurowings Shareholder“ genannte Variante, bei der sich die Lufthansa an der Partnerlinie beteiligen kann - und umgekehrt.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%