BASF Tochter Wintershall macht Milliarden-Zugeständnis in Libyen

Das deutsche Öl- und Gasunternehmen Wintershall hat nach Informationen der WirtschaftsWoche im Streit um die Ölförderung in Libyen weitgehende Zugeständnisse gemacht.

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Das deutsche Öl- und Gasunternehmen Wintershall hat im Streit um die Ölförderung in Libyen weitgehende Zugeständnisse gemacht. Quelle: Wintershall

Demnach konnte das Unternehmen den Streit mit der staatlichen libyschen Ölgesellschaft NOC um eine Milliardenstrafe zwar vorerst beilegen, muss dafür aber mehr als Dreiviertel seiner Produktion an NOC abtreten. Von 65.000 Barrel, die die Deutschen jeden Tag in der libyschen Wüste fördern, darf Wintershall nur etwa 12.500 Barrel selbst vermarkten. Der Rest geht als sogenannter Overlift an die NOC und wird von ihr in den Verkauf gebracht. Der Wert dieser täglich von der NOC vermarkteten Menge beträgt gut 2,5 Millionen US-Dollar. Wintershall bestätigte, dass es eine vorläufige Vereinbarung zur Wiederaufnahme der Produktion gebe, machte zu den genauen Zahlen jedoch keine Angaben.

In den vergangenen Monaten war der Streit zwischen Wintershall und der staatlichen libyschen Ölgesellschaft NOC easkaliert. Seit Anfang März stand daher die Produktion zeitweise komplett still. Quelle: Wintershall

Der Streit zwischen beiden Parteien war in den vergangenen Monaten eskaliert. Es geht um  Lizenzen und Verpflichtungen noch aus der Zeit des gestürzten Diktators Muammar al Gaddafi. Seit Anfang März stand daher die Produktion zeitweise komplett still. Wintershall und NOC waren sich uneins über die Rechte und Verpflichtungen des deutschen Unternehmens bei zwei Konzessionen, welche die BASF-Tochter seit fast 60 Jahren in Libyen bewirtschaftet.

Der staatliche libysche Ölkonzern bezichtigte die Deutschen, mit einem Produktionsstopp Vereinbarungen gebrochen zu haben, und forderte fast eine Milliarde Dollar Schadenersatz von dem Unternehmen. Neue, nicht abgeschlossene Verträge sollten die Abgaben an den Staat, die bereits bei mehr als 90 Prozent lagen, noch erhöhen und zudem Wintershall zu einem Minderheitsgesellschafter machen. Wintershall indes pochte auf bestehende Konzessionen, die es direkt mit dem Staat gebe – nicht aber mit der NOC. Diese alten Verträge seien nach wie vor gültig und in Kraft. „Die angeblichen Ansprüche gegen Wintershall auf Geldzahlungen bestehen nicht“, sagte Wintershall-Sprecher Michael Sasse auf Anfrage. „Wir sind mit der NOC allerdings in Gesprächen über eine Reihe von Themen.“

Nun scheint es vorerst einen Kompromiss zu geben, die Förderung der Deutschen in Libyen läuft seit einigen Wochen wieder. Nach Recherchen der WirtschaftsWoche ist zwischen den Parteien vereinbart, dass die libysche NOC den aktuellen Overlift als eine Art Kredit von der deutschen Ölfirma erhält – verbunden mit der Zusage, später einmal dafür zu bezahlen. Im Gegenzug erhebt die NOC nicht weiter die Forderung auf Schadenersatz. Das libysche Unternehmen äußerte sich auf Anfrage nicht.

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