Übernahmen seien der "Turbo" im Wohnungsvermietungsgeschäft, sagte Vonovia-Chef Rolf Buch nach der gescheiterten Übernahme des Branchen-Vize Deutsche Wohnen. Es klang wehmütig. Denn Buch sagte auch, die Akquisition eines börsennotierten Immobilienunternehmens schließe er “in der nächsten Zeit” aus.
Klar schien: Turbo-Mann Buch darf nun erstmal nicht mehr Vollgas fahren, auch wenn er gern würde. Zu krachend war die Niederlage im Kampf um Deutsche Wohnen.
"Ich habe gelernt, dass feindliche Übernahmen in der deutschen Wohnungswirtschaft nicht möglich sind", ging Buch in Sack und Asche. Aus dem eigenen Aktionärskreis kamen Forderungen, statt im großen Stil zu Kaufen solle der frühere Bertelsmann-Topmanager nun zeigen, dass er Vonovia auch operativ voranbringen kann.
Nach ziemlich genau einem halben Jahr ist die Zurückhaltung vorbei, das Geschwätz von gestern nicht mehr wichtig. Herr Buch schaltet wieder den Turbo ein und übernimmt den deutsch-österreichischen Wettbewerber Conwert – „freundlich“ diesmal, betont er. Mit 2,9 Milliarden Euro ist das Übernahmevolumen allerdings deutlich kleiner als beim gescheiterten Deutsche-Wohnen-Deal, bei dem Buch 14 Milliarden Euro Kaufpreis finanzieren wollte.
Operativ weckt der Deal tatsächlich einige Fantasie:
So könnte sich Vonovia mit den 2400 Wiener Conwert-Wohnungen und dem Österreich-Know-how von Conwert das Nachbarland als neues Wachstumsfeld erschließen.
Außerdem verwaltet Conwert in Deutschland und Österreich in großem Umfang Wohnungsbestände als Verwalter fremder Bestände. In diesem Geschäft hat sich auch Vonovia durch die Übernahme zweier Hausverwaltungen kürzlich engagiert. Wohnungsverwaltung wäre ein potentielles Geschäftsfeld mit Wachstumsaussichten und ordentlichen Renditen für den Dax-Konzern. Außerdem lernt Vonovia in dieser Rolle Wohnungsbestände gut kennen und erfährt frühzeitig, wenn deren Eigentümer an einen Verkauf denken.
Ob der Preis für die Conwert-Aktien zu großzügig bemessen ist, steht auf einem anderen Blatt. Dass er 6 Euro und acht Cent mehr bietet pro Conwert-Aktie als Deutsche-Wohnen-Chef Michael Zahn bei einer gescheiterten Conwert-Übernahme für die Papiere zahlen wollte, begründet Buch mit der inzwischen verbesserten Performance des Unternehmens. Tatsächlich soll der Preis aber auch Garantie dafür sein, dass der Schuss nicht wieder nach hinten los geht. Sicher hat Vonovia bisher ja nur die 26 Prozent der Conwert-Anteile von Real Estate – mehr als 50 Prozent braucht er. Nochmal den Turbo einschalten und aus der Kurve fliegen, das darf dem Vonovia-Piloten nicht passieren.