




Christian Veith verdient Applaus. Als Ende 2008 die Krise auch die Beraterbranche einholte, war dem Deutschland-Chef der Strategieberatung The Boston Consulting Group klar: Die Ära der Dichter und Denker ist vorbei. In Zeiten der Unsicherheit brauchen die Wirtschaftskapitäne Berater an ihrer Seite, die auch vor einer Komplettsanierung nicht zurückschrecken, die Unnötiges über Bord werfen, die Kosten senken und wenn es sein muss, auch bereit sind, den harten Restrukturierer zu geben.
Veith läutete im eigenen Haus einen harten Strategiewechsel ein. Hatte BCG bis dahin den Ruf, der Antipode der Costcutter-Truppe McKinsey, also die Heimat aller superschlauen Berater mit Herz und Sozialkompetenz zu sein, verordnete Veith BCG eine vertrieblichere Herangehensweise an das Beratungsgeschäft. Fortan lautete die Parole: Wir sind nicht nur hervorragende Denker – wir überzeugen auch in der Praxis, können restrukturieren und umsetzen.
BCGs Ansatz, Strategie und Restrukturierung stärker zu verbinden, hat überzeugt

„Diese Botschaft ist bei den Beratungskunden sehr gut angekommen“, urteilt Frank Höselbarth, Inhaber der Frankfurter Agentur People & Brand. Seit 2003 fragt der Experte für Unternehmensberatung und Markenbildung im Zwei-Jahres-Rhythmus Topmanager nach ihrer Meinung zu den wichtigsten Unternehmensberatungsmarken. 2011 beteiligten sich 126 Vorstände und Geschäftsführer aus Mittelstand und Dax-Konzernen an der Befragung, die allesamt regelmäßig zahlreiche Beratungsprojekte in Auftrag geben. Sie kürten The Boston Consulting Group zur stärksten Unternehmensberatungsmarke 2011. BCG-Deutschlandchef Christian Veith, der sich seit seinem Strategiewechsel den Vorwurf gefallen lassen musste, die McKinseysierung der Marke BCG eingeläutet zu haben, erntete jetzt also auch im Berater-Imageranking 2011 die Früchte seiner Entscheidung.
BCG ist zum Synonym der Beraterbranche aufgestiegen
Mit Bestnoten bei Bekanntheit und Ruf und einem hervorragenden zweiten Platz in puncto Fähigkeit der Beratung, das Betriebsergebnis von Unternehmen zu verbessern, verwiesen die vermeintlichen Softies von BCG Marktführer McKinsey mit seinem messerscharfen Profil des Kostensenkers auf Platz zwei im Berater-Ranking. „Mit einem Bekanntheitsgrad von 100 Prozent ist die Marke BCG in deutschen Managerkreisen neben McKinsey zum Synonym der Beraterbranche insgesamt aufgestiegen“, so Höselbarth. „Anders als McKinsey polarisiert die Marke BCG aber weniger. Von allen Beratungsmarken genießt die Boston Consulting Group den positivsten Ruf bei den Kunden, ohne beim Betriebsergebnis wesentlich schlechter abzuschneiden als der Marktführer.“
Das spiegelt sich auch in der Geschäftsentwicklung wider. „Wir haben mit unserem Ansatz der gezielten Expansion in Deutschland und international in den letzten Jahren Marktanteile gewonnen“, sagt BCG-Chef Veith. 2010 steigerte die Strategieberatung BCG, die als weltweite Nummer zwei gilt, mit ihren 4800 Beratern rund um den Globus ihren Umsatz um 12 Prozent auf mehr als drei Milliarden Dollar. Im Deutschland und Österreich legten die 910 BCG-Berater im selben Jahr beim Umsatz um sechs Prozent auf 444 Millionen Euro zu.
Der weltweite und deutsche Marktführer der Beraterbranche McKinsey hingegen, der über viele Jahre ob des großen Erfolgs hierzulande Umsatzvergleiche mit dem Wettbewerb nicht scheute, entschied sich 2007, auch für den deutschen Markt keine Umsatzzahlen mehr preiszugeben. „Selbst wenn BCG beim Umsatz mit McKinsey hierzulande noch nicht gleichgezogen haben sollte, so liefern sich die Bostoner doch beim Markenimage bereits seit Jahren ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit den Meckies und hatten 2011 eindeutig die Nase vorn“, sagt Höselbarth.