Tourismuskonzern TUI zahlt Corona-Staatshilfen bis Ende 2023 zurück

In der Coronapandemie war der Staat bei dem Tourismuskonzern eingestiegen. Quelle: Reuters

Der Tourismuskonzern will die stille Einlage des Bundes ablösen. Die rund 730 Millionen Euro dafür sollen aus einer weiteren Kapitalerhöhung kommen.

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TUI will die verbliebenen Staatshilfen aus der Coronakrise bis Ende kommenden Jahres zurückzahlen. Für mindestens 730 Millionen Euro löst der Reisekonzern nach dem vereinbarten Plan die restliche Stille Einlage des Bundes und eine Optionsanleihe ab und kauft dem staatlichen Corona-Rettungsfonds das Recht auf Wandlung in TUI-Aktien ab.

Das Geld dafür will TUI mit einer weiteren Kapitalerhöhung einnehmen, wie das Unternehmen am Dienstagabend in Hannover mitteilte. Zudem könnten die Kredite der Staatsbank KfW von zuletzt noch 2,1 Milliarden Euro deutlich reduziert werden. „Zügige Rückführung der Staatshilfen war immer unser Ziel“, sagte TUI-Chef Sebastian Ebel. „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür. TUI ist wieder stabil und auf dem Weg zurück zu profitablem Wachstum.“

Das Reise-Geschäft hatte sich im Sommer 2022 kräftig erholt. Der Konzern habe „natürlich noch einen herausfordernden Weg“ vor sich, sagte Ebel. „Aber unsere Strategie, unser zukunftssicheres Geschäftsmodell, der Neustart des Tourismus und vielversprechende Kunden- und Reisetrends stimmen uns zuversichtlich für unseren Weg zurück zur Normalität.“

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2020 hatte der deutsche Staat TUI wegen des Zusammenbruchs des Reisegeschäfts mit insgesamt 4,3 Milliarden Euro gestützt, um eine Pleite zu verhindern. Davon entfielen drei Milliarden Euro auf KfW-Kredite und 1,3 Milliarden Euro auf Eigenkapital in Form von Stillen Einlagen. Um sie zurückzuzahlen, hat sich TUI in den vergangenen eineinhalb Jahren dreimal frisches Kapital beschafft, insgesamt mehr als zwei Milliarden Euro. Das hat den Aktienkurs so verwässert, dass der Touristikkonzern vor weiteren Kapitalerhöhungen das Grundkapital auf ein Zehntel herabsetzen muss.

Das soll die Hauptversammlung im Februar 2023 beschließen. Aus zehn TUI-Aktien wird damit eine, aus insgesamt 1,785 Milliarden Papieren 179 Millionen. Das mache Kapitalerhöhungen „zu marktüblichen Konditionen“ möglich, erklärte TUI. Denn neue Aktien dürfen nicht unter dem rechnerischen Nennwert von 1,00 Euro ausgegeben werden. Die Vorratsgenehmigung der Aktionäre für die geplanten Bezugsrechts-Kapitalerhöhungen hat TUI schon. Der Staat verzichtet dabei bis Ende 2023 auf das Wandlungsrecht für seine Stille Einlage. Am Dienstag schlossen TUI-Papiere im Xetra-Handel mit 1,72 Euro.

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Der TUI-Aufsichtsrat habe dem Fahrplan für die Tilgung bereits zugestimmt. Derzeit ist der deutsche Staat noch mit einer Einlage von 420 Millionen Euro und einer Optionsanleihe über 59 Millionen Euro bei TUI engagiert. Einschließlich Zinsen und einem Ausgleich für die Aktienoptionen muss der Reisekonzern aber deutlich mehr an den WSF zahlen. 671 Millionen Euro hatte er bereits im Sommer getilgt.

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