Am Mittwoch hat die Finanzkommission KEF ihren neuen Bericht darüber vorgelegt, was ARD, ZDF und Deutschlandfunk einnehmen und ausgeben. Dabei schlugen die Experten unter anderem offiziell vor, den Rundfunkbeitrag um 73 Cent pro Monat abzusenken. Denn für 2013 bis 2016 erwarten die Experten Mehreinnahmen von insgesamt 1,1 Milliarden Euro. Hiervon solle die Hälfte für die Beitragssenkung verwendet werden, die andere Hälfte als Rücklage. Damit soll ein möglicher Beitragsanstieg ab 2017 verhindert werden. Wenn Werbung und Sponsoring komplett wegfielen, müsste der Beitrag aus Sicht der KEF um 1,26 Euro steigen. Die KEF schlägt daher vor, den Beitrag ab 2015 von 17,98 Euro auf 17,25 Euro im Monat zu senken.
Ob es tatsächlich dazu kommt und in welcher Höhe der Beitrag sinkt, wollen im März die Regierungschefs entscheiden. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) hatte bereits eine Entlastung in Aussicht gestellt. „Wenn das Beitragssystem mehr Geld einbringt, als man dachte, dann ist es auch richtig, dass die Beitragszahler etwas davon zurückerhalten“, sagte Dreyer, die die Rundfunkkommission der Länder leitet. „Die Höhe werden wir aber möglichst sorgsam jetzt nochmal abwägen.“ Die 73 Cent seien eine Orientierung. Bis Anfang 2015 werde dann geprüft, ob Korrekturen am System nötig seien. Die Regierungschefs hätten sich auch mit der Frage nach weniger Werbung befasst, sagte Dreyer. Auch Bayern will sich für eine Entlastung der Beitragszahler stark machen. Dies habe „klare Priorität“, teilte Staatskanzleiministerin Christine Haderthauer (CSU) mit. Dem Steuerzahlerbund geht die Senkung von 73 Cent nicht weit genug.
Jedoch gibt es auch andere Meinungen. Der Landesrundfunkrat Baden-Württemberg des Südwestrundfunks (SWR), ein Kontrollgremium, hatte sich gegen eine Senkung gewandt. Er hält Korrekturen möglicher Mehrbelastungen etwa von Firmen, Kommunen und Kirchen für sinnvoller. Diese Haltung teilt die grün-rote Landesregierung generell. Ähnliche Kritik kam auch vom BR-Verwaltungsrat, einem Aufsichtsgremium des Bayerischen Rundfunks.
Die KEF würdigte in ihrer Studie auch bereits erfolgte Einsparungen der Sender. Jedoch forderten die Experten auch, den Sparkurs fortzusetzen. Denn bei den Kostenstrukturen gibt es deutliche Unterschiede. So zeigt die Untersuchung etwa auf, dass - wenig überraschend - der Sport der größte Kostentreiber ist. So gab etwa die ARD im Jahr 2012 rund 459 Millionen Euro für Sportsendungen aus. Auch im ZDF ist der Programmbereich Sport der finanziell bedeutendste, das Zweite ließ ihn sich rund 342 Millionen Euro kosten.
KEF sieht Sparpotential beim Personal
Spannend ist auch ein Blick auf die Kosten der Talkshows bei ARD und ZDF. In der aktuellen Studie wurden die fünf Formate „Günther Jauch“, „Anne Will“, „Hart aber fair“, „Beckmann“, „Maischberger“ von der ARD, sowie „Maybrit Illner“ und „Markus Lanz“ vom ZDF verglichen. Am geringsten waren dabei der Kommission zufolge die Gesamtkosten (zusammengesetzt aus den Posten "direkte Fremdkosten", z.B. Honorare, "Kosten des eigenen Produktionsbetriebs" und "Redaktionskosten", z.B. Personal- und Gebäudekosten) je Folge der Talksendung von Markus Lanz: Hier kam die Sendeminute auf 1200 Euro.
Sandra Maischberger liegt mit rund 1400 Euro auf dem sechsten, Maybritt Illner mit rund 1800 Euro auf dem fünften Platz. Nah beieinander liegen Reinhold Beckmann (rund 2300 Euro) und Anne Will (rund 2400 Euro). Das zweitteuerste Talk-Format ist "Hart, aber Fair" mit Frank Plasberg: Es schlägt mit 2800 Euro pro Sendeminute zu Buche. An der Spitze steht die Talkshow von Jauch mit rund 4600 Euro pro Minute. 39 Jauch-Sendungen brachten damit Kosten von 11,1 Euro mit sich.
"Günther Jauch" ist damit zweieinhalbmal so teuer wie das Format "Maybrit Illner". In dem Bericht heißt es dazu: „Die Kommission sieht die ARD-Anstalten gefordert, den erheblichen Unterschieden der Kosten der Formate nachzugehen.“
Die ARD hat mit Blick auf die Minutenkosten von „Günther Jauch“ in einer Reaktion auf eine „erhebliche publizistische Relevanz“ der Sendung verwiesen. Daher werde sie "bewusst möglichst attraktiv gestaltet". So habe etwa die Location "gesondert hergerichtet werden müssen". Das ZDF gab keine Stellungnahme zu seinen Talksendungen ab.
Die KEF sieht Sparpotenzial. Das ZDF solle ein Konzept zur Personalplanung vorlegen, das bis 2020 reicht. Die ARD rief sie auf, dass „insbesondere die vier großen Anstalten“ einen angemessenen Beitrag zu Personaleinsparungen leisten sollten. Auch bei den Fernseh-Produktionskosten gebe es Einsparpotenziale.
Die KEF ist die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten. Sie legt fest, wie viel Geld die Öffentlich-Rechtlichen brauchen und macht der Politik Vorschläge. Der aktuelle 19. KEF-Bericht, der Zahlen von 2011 und 2012 untersuchte, kann >>hier im PDF-Format heruntergeladen werden.